Maze oder Hirscher - Wer wird der Gold-Star?

Von Liane Killmann
Maria Höfl-Riesch, Marcel Hirscher, Tina Maze und Felix Neureuther streben nach WM-Gold
© Getty
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Maria Höfl-Riesch betont vor dem WM-Start ihre Außenseiterrolle und DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier lobt das als "keinen dummen" Schachzug. Fest steht aber: Höfl-Rieschs Formkurve zeigt nach unten. Zwar ist die 28-Jährige hinter Maze beste Allrounderin im Ski-Zirkus, wohl aber auch nur, weil Vonn längere Pausen einlegte und Shiffrins Stern gerade erst aufgeht.

Die Bilanz der Deutschen: Seit mehr als zwei Monaten kein Podest, zuletzt ein Infekt und Ausfälle in der Flachau, in Maribor (jeweils im Slalom) sowie in der Abfahrt von Cortina. Dazu beendete sie zwei der letzten drei Speedrennen, in denen sie ins Ziel kam, nur auf Rang 19.

Mut und Selbstvertrauen muss sie neben dem Training aus dem ersten Durchgang in der Flachau ziehen, als sie das Slalomfeld überlegen anführte. "Ich weiß auch ohne Favoritenrolle, dass es möglich ist, Medaillen zu gewinnen", wird Riesch dieser Tage zitiert. Auch Cheftrainer Tom Stauffer versprüht Zuversicht: "Maria ist eine Weltklasse-Allrounderin. Sie zeichnet sich durch einen unbedingten Siegeswillen aus." Alles scheint besser, als der Druck der Heim-WM in Garmisch.

Fazit: Die wenigsten sehen die Doppel-Olympiasiegerin derzeit ganz vorn. Dennoch hat Stauffer recht, wenn er sagt: "Maria kann in allen Disziplinen auf das Podest fahren." Dafür muss allerdings von Kopf bis Fuß alles passen...

Herren im Check: Der WM-Topstar ist bereits gekürt

Marcel Hirscher ist das unumstrittene Zugpferd der WM in Schladming. Nun soll er auch die Erfolge einstreichen. Hält der 23-Jährige dem Druck stand?

Nimmt man den letzten Nachtslalom von Schladming als Gradmesser, lautet die klare Antwort: Ja! Dieses Event samt Bengalos und Flutlicht ist das wohl lauteste Spektakel im Skizirkus - und Hirscher gewann hier im Januar 2012, unter dem Druck des Topfavoriten.

Zwar patzte er anschließend auf dem gleichen Hang beim Weltcupfinale, gewann dafür aber in der Woche den Riesenslalom und wurde sensationell Dritter im Super-G. Ja, Hirscher kann Riesenslalom, und zwar glänzend! Bis auf einen Ausreißer (Rang 16 bei der DSV-Gala in Adelboden) stand er auch in dieser Disziplin heuer immer auf dem Treppchen.

Fazit: Gold im Slalom ist gebucht, schlagen können ihn nur er selbst und vielleicht noch Felix Neureuther. Auch im Team dürfte der Titel gelingen. Das i-Tüpfelchen gelingt womöglich im Riesentorlauf, wie der Österreicher so hübsch altmodisch sagt.

Felix Neureuthers sechste WM soll die erfolgreichste werden. Der Team-Weltmeister von 2005 ist neben Höfl-Riesch der einzige DSV-Athlet, der bereits eine WM-Medaille vorweisen kann. Und er fährt seine beste Saison!

Zwei Weltcupsiege, dazu drei Mal Slalom-Zweiter und überraschend auch ein dritter Platz im Riesenslalom von Adelboden, Felix Neureuther ist scheinbar der einzige Konkurrent, den Dominator Hirscher im Stangenwald das Fürchten lehren kann.

Der Grund: Neureuther steht sicher auf dem Ski, wie nie zuvor. Der Skiwechsel im Sommer 2011 zahlt sich jetzt, da er auch seinen einstigen Harakiri-Stil ein wenig geerdet hat, so richtig aus. "Felix wirkt nicht nur lockerer, sondern er lebt seine Freiheit auch. Er will gewinnen, er muss es nicht", sagt Cheftrainer Charly Waibel.

Das ist der große Unterschied zu 2011, als der gebürtige Garmischer am Druck, auf seinem Hausberg siegen zu müssen, nicht Stand hielt.

Fazit: Eine Medaille im Slalom ist gebucht.

Fritz Dopfer hat sich in dieser Saison in der erweiterten Riesenslalom-Weltspitze etabliert, hinter Seriensieger Ted Ligety und neben anderen Talenten wie Alexis Pinturault ist mit dem Youngster zu rechnen. Auch im Slalom ist ein Top-Ten-Platz in Reichweite.

Fazit: Eine Medaille wäre eine Überraschung, ist aber nicht unmöglich. Seine Stunde könnte ebenso wie die von Riesenslalom-Kollegin Lena Dürr (Weltcupsieg im Parallelslalom von Moskau) im Teamevent schlagen!

Aksel Lund-Svindal wird dem ÖSV-Hero Hirscher beim Edelmetall sammeln wohl am nächsten kommen. Der Grund: Seine Allround-Qualitäten. Der Norweger ist zweifacher Kombinationsweltmeister und auch in beiden Speedrennen fest zu den Top3 zu zählen.

Fazit: In der Kombination dürfte ihm auch in Schladming keiner etwas vormachen, Svindal hält hier Ivica Kostelic und Alexis Pinturault in Schach. Im Super-G ist der norwegische Stockerlplatz ebenfalls fix gebucht.

Lotterie in den Speeddisziplinen

In den Speedrennen können neben Svindal gleich eine Hand voll Athleten um Edelmetall fahren. Material und Tagesform entscheiden - der Versuch einer Vorhersage ist hier die größte Lotterie. Dominik Paris siegte zuletzt auf der Streif und führt die Cup-Wertung an. Christof Innerhofer gewann schon drei Abfahrten in diesem Winter, patzte aber häufig. Klaus Kröll, Hannes Reichelt und Erik Guay werden ebenfalls eine Rolle spielen.

Fazit Abfahrt: Kröll oder Reichelt vs. Paris oder Innerhofer? Neben dem Slalom die größte Chance auf einen ÖSV-Sieg bei den Herren! Aber: Vorsicht vor den Italienern und Garmisch-Weltmeister Guay.

Fazit Super-G: Innerhofer, der auch bei der WM in Garmisch auf den Punkt fit war und sich zum Weltmeister kürte, macht das Rennen. Der Südtiroler gewann in dieser Disziplin das Weltcupfinale 2012 in Schladming, er mag den Hang! Aber: Aufpassen auf Österreichs Aufsteiger Matthias Mayer!

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