Angie und Tommy können NY rocken!

Von Liane Killmann
Roger Federer und Serena Williams gehen als Favoriten in die US Open 2012
© Getty
Cookie-Einstellungen

1. Serena Williams

Wimbledon-Triumph, Turniererfolg in Stanford und Doppel-Olympiasieg in London. Die Quoten auf den 15. Grand-Slam-Sieg von Serena Williams dürften vor dem Start in Flushing Meadows unterirdisch sein. Seit dem überraschenden Erstrunden-Aus in Paris (6:4, 6:7 und 3:6 gegen Virginie Razzano) hatte die US-Amerikanerin 19 Spiele am Stück gewonnen. Bis, ja bis Angelique Kerber im Viertelfinale von Cincinnati das Match ihres Lebens spielte.

Williams wirkte müde und genervt von den eigenen Fehlern. Darauf brauchen die anderen 127 Damen in Flushing Meadows aber gar nicht erst hoffen. Serena will nach 1999, 2002 und 2008 endlich den 4. US-Open-Sieg feiern. Und sonst nichts. Das wäre übrigens ihr Grand-Slam-Titel Nr. 15 im Einzel, an der Seite ihrer Schwester stehen auch schon 13 Doppelerfolge zu Buche.

2. Victoria Azarenka

Sabine Lisicki im Achtel-, Li Na im Viertel- und Maria Scharapowa im Halbfinale. Die Losfee hätte es besser meinen können mit der Weltranglistenersten. Doch Azarenka dürfte sich derzeit wenig mit ihrem Draw beschäftigen. Die Weißrussin versucht, sich von einer Knieblessur zu erholen. In Montreal zog sie in ihrem Auftaktmatch in Runde 2 beim Stand von 3:3 gegen Tamira Paszek die Notbremse. Vika kam nach einer Regenpause nicht wieder auf den Platz und sagte auch ihre Teilnahme in Cincinnati ab.

Offenbar eine reine Vorsichtsmaßnahme im Hinblick auf NY City, denn inzwischen scheint die Verletzung auskuriert. Azarenka verabredete sich via Twitter jedenfalls mit Serena zum Karaoke-Singen in New York. Gegen ein Date im Endspiel hätten beide wohl nichts einzuwenden.

3. Maria Scharapowa

Maria Scharapowa hat sich rar gemacht und die US Open Series komplett ausgelassen. Zu derbe war die 0:6, 1:6-Vorführung durch Serena Williams im Olympiafinale ausgefallen. Ob sie sich inzwischen über ihre Silbermedaille freut, wissen wir nicht. Fest steht: Nur Serena hat ein noch lässigeres Draw-Viertel erwischt.

Scharapowa stehen bis zum Halbfinale etwa Petra Kvitova oder Anastasia Pavlyuchenkova im Weg - absolut machbar für die Russin. Im Halbfinale könnten Li Na oder Victoria Azarenka warten. Gegen die Chinesin hat die schöne Maria eine Bilanz von 7:4, beide Begegnungen in diesem Jahr gingen an Scharapowa. Gegen die Nummer 1 der Welt, Azarenka, sieht das anders aus: Vika führt im direkten Vergleich insgesamt mit 5:4 und gewann sogar 4/5 Duellen auf Hartplatz.

4. Angelique Kerber

Seit ihrer Demonstration gegen Serena (6:4, 6:4) im Viertelfinale von Cincinnati dürfte auch der Letzte Angelique Kerber auf dem Zettel haben. Danach feierte sie gegen Kvitova den 53. Saisonsieg - Rekord auf der Tour 2012. Zwar ging Kerber im Endspiel gegen Li Na die Luft aus, anschließend traf sie mit der Absage des Turniers in Dallas sechs Tage vor den Open die einzig richtige Entscheidung. Ausgeruht und mit auskurierter Schulter scheint nun alles möglich.

Erstmals geht die Deutsche als Nummer 6 der Welt in ein Grand-Slam-Turnier. Zur Erinnerung: Im Vorjahr reiste sie noch als Weltranglisten-92. nach New York und rauschte durchs Turnier bis ins Halbfinale. Kann Angie dieses Kunststück wiederholen? Unmöglich ist es nicht, aber bereits in Runde 2 gilt es, eine echte Hürde zu überwinden: Venus Williams, zweifache Turniersiegerin (2000, 2001), könnte Kerbers Run früh stoppen. Venus dürfte nach der Niederlage ihrer Schwester gewarnt und bestens gebrieft sein.

