Haas triumphiert in Halle

SID
Tommy Haas gewann das Finale des ATP-Turniers in Halle gegen Novak Djokovic
© Getty

Mit einer eindrucksvollen Rückkehr zur alten Stärke hat Tennis-Routinier Tommy Haas die Gerry Weber Open im westfälischen Halle gewonnen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

28 Monate nach dem letzten Turniersieg im Februar 2007 in Memphis setzte sich der 31-Jährige im Finale des Rasenturniers gegen die neun Jahre jüngere Nummer vier der Welt, den Serben Novak Djokovic, 6:3, 6:7 (4:7), 6:1 durch.

Für Haas war es der insgesamt zwölfte Triumph seiner Karriere, zugleich der erste auf Rasen. Der Wahl-Amerikaner Haas, der somit Turniersiege auf allen Belägen feiern konnte, beendete nach zahlreichen Rückschlägen durch eine langwierige Schulterverletzung auch für die Tennis-Fans in Halle eine neun Jahre lange Durststrecke.

Haas gewann das Heimspiel als vierter deutscher Profi nach David Prinosil (2000), Nicolas Kiefer (1999) und Michael Stich (1994).

Haas von sich selbst überrascht

Haas war nach dem Sieg überglücklich, gleichzeitig aber auch überrascht: "Es ist unglaublich. Als ich angereist bin, hätte ich nie geglaubt, dass ich den Titel hier gewinnen kann."

Sein Dank galt dem Publikum: "Danke für die tolle Unterstützung, es war eine wunderbare Woche für mich." Der unterlegene Top-Favorit Djokovic gratulierte fair zum Sieg: "Tommy hat den Sieg absolut verdient. Ich hatte viel Glück, dass ich überhaupt den zweiten Satz gewinnen konnte."

Bei der Rasen-Generalprobe für das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon (22. Juni bis 5. Juli) hatte Haas, der bei seinem zehnten Auftritt in Halle mit einer Wildcard angetreten war, bereits im Achtelfinale für Aufsehen gesorgt, als er den Weltranglistenneunten Jo-Wilfried Tsonga (Frankreich/Nr. 4) in einem hochklassigen Match 6:3, 7:6 (7:3) ausschaltete.

Haas reist nach einer Woche mit Siegen gegen zwei Top-Ten-Spieler "mit gutem Selbstvertrauen" nach England, mochte aber direkt nach dem Match noch nicht in die Zukunft schauen. "Ich werde jetzt diesen Moment genießen", sagte Haas und fügte
nachdenklich hinzu: "Man weiß schließlich nicht, wie viele solