Kohlschreiber ist der letzte Mohikaner

SID
Philipp Kohlschreiber zieht gegen Andreas Seppi in die dritte Runde ein
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Zwei Lehrstunden von den Großmeistern und ein Hoffnungsschimmer durch Philipp Kohlschreiber: Der Augsburger ist bei den French Open nach seinem Drittrunden-Einzug der einzig noch verbliebene deutsche Tennisprofi. Dafür platzte der Traum von einer Sensation im Sandkasten von Paris für Qualifikant Julian Reister (Hartenholm) und Julia Görges (Bad Oldesloe) wie eine Seifenblase.

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"Nachzügler" Kohlschreiber gab sich beim 7:6 (7:5), 6:3, 7:5 gegen den Italiener Andreas Seppi keine Blöße, nachdem die Partie wegens Regens um einen Tag verlegt worden war. Der 26-Jährige spielt schon am Samstag gegen Fernando Verdasco (Spanien/Nr.7) um den Einzug ins Achtelfinale.

"Ich habe nicht viel falsch gemacht und in den entscheidenden Momenten offensiv gespielt", sagte Kohlschreiber, der gegen Verdasco eine positive Bilanz hat (4:3). Bereits im vergangenen Jahr hatte der an 30 gesetzte Augsburger in Paris die Runde der letzten 16 erreicht.

Reister und Görges chancenlos

Der Weltranglisten-165. Reister musste sich im Spiel um den Einzug ins Achtelfinale Titelverteidiger Roger Federer (Schweiz) mit 4:6, 0:6, 4:6 beugen. Fed-Cup-Spielerin Görges hatte beim 1:6, 1:6 gegen die topgesetzte Serena Williams (USA) nicht den Hauch einer Chance.

Für Federer-Fan Reister endete seine wundersame Reise am Bois de Bologne nach dem ersten Aufeinandertreffen mit dem Weltranglistenersten. Zwar hielt der 24-Jährige, der erstmals im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers stand, im ersten Satz noch bis zum 4:4 mit. Doch mit acht Spielgewinnen in Folge legte Federer die Basis für den glatten Erfolg.

Lob von Federer

Mit einem herzlichen Schulterklopfer wollte der wohl beste Tennisspieler aller Zeiten Reister nach dem Match am Netz Respekt. "Ich war richtig nervös und konnte es nicht so genießen wie erhofft. Ich hatte gegen Roger nicht wirklich eine Chance. Nur im dritten Satz konnte ich befreiter aufspielen", sagte der Qualifikant, der von Federer ein dickes Lob kassierte: "Julian hat Potential. Es war nicht einfach für mich, weil ich wusste, dass ich sein Idol bin."

Die Enttäuschung von Görges hielt sich nach ihrem 55-minütigen Kurzauftritt auf dem Court Suzanne Lenglen in Grenzen. "Gegen Serena sind schon Top-20-Spielerinnen unter die Räder gekommen. Man muss sein bestes Tennis spielen, um mithalten zu können. Bei mir ging aber nicht viel", sagte die 21-jährige Görges nach ihrem ersten Duell mit der jüngeren Williams-Schwester.

Besonders ihr Aufschlag ließ Görges gegen die Australian-Open-Siegerin im Stich. "Diese Waffe ist schon ein bisschen ausgefallen", sagte die krasse Außenseiterin, die nach dem 1:1 im ersten Satz neun Spiele in Folge verlor.

Von den insgesamt 17 gestarteten Deutschen (12 Männer, 5 Frauen) hatten sieben den Sprung in Runde zwei geschafft. "Ich bin nicht unzufrieden. Man hat bei einem Grand-Slam-Turnier immer den Wunsch, dass ein Deutscher in die zweite Woche kommt", sagte Davis-Cup-Teamchef Patrik Kühnen und lobte Reister: "Julian ist hier sehr selbstbewusst aufgetreten."

Durchwachsene Bilanz

Die Bilanz war auch für Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner durchwachsen. Viel Nerven hatte die 37-Jährige das bittere Zweitrunden-Aus von Andrea Petkovic (Darmstadt) gekostet. Die deutsche Nummer eins hatte gegen Titelverteidigerin Swetlana Kusnezowa (Russland) vier Matchbälle nicht nutzen können. "Andrea hatte es in der Hand. Aber sie wird auch daraus wieder lernen", meinte Rittner.

Keine Mühe hatte Topfavorit Rafael Nadal beim 6:2, 6:2, 6:3 in der zweiten Runde gegen Horacio Zeballos (Argentinien). Für den Spanier war es das 101. gewonnene Match bei einem Grand-Slam-Turnier. Auch die viermalige French-Open-Siegerin Justine Henin (Belgien) steht nach dem 6:3, 6:3 gegen Klara Zakopalova (Tschechien) in Runde drei.

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