Angie und Tommy können NY rocken!

Von Liane Killmann
Roger Federer und Serena Williams gehen als Favoriten in die US Open 2012
© Getty

Am Montag startet das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres. SPOX nimmt die Favoriten unter die Lupe. Ganz weit vorn: Routiniers wie Roger Federer, Serena Williams und auch Tommy Haas. Olympiasieger Andy Murray jagt mal wieder seinen ersten Grand-Slam-Titel. Was kann Angelique Kerber reißen? Wie geht das Comeback von Andrea Petkovic weiter? Hier sind die Antworten.

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Im Draw der Herren gibt es mit Wildcard-Inhaber Lleyton Hewitt (2001), Andy Roddick (2003) und Juan Martin Del Potro (2009) nur noch drei ehemalige US-Open-Champions außerhalb der Big 3. Werden nach Rafael Nadals verletzungsbedingter Absage also Roger Federer (Sieger 2004 bis 2008), Vorjahres-Champion Novak Djokovic oder Olympiasieger Andy Murray den Titel unter sich abmachen?

1. Roger Federer

Roger Federer hat in diesem Jahr erst 7 Niederlagen kassiert, nur 2 davon bei den Grand Slams. Gut möglich, dass es dabei bleibt. Denn der Fed-Express rollt. Die Rückkehr auf die Nummer-1-Position nach dem Wimbledon-Triumph über Murray hat Federer beflügelt.

Trotz des verlorenen Olympia-Finals beehrte der Schweizer die US Open Series - und verteilte in Cincinnati Lehrstunden. Darunter eine an Novak Djokovic, dem er im Finale ein 6:0 im ersten Satz aufbrummte. Auch beim 7:6 im zweiten ließ Rog keinen Breakball zu. Unfassbar gutes Hartplatz-Tennis, das die Konkurrenz für New York wohl Schlimmes befürchten lässt. Wir sagen, zu Recht! An Federer führt in Flushing Meadows kein Weg vorbei. Ein Sieg in New York und der 31-Jährige schraubt seinen Rekord auf 18 Grand-Slam-Titel.

2. Novak Djokovic

Der Djoker im Glück? So könnte die Headline für die Djokovic-Auslosung lauten, da er frühestens im Finale auf Federer oder Murray treffen kann. Bei genauerem Hinsehen offenbart das Draw aber etliche Hartplatz-Helden, die für Nole zur Hürde werden könnten: Alexandr Dolgopolov oder Stan Wawrinka etwa im Achtelfinale oder die ehemaligen Champions Andy Roddick (2003) und Juan Martin Del Potro (2009) in der Runde darauf.

Mit dem Argentinier hat Djokovic nach der verlorenen Bronzemedaille bei Olympia noch ein Hühnchen zu rupfen. Ein Selbstläufer wird der Finaleinzug also ganz sicher nicht. Doch zuletzt bewies Nole mit dem Sieg in Toronto aufsteigende Form. Lediglich das Endspiel von Cincinnati eine Woche darauf lieferte mit der 0:6, 6:7-Pleite gegen Federer einen kräftigen Dämpfer.

3. Andy Murray

Der Olympiasieger jagt seinen ersten Grand-Slam-Titel. Verrückt genug, dass der Schotte sich nach Gold und Silber im olympischen Wimbledon lediglich zwei Tage frei nahm, ehe er in Toronto auf Hartplatz antrat. Beim Sieg gegen Cipolla bekam er die Quittung: Murray zog sich eine Blessur am linken Knie zu und musste aufgeben.

In der Hitze von Cincinnati trat Murray wieder an - um nach hervorragendem Auftritt gegen Sam Querrey (6:2, 6:4) im Achtelfinale an Jeremy Chardy (4:6, 4:6) zu scheitern. Experimentiert Murray? Nimmt er sich bewusst Erholungspausen, die ihm im Juli fehlten? Wir wissen es nicht, gehen aber fest davon aus, dass Murray in New York das Halbfinale erreicht.

Dort wartet - wenn alles normal läuft - der Fed-Express. Murray (Olympia) und Federer (Wimbledon) machten im Sommer die wichtigen Titel unter sich aus. Die letzten beiden Duelle auf Hard Court gingen jeweils in zwei Sätzen an Federer, wobei Murray auf diesem Belag insgesamt mit 8:7 die Nase vorn hat. Das wird ein ganz enges Ding.

4. John Isner

Ist der so häufig auf seinen Aufschlag reduzierte John Isner wieder nur der König der Vorbereitung? Oder bringt er seine Top-Hartplatz-Form diesmal mit nach New York? Das Draw meinte es gut mit dem US-Boy. An Position 9 gesetzt, landete er im einzigen Viertel ohne Federer, Djokovic und Murray. Frühestens im Achtelfinale droht ein Kaliber wie Janko Tipsarevic, danach warten David Ferrer, Richard Gasquet oder ein gewisser Tommy Haas. 2011 stand Isner in Flushing Meadows im Viertelfinale und ärgerte Murray dreieinhalb Stunden lang beim 5:7, 4:6, 6:3, 6:7 (2:7).

