Russen-Skandal: Digel lobt IAAF

SID
Jelena Sobolewa
© DPA

Peking - Der Leichtahletik-Weltverband IAAF hat mit der Aufdeckung der Urin-Manipulation von sieben russischen Athletinnen einen spektakulären Coup im Kampf gegen den Sportbetrug gelandet.

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"Das ist kein Skandal. Es ist ein Meilenstein im Anti-Doping-Kampf, dass man ihnen auf die Spur gekommen ist. Dafür gebührt der IAAF Lob", sagte IAAF-Councilmitglied Helmut Digel.

Die Doping-Experten der IAAF sind den Sportlerinnen mit einer DNA-Analyse auf die Spur gekommen: Der Urin von Trainingstests aus dem Frühjahr 2007 stimmte offenbar nicht mit denen der Weltmeisterschaft im August vergangenen Jahres überein.

Kein Verständnis

"Das haben unsere Experten fantastisch gemacht", stellte Digel fest. Kein Verständnis hat der Tübinger Sportsoziologe für die Kritik des russischen Verbandspräsidenten Valentin Balachnitschew zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Suspendierung durch die IAAF.

"Ich glaube, die Russen sind nun am Zuge und müssen zeigen, was sie eigentlich im Anti-Doping-Kampf tun", meinte er. "Was von den USA und China verlangt wird, muss nun auch von ihnen gefordert werden."

Medaillen-Hoffnung ertappt

Zu den bei der mutmaßlich betrügerischen Doping-Manipulation Ertappten gehören die Ex-Weltmeisterin über 5000 Meter, Olga Jegorowa, Hallen-Weltrekordlerin Jelena Sobolewa, Europameisterin Tatjana Tomaschowa und Hallen-Vizeweltmeisterin Julia Fomenko (alle 1500 Meter) sowie die Europameisterin Daria Pischtschalnikowa (Diskus) und die frühere Hammerwurf-Weltrekordlerin Gulfia Chanafajewa.

Sie galten als Medaillen-Favoritinnen für Peking. Nach den IAAF-Regeln können sie binnen zwei Wochen eine Anhörung beim nationalen Verband beantragen. Die olympischen Leichtathletik-Wettbewerbe beginnen am 15. August.

Abgekartetes Spiel 

"Ich denke, es war abgekartetes Spiel", sagte die Läuferin Jelena Sobolewa in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehen in Russland. "Der Zeitpunkt war sorgfältig gewählt. Wir sind einfach beiseite geschoben worden."

Mit einer schriftlichen Stellungnahme an den Verband werde sie um Gerechtigkeit kämpfen. "Man wirft mir etwas vor, was ich nicht getan habe", sagte Sobolewa.

"Für sie sind die Olympischen Spiele noch vor der Eröffnung zu Ende", kommentierte die Zeitung "Moskowski Komsomolez". Es sei nicht korrekt, so kurz vor den Spielen "schmutzige Wäsche zu waschen", kritisierte das Blatt die IAAF-Entscheidung.

Viele Fragen offen 

Zudem gebe die Reaktion auf Proben von 2007 "Anlass zur Vermutung, dass in der Zwischenzeit mit ihnen alles Mögliche geschehen konnte". Ähnlich sah es die russische Zeitung "Sport-Express". "Disqualifizierungen sind in der Leichtathletik nichts Ungewöhnliches mehr. Aber kurz vor Olympischen Spielen sichert man sich damit die Aufmerksamkeit der ganzen Welt", schrieb das Blatt. "Es bleiben eine Menge Fragen."

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