Bob-Ikone Nehmer wird 70

SID
Meinhard Nehmer (l.) und Bernhard Germeshausen holten 1976 in Innsbruck Gold im Zweier
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Am heutigen Donnerstag wird der dreimalige Bob-Olympiasieger Meinhard Nehmer 70. Der frühere Ausnahmefahrer entdeckte sein Talent erst spät und begann als Leichtathlet.

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Seine Sportkarriere begann er in der Leichtathletik, genauer gesagt mit dem Speer. Der ganz große Wurf gelang Meinhard Nehmer aber erst im Bob. Drei Goldmedaillen und einmal Bronze gewann Nehmer als Aktiver bei zwei Olympischen Winterspielen, anschließend führte er als Trainer seine Nachfolger in die Erfolgsspur. "Ich habe in meiner Karriere viel Erfolg gehabt und schaue immer wieder gerne auf die Zeit zurück", sagte der Jubilar vor seinem 70. Geburtstag am heutigen Donnerstag (13. Januar).

Die Erinnerungen an früher werden mit Sicherheit auch bei der Geburtstagsparty im heimischen Varnkevitz auf der Insel Rügen aufgefrischt, denn geladen sind nicht nur Familie und Freunde, sondern auch sportliche Weggefährten von damals. Der ehemalige Bundestrainer Raimund Bethge zum Beispiel lässt es sich nicht nehmen, als langjähriger Freund und ehemaliger Anschieber zu gratulieren.

"Ich freue mich immer wieder, Meinhard zu treffen. Der Bobsport hat ihm sehr viel zu verdanken. Er war als Fahrer außergewöhnlich", sagt Bethge, der gemeinsam mit Nehmer 1977 Weltmeister wurde.

Sternstunde 1976 in Innsbruck

Nehmer war ein Ausnahmetalent. Erst mit 32 Jahren kam er zum Bobsport, dem er fortan sieben Jahre lang seinen Stempel aufdrückte. Zuvor hatte er sich im Speerwerfen versucht und sogar einmal Bronze bei den DDR-Meisterschaften gewonnen. Nach einer Schulter-Operation sattelte der gelernte Landwirt und Wettertechniker jedoch auf den Bob um.

Dort zeichneten ihn ein hervorragendes Auge für die ideale Fahrlinie und große Risikobereitschaft aus. Seine sportliche Sternstunde schlug bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck: Erst durfte Nehmer die DDR-Fahne ins Stadion tragen, dann fuhr er mit der Konkurrenz Schlitten und holte überraschend Gold im Zweier und Vierer. Vier Jahre später triumphierte der gebürtige Bobliner auch in der berüchtigten Bahn von Lake Placid nach einem wahren Teufelsritt im Vierer mit fast einer Sekunde Vorsprung.

"In den USA werde ich deswegen noch immer als Hero verehrt", sagt Nehmer nicht ohne Stolz. Bei den Amerikanern genießt er unter anderem auch deshalb einen ausgezeichneten Ruf, weil er nach seiner aktiven Karriere das US-Team trainierte und 1993 zur ersten WM-Medaille seit 24 Jahren führte.

Familienleben kam zu kurz

Seine ruhige und sachliche Art als Trainer überzeugte später auch in Italien und natürlich in Deutschland als wichtiger Helfer des damaligen Chefs Bethge. Das Familienleben kam bei den vielen Reisen dafür oft zu kurz. "Ein Bändchen der Medaillen gehört auch meiner Frau. Jetzt genießen wir unseren Ruhestand", sagt Nehmer, der sich die Zeit an der Ostsee mit Fischen und Jagen vertreibt.

Die Winterspiele in Vancouver und Whistler, wo Andre Lange mit dem vierten Olympiasieg Nehmer in der Statistik überholte und zum erfolgreichsten Bobfahrer der Geschichte aufstieg, verfolgte der Altstar vor dem Fernseher. "Ich habe es Andre von Herzen gegönnt und kein bisschen Wehmut gehabt. Er ist ein feiner Kerl und hat mit seinem Rücktritt alles richtig gemacht", sagt Nehmer:

"Irgendwann kommen jüngere Athleten, und die rütteln so lange an deinem Thron, bis er umkippt. Du musst aufhören, bevor es dazu kommt." Nehmer selbst beendete 1980 seine Karriere, obwohl die DDR-Sportführung ihn mehrfach zum Weitermachen aufgefordert hatte.

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