Goldig, schlüpfrig, unzerstörbar

Von Alexander Mey
Drei Protagonisten der Winterspiele: Magdalena Neuner, Maria Riesch und Anja Pärson (v.l.)
© Getty
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FLOPS

Trauerspiel in der Eisrinne

Es war der große Schock, noch bevor die Spiele offiziell begonnen haben. Der Georgier Nodar Kumaritaschwili verunglückte beim Training im Rodeln bei einem Sturz aus der Bahn tödlich. Viel zu schnell war die Eisrinne. Schon die Rodler kamen über 150 km/h - ganz zu schweigen von den Bobfahrern. Immer wieder wurde an den Starthöhen und einzelnen Kurven herumgedoktert, aber wirklich geholfen hat es nicht. Auch bei den Bobs sind die besten Piloten der Welt gefallen wie die Fliegen. Man kann auch alles übertreiben.

Gewaltige Fettnäpfchen

Es ist immer schwierig, beim Tod von Menschen, die man kaum kannte, das richtige Maß an Pietät zu finden. Aber manche Sachen gehen einfach gar nicht, wenn man halbwegs bei Verstand ist. Zum Beispiel, an der Unfallstelle von Nodar Kumaritaschwili dumme Touristen-Fotos schießen. So als netten Schnappschuss fürs Familienalbum. Ebenfalls unpassend, wenn auch mit Sicherheit ungewollt, war ein Kommentar von IOC-Präsident Jacques Rogge. Er sagte: "Man kann nicht glücklich sein, wenn ein Athlet stirbt. Aber davon abgesehen laufen die Spiele nach ein paar Ausrutschern zu Beginn sehr gut."

Felix Austria?

0! In Worten: null! So viele Medaillen haben die ruhmreichen österreichischen Alpin-Herren in Whistler geholt. Null - kein Witz! Weltuntergang in den Alpen.

Prädikat: versagt

Trifft auf zwei Nationen zu: Russland und Finnland. Platz elf in der Nationenwertung, nur drei Goldmedaillen - was für ein Debakel für die Russen! Zu allem Überfluss sind die Deutschen auch noch im ewigen Medaillenspiegel der Winterspiele vorbeigezogen. Na ja, wenigstens gab es keinen positiven Dopingfall. Oder war vielleicht gerade das der Grund für die Pleite? Für Finnland wurde es am Ende Platz 24 in der Nationenwertung. Keine einzige Goldmedaille, wie schon 2006. Doch damals wurden es insgesamt wenigstens noch neun. Diesmal erbärmliche fünf. In Finnland ist der große Doping-Knall übrigens schon ein paar Jahre länger her als bei Russland.

Das kleine Arschloch

Gerard Kemkers ist eigentlich ein richtig guter Eisschnelllauf-Trainer. Nur im 10.000m-Lauf seines Schützlings Sven Kramer hatte er den Blackout der Spiele. Er schickte Kramer, der haushoch in Führung lag und das Rennen in Olympiarekord hätte gewinnen sollen, anstatt auf die Außen- auf die Innenbahn. Er merkte es früh, wurde kreidebleich und starrte entsetzt vor sich hin. Denn er wusste genau, dass dieser Fehler die Disqualifikation bedeutete. Als Kramer davon erfuhr, war er not amused. "Verdammt noch mal, was für ein Arschloch", beschimpfte er seinen Trainer. Nur um sich einen Tag später versöhnlich zu zeigen. Schließlich ist er ja eigentlich ein richtig guter Trainer.

Der Olympia-Quickie

Die Schnellste in Whistler war eindeutig Marion Rolland. Sie stieß sich in der Abfart aus dem Starthäuschen ab, schob kurz an, trat sich auf den Stock und kippte nach nicht einmal zehn Metern einfach nach rechts um. Sah wirklich saublöd aus, hatte aber für die Französin dramatische Folgen. Kreuzbandriss - bitter!

Apropos Quickie

Etwas aus der Abteilung Kurioses. Misty Moonlight, in Vancouver ansässige Prostituierte, beschwerte sich über den eklatanten Preisverfall in ihrem horizontalen Gewerbe während der Winterspiele. Schuld waren die auswärtigen Gastarbeiterinnen. "Das sind nur eingeflogene Schlampen, die hier einen schnellen Dollar machen wollen. Aber Aussehen ist nicht alles. Auf den Service kommt es an", mahnte Moonlight. Wirklich ein Skandal so was!

Übereifrige Helferlein

Im Prinzip war beim Biathlon ja alles super. Bis auf die Schießleistungen der deutschen Herren vielleicht. Aber rund um Magdalena Neuner war auf jeden Fall alles super. Bis auf die lästigen Schmeißfliegen im Zielraum, die an unserer Lena herumzerrten, wie sie wollten, und sie nicht einmal richtig feiern ließen. Fand auch Lena selbst und ließ einmal so richtig den Kragen platzen: "Man wird von denen nach dem Zieleinlauf noch schlimmer behandelt als Schweine, die zur Schlachtbank gehen. Da wird richtig an einem gezerrt und Gewalt angewendet. Das verdirbt einem so richtig die Laune."

Wetter, Wetter, Wetter

Ein paar Tage lang war alles bestens. Ein Traum unter blauem Himmel. Okay, vielleicht 15 Grad zu warm für Winterspiele, aber das ging ja noch. Schlimm waren die vielen Tage mit Nebel, Regen und Schneeregen. Die brachten gerade zu Beginn den Zeitplan bei den Alpinen gehörig durcheinander. Am besten hat Ex-Weltmeister Frank Wörndl das Wetterphänomen beschrieben: "Jedes Mal, wenn ich hierher gekommen bin, wurden die Rennen wegen schlechten Wetters abgesagt. Wir nannten den Ort hier immer: 'Pissler Mountain'." Zu diesem Thema könnte man auch gut die arg gebeutelten Nordischen Kombinierer befragen. Sie würden nach ihrem total vom Wind verblasenen Wettkampf auf der Großschanze wohl von "Windler Mountain" sprechen.

Ein Turnier, das keiner braucht

Zum Schluss noch ein kritisches Wort zum Eishockey. Kanada jubiliert ja jetzt total, weil ihr Held Sidney Crosby das entscheidende Tor zum Olympia-Gold geschossen hat, und auch die kanadischen Mädels haben völlig zu Recht Gold geholt. Aber mal ehrlich: Das Eishockey-Turnier der Damen hat absolut niemand gebraucht! Warum? Ganz einfach: Kanadas Ergebnisse bis zum Finale: 18:0, 10:1, 13:1, 5:0. Ergebnisse der USA bis zum Finale: 12:1, 13:0, 6:0, 9:1. Spielt doch bitte gleich das Finale Kanada - USA aus und erspart uns allen den Rest!

Teil 1: Die Tops der Winterspiele