Keine Medaille für Fechter Limbach und Hartung

SID
Nicolas Limbach setzte sich gegen seinen Vereinskollegen Benedikt Wagner durch
© Getty

Große Enttäuschung bei den deutschen Säbelfechtern: In Nicolas Limbach ist auch der große Goldfavorit bei Olympia ausgeschieden. Limbach unterlag dem Russen Nikolaj Kowalew.

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Nicolas Limbach fluchte, schimpfte und sank am Ende verzweifelt auf die Knie: Der große Traum vom olympischen Gold platzte für den haushohen Favoriten bereits im Viertelfinale. Der frühere Säbelfecht-Weltmeister ließ seinen großen Worten wie schon vor vier Jahren in Peking nur kleine Taten folgen.

"Wahrscheinlich bin ich jetzt der Depp der Nation. Die Zeitungen werde ich am Montag bestimmt nicht aufschlagen", sagte Limbach nach dem bitteren Aus.

Achterbahnfahrt auf der Planche

Eine wahre Achterbahnfahrt hatte der 26-Jährige auf der blauen Planche der ExCel-Arena vorher erlebt.

Gegen den zuvor kaum in Erscheinung getretenen Russen Nikolai Kowalew lag Limbach bereits zweimal (3:7 und 9:12) deutlich zurück, glich beide Male aus - und stand am Ende nach dem 12:15 doch als Verlierer traurig am Royal Victoria Dock an der Themse.

"Ich hatte nie die Sicherheit, nie das Gefühl, einen Lauf zu haben", sagte Limbach, der den Grund fürs frühe Scheitern nicht nur bei sich sah: "Es war harte Arbeit. Die Schiedsrichter haben einseitig entschieden, ich hatte ein, zwei Fehler drin. Es kommt eben alles zusammen."

Limbachs Dormagener Vereinskollege Max Hartung verlor sein Viertelfinale 13:15 gegen den Ungarn Aron Szilagyi, Benedikt Wagner war im Achtelfinale von Limbach persönlich aus dem Weg geräumt worden.

Reibungsloses Weiterkommen bis kurz vorm Halbfinale

Bis zu seinem Aus kurz vor dem Halbfinale lief es für den Weltranglistenersten nahezu reibungslos. Nach dem 15:8 gegen den Polen Adam Skrodzki war es auch gegen seinen Vereinskollegen Wagner beim 15:7 im Achtelfinale unerwartet einfach.

"Das war deutlicher als gedacht. Im Training ist es aus meiner Erfahrung enger. Ich bin über den Sieg nicht glücklich", sagte Limbach. Die Stimmung stieg danach auch nicht mehr.

Bereits vor vier Jahren war Limbach als Weltranglistenerster in das olympische Turnier gegangen. Damals war im Achtelfinale Endstation, doch in London sah sich Limbach gereift.

Als "Hero oder Depp" wollte er das Turnier beenden. Letzteres ist es geworden. "Die Enttäuschung ist groß, ich wollte Gold", sagte 14-malige Weltcup-Sieger: "Aber ich wusste auch, dass mir die Medaille nicht einfach so hingelegt wird."

Limbach: "Sehe aus wie ein Idiot"

Seinen Kampf gegen Kowalew will Limbach nun in Ruhe auswerten. Unmittelbar danach wirkte der fast zwei Meter große Blondschopf etwas ratlos. "Vielleicht hätte ich ein wenig mehr Risiko gehen sollen. Aber wenn das nach hinten losgeht, sehe ich aus wie ein Idiot", sagte Limbach in seiner gewohnt deutlichen Art.

Letzter Strohhalm für eine Olympia-Medaille in London ist der am Freitag beginnende Teamwettbewerb. Der sei mindestens genauso interessant. Limbach, Wagner und Hartung wollen da "das Feld noch mal von vorne beackern". Das Desaster im Einzel ist schon am Montag raus aus den Köpfen. Das versprach zumindest Limbach.

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