Überwindet Kerber jedoch diese Klippe, kann es ganz weit gehen. Tamira Paszek, Sara Errani oder Christina McHale, sowie Dominika Cibulkova oder Agnieszka Radwanska in einem möglichen Viertelfinale ehe in der Vorschlussrunde erneut das Duell mit Serena winkt. Kerber hat absolut das Spiel dazu, New York wieder zu rocken!

Kann alle ärgern: Li Na

Die Chinesin musste nach ihrem größten Triumph, dem French-Open-Sieg 2011, mächtig knautschen. Gewann nach Paris bis Jahresende nur noch 6/15 Matches. Mit einem Turniersieg 2012 ist Li Na "nur" noch die 9. der WTA-Rangliste. Doch jetzt ist alles neu. Mit Carlos Rodriguez hat sie sich einen Trainerfuchs geangelt. 16 Jahre lang war der Brasilianer an der Seite von Justine Henin, ehe er in Peking eine Akademie aufzog. Rodriguez begann während der US Open Series, Li Na via Email und Telefon zu beraten. Als er in Cincinnati erstmals in ihrer Loge Platz nahm, schlug sie Venus Williams und spielte anschließend das Finale gegen Angie Kerber.

Als die Deutsche den 1. Satz locker und leicht mit tollem Tempotennis und 6:1 gewonnen hatte, kam Rodriguez zum Coachen auf den Platz. Fragte seine neue Schülerin, wie sie das Match erlebe. Und gab den entscheidenden Hinweis: Höhere Bälle einstreuen, um Kerbers Tempo zu entschärfen und selbst zum Zug zu kommen. Die Chinesin schien skeptisch. Als sie wieder 1:3 hinten war, begann Li Na aber, ihr Spiel umzustellen. Gewann 9 Spiele in Folge und anschließend auch das Match gegen eine immer müdere und entnervtere Kerber. Li Na spielte mit einer Präzision und Konstanz, die jede Gegnerin das Fürchten lehren kann.

Chancen der anderen DTB-Mädels

Verkehrte Welt im Fed-Cup-Team. Im Vorjahr reiste Andrea Petkovic noch als klare Nummer eins des DTB nach New York, jetzt ist mit Kerber und Sabine Lisicki so etwas wie eine deutsche Doppelspitze am Start. Die Auslosung sieht (wenn zum Start alles rund läuft) vor, dass Lisicki schon in Runde drei auf Julia Görges treffen könnte. Eine Deutsche sicher im Achtelfinale? Tolle Sache. Leider heißt die Gegnerin dort voraussichtlich Victoria Azarenka.

Petko feierte nach ihrer zweiten Viermonats-Verletzungspause in dieser Woche ihr Comeback in New Haven. "Ich bin sehr zufrieden, weil ich mir diese Woche nicht das Genick gebrochen habe", so Petkovic nach einem Arbeitssieg über Timea Babos und einer klaren Niederlage gegen Dominika Cibulkova.

Die klare Erkenntnis: Neben Konstanz in den Grundschlägen hapert es bei der Comebackerin vor allem an Sicherheit beim Service. Nur zwei gewonnene Aufschlagspiele gegen Cibulkova waren deutlich zu wenig. Grund ist eine Umstellung in der Aufschlagbewegung nach ihrer Rückenverletzung. Deshalb kann es für Petko nur darum gehen, "gesund zu werden". Es dauere eben, wieder die Alte zu werden. Wir drücken dafür die Daumen.

Von der Rolle: Sam Stosur

Erstrunden-Aus in Melbourne, Zweitrunden-Aus in Wimbledon, Erstrunden-Aus bei Olympia: Die Vorjahressiegerin der US Open spielt ein unterdurchschnittliches Jahr mit wenigen Lichtblicken. Auf Hartplatz sah Sams Spiel zuletzt wieder besser aus. In Cincinnati war gegen Venus Williams erst nach drei Sätzen im Viertelfinale Endstation.

Doch das Los meint es nicht gut für die Australierin: Los geht es gegen Petra Martic, eine der Aufsteigerinnen des Jahres. In Runde 3 droht Varvara Lepchenko und im Achtelfinale könnte es zum Duell mit Li Na oder Kim Clijsters kommen. Es wird für Stosur richtig schwer, die zweite Woche zu erreichen.

Tennis: Die WTA-Weltrangliste