Isner muss also die wenigsten fürchten auf diesem Belag, zumal er die Fans im Rücken hat. Das Halbfinale in Toronto und nun der Finalsieg in Winston-Salem mit Marathon-Erfolgen über Jo-Wilfried Tsonga und Tomas Berdych sollten dem 2,06-m-Mann aus Greensboro zusätzliches Selbstvertrauen eingeimpft haben. Im zweieinhalbstündigen Finale gegen den Tschechen wehrte Vorjahressieger Isner beim 3:6, 6:4 und 7:6 (11:9) drei Matchbälle ab. New York kann kommen.

Bis zu Isners Halbfinal-Erfolg über Tsonga hatten wir auch den Franzosen weit oben auf dem Zettel. Dann aber führte ihn das Los in einen möglichen Viertelfinal-Clash mit Murray. Und Vorsicht: Schon in Runde 3 wartet ein gemeingefährlicher Landsmann auf "Ali". Jeremy Chardy nämlich. Kein Witz! Er kegelte Tsonga in Toronto in der 1. Runde raus, in Cincinnati stellte Chardy Andy Murray ein Bein. Als Lucky Loser. Wir sind gespannt.

Man to watch: Richard Gasquet

In diese Kategorie hat es Chardy nicht geschafft. Wir befürchten dennoch, dass ein Franzose den Spielverderber gibt. Gasquet spielte eine herausragende US Open Series und tritt im offensten Viertel des Draws an - wenigstens den Namen nach. David Ferrer ist hier topgesetzt, hinzu kommen John Isner, Janko Tipsarevic und - Tommy Haas. Bereits in Runde 3 droht die Neuauflage des Paris-Clashs Haas vs. Gasquet, als der Franzose den Routinier mit 6:7, 6:3, 6:0 und 6:0 vom Platz schoss.

Die Deutschen: Tommy Haas und lange nichts

Sieg in Halle, Finals in Washington und Hamburg. Von Rang 896 auf Weltranglisten-Platz 22 in nur 14 Monaten - Tommy Haas is on fire! Bei seinen 15. US Open kann eine Menge goldrichtig laufen, wenn der 34-Jährige Ende der ersten Woche die unangenehme Hürde Gasquet nimmt. Ferrer, Isner oder Tipsarevic wären mögliche Hürden auf dem Weg in ein Traumhalbfinale gegen Novak Djokovic. Zum Auftakt trifft Haas auf den Letten Ernests Gulbis. Marke schlampiges Genie. Als Junior die ganz große Nummer, steht Gulbis nach vielversprechendem Start bei den Profis (21. der Welt) nur noch auf Rang 153. Tendenz fallend.

Ganz anders bei Tommy. Im Viertelfinale von Toronto forderte er Novak Djokovic. Es wurde ein hochklassiger Thriller. Und als Nole das 6:3, 3:6 und 6:3 schließlich nach acht vergebenen Breakchancen und zweieinhalb Stunden in der Tasche hatte, jubelte der Serbe, als habe er gerade die US Open gewonnen. Haas kann bei seinem Lieblingsturnier in New York also richtig Spaß machen. Go Tommy!

Was macht der Rest der DTB-"Stars"? Philipp Kohlschreiber hat auf Hartplatz bislang nicht überzeugt. Übersteht er zwei Runden, wartet Isner. Florian Mayer hat auf dem ungeliebten Belag gar erst ein Match gewonnen in diesem Sommer. Da sparen wir uns den Blick aufs Draw, lassen uns aber gern überraschen.

Von der Rolle: Donald Oliver Young Jr.

Bevor wir uns die Damen vorknöpfen noch ein Update in Sachen ATP-Pechvogel Nr. 1: Donald Youngs Serie von Erstrundenpleiten stand bei 17. Siebzehn Spiele in Folge verloren. Nach Olympia-Aus gegen Andreas Seppi, Toronto-Niederlage gegen Chardy (Kann passieren, nicht wahr, Monsieur Tsonga?) und Cincy-Pleite gegen Landsmann Jesse Levine stand die Matchbilanz des US-Boys für 2012 bei unglaublichen 2:20.

Doch dann kam Winston-Salem. Und Young überstand eine ganze Runde. Gegen Leonardo Mayer. So hält Vince Spadeas Minusrekord von 21 Niederlagen am Stück aus dem Jahr 2000 noch ein Weilchen. Dass ein Ende von Youngs Pechsträhne trotz allem nicht in Sicht ist, zeigte am Donnerstag die Open-Auslosung. Donald Oliver Young Jr. trifft in New York auf - Trommelwirbel - Roger Federer. Na dann, viel Glück!

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