Zika-Virus Thema bei Einkleidung

SID
30 mal wurden die Olympischen Spiele nun schon ausgetragen
© getty

Immer wieder verschwand Britta Heidemann mit einer dunkelblauen Jogginghose in der schmucklosen Umkleidekabine und war anschließend noch ratloser als vorher. "Für mich als Frau ist die Olympia-Einkleidung wie eine Shopping-Tour. Ich muss jedes Teil dreimal anprobieren", sagte die Fecht-Olympiasiegerin mit einem Augenzwinkern dem SID.

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Zum vierten Mal seit 2004 durfte sich die Kölnerin einen riesigen Rucksack mit 70 Bekleidungsstücken vom Trainingsanzug über Badelatschen bis zum Halstuch füllen. Diesmal fungierte die Bundeswehr in der Emmrich-Cambrai-Kaserne in Hannover als Gastgeber der manchmal etwas wuseligen Schlacht um das passende Rio-Outfit.

Für Michael Vesper ist die Veranstaltung der Eintritt in die heiße Olympiaphase. "Einkleidung, das heißt Olympia sehen, fühlen, riechen und schmecken", sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der nach eigenem Bekunden vier Wochen vor der Eröffnung "das gewisse Kribbeln" verspürt.

Geballte Vorfreude, aber auch eine gewisse Besorgnis - so gehen die allermeisten Funktionäre und Athleten das Abenteuer in der brasilianischen Metropole an. "Die Sportler werden von uns optimal betreut und auf alle Risiken detailliert hingewiesen", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann beruhigend.

Nach Olympia: keinen ungeschützten Sex

Auch Heidemann geht mit dem Problem der öffentlichen Sicherheit am Zuckerhut und auch der Gefahr durch den grassieren Zika-Virus eher gelassen um: "Jeder wird gut auf sich aufpassen." Vesper baut auf den ärztlichen Hinweis, dass im brasilianischen Winter die Gefährdung sinkt.

Dennoch: Der Verdacht, dass es einen Zusammenhang zwischen Zika-Virus-Infektionen und Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen gibt, ist mittlerweile bestätigt. Allen Rückkehrern aus Rio wird empfohlen, mindestens acht Wochen lang auf ungeschützten Geschlechtsverkehr zu verzichten.

Denn auch in Deutschland ist die Zahl der Infektionen mit dem Zika-Virus mittlerweile auf 77 gestiegen. Dies teilte zur Wochenmitte das Berliner Robert-Koch-Institut mit. In fast allen Fällen handelt es sich dabei um Menschen, die geschäftlich oder privat in Mittel- und Südamerika unterwegs waren.

Handballer sind noch nicht nominiert

Das Zika-Infoblatt lasen sich am Donnerstag in der niedersächsischen Landeshauptstadt auch Kai Häfner und Finn Lemke interessiert durch. "Nur gucken, nicht anfassen", lautete indes (noch) die Devise der beiden Handball-Europameister, denn die definitive Olympia-Nominierung auf Vorschlag von Bundestrainer Dagur Sigurdsson findet erst am 17. Juli statt.

Beide dürfen sich berechtigte Hoffnungen machen, erneut dem Kader des Isländers anzugehören. Lemke überzeugte bei der EM als Abwehrchef, Häfner punktete nach seiner Nachnominierung als wichtiger Joker.

Somit genoss das Duo das zarte Olympia-Feeling in der normalerweise eher nüchternen Einkleidungshalle 22a in Hannover-Stöcken mit bunten Flaggen unter der Decke und dem "Cafe Zuckerhut" mit Heiß- und Kaltgetränken und kleinen Snacks aller Art.

Heidemamm kämpft diesmal nur um Stimmen

"Natürlich wären wir gern dabei und haben alles dafür getan. Aber wir müssen eben noch ein bisschen warten", sagte der 2,10 m lange Hüne Lemke. Sportlich empfehlen können sich die beiden Nationalspieler beim Testländerspiel am kommenden Mittwoch in Stuttgart gegen Tunesien (18.30 Uhr/ZDF).

Einen Wettstreit ganz anderer Art steht diesmal für Heidemann in Rio im Mittelpunkt. Als Sportlerin nicht qualifiziert, kämpft die 33-Jährige um Stimmen für ihre Wahl in die IOC-Athletenkommission. Ausgang ungewiss, denn: "Ich weiß gar nicht, ob die Sportler vor Ort überhaupt Bock auf irgendwelche Wahlen haben."

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