Darum war Vancouver ein großer Erfolg

Von Alexander Mey
Magdalena Neuner ist mit 23 Jahren zweimal Olympiasiegerin und sechsmal Weltmeisterin
© Getty

Waren die olympischen Winterspiele in Vancouver aus deutscher Sicht ein Erfolg oder nicht? 30 Medaillen sind eine mehr als in Turin 2006, aber Platz eins im Medaillenspiegel ging flöten. SPOX meint trotzdem, dass die Spiele ein großer Erfolg waren. Nicht wegen der nackten Zahlen, sondern wegen der Personen dahinter. Es gab aber auch Sorgenkinder.

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Autokorso auf der Leopoldstraße, Jubelarien auf dem Rathausbalkon, Eintrag ins goldene Buch der Stadt München. So wurden die Winter-Olympioniken noch nie empfangen.

Diesmal schon. Allerdings weniger, weil sie im fernen Kanada so überwältigende Leistungen gebracht haben. Vielmehr, weil das Organisationskomitee der Olympiabewerbung für München 2018 einen großen Bahnhof als Werbung wollte.

Dabei hat die sportliche Werbung für Deutschland eigentlich schon gereicht. 30 Medaillen sind eine sehr gute Bilanz, mehr gab es nur 2002 in Salt Lake City (36). Vor allem erfreulich: Mit Magdalena Neuner und Maria Riesch hat Deutschland zwei Persönlichkeiten, die in Verbindung mit ihren sportlichen Erfolgen das Zeug zu internationalen Stars haben.

Wichtigste Erkenntnis: Deutschland hat Perspektive

Und sie sind beide noch jung. Das ist der größte Erfolg, den Deutschland in Vancouver verbucht hat. Viele Medaillengewinner haben hervorragende Perspektiven in Richtung Olympia 2014 in Sotschi, eine große Anzahl sogar bis zu möglichen Heimspielen 2018 in München.

Neuner 23, Riesch 25, Felix Loch 20, Viktoria Rebensburg 20, Stephanie Beckert 21, Tatjana Hüfner 26 - und das sind nur die jungen Goldmedaillengewinner.

Deutschland hat Zukunft, das ist das Wichtigste, was man nach Vancouver feststellen kann.

Nachfolger der Etablierten stehen überall bereit

Beispiele dafür gibt es in fast jeder Sportart. Im Biathlon rücken für die alte Garde um Kati Wilhelm, Andrea Henkel und Martina Beck neben Neuner junge Hoffnungsträgerinnen wie Tina Bachmann (23), Juliane Döll (23) oder Miriam Gössner (19) nach. Auch bei den Herren stehen hinter Michael Greis talentierte junge Leute wie Arnd Peiffer (22), Simon Schempp (21) und Christoph Stephan (24). Alles, was denen noch fehlt, ist Konstanz. Die kommt durch Erfahrung und hoffentlich auch durch den positiven Einfluss eines neuen Bundestrainers.

Im Eiskanal hatten die Deutschen noch nie Probleme mit dem Nachwuchs. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Im Rodeln sind mit Loch (20), Natalie Geisenberger (22) und dem Doppel Tobias Wendl/Tobias Arlt (beide 22) schon ganz junge Athleten Weltspitze. Im Bob steht für den scheidenden Andre Lange zum Beispiel Europacup-Sieger Manuel Machata (25) bereit.

Alpine können schon bis 2018 planen

Im alpinen Bereich sind alle aktuellen Leistungsträger noch sehr jung. Neben Riesch und Rebensburg können Fahrerinnen wie Susanne Riesch (22), Christina Geiger (20) oder Katharina Dürr (20) sogar bis 2018 planen. Bei den Herren bleibt auch nach Vancouver einzig und allein Felix Neureuther. Aber der ist immerhin auch erst 25 Jahre alt.

Auch im Langlauf, der zuletzt so oft kritisiert wurde, in Vancouver aber positiv überrascht hat, sind die Perspektiven gut. Vor allem bei den Herren, wo hinter den Etablierten Männer wie Tom Reichelt (27), Franz Göring (25) und vor allem Tim Tscharnke (20) anstehen.

Bei den Damen sieht es nicht ganz so rosig aus, es sei denn, der Verband kann Miriam Gössner überreden, komplett vom Biathlon zum Langlauf zu wechseln.

Kombinierer trotz Misserfolgs vielversprechend

Selbst in der Nordischen Kombination, in der Deutschland in Vancouver so gut wie nichts gewonnen hat, sieht es perspektivisch sehr gut aus. Fast sogar am besten. Björn Kircheisen (26), Tino Edelmann (24), Eric Frenzel (21) und Johannes Rydzek (18) haben noch mindestens einmal, die meisten sogar zweimal die Chance, bei Olympia zuzuschlagen.

Die Liste ließe sich mit den Beckert-Geschwistern im Eisschnelllauf oder Andreas Wank und Pascal Bodmer im Skispringen noch weiter ausführen. Aber die Quintessenz ist schon jetzt klar.

Deutschland hatte in Vancouver ein Team der Zukunft am Start, das zwar diesmal die Nationenwertung nicht gewonnen hat, dazu aber noch häufiger Gelegenheit bekommen wird.

Sorgenkind: Trendsport

Nur ein Sorgenkind bleibt. Trendsport ist überhaupt nicht das Ding der Deutschen. 60 Medaillen gab es im Freestyle, Snowboard und Shorttrack zu gewinnen, keine davon ging nach Deutschland.

Ausgerechnet in den jüngsten Sportarten der Olympischen Spiele hinkt die deutsche Jugend hinterher.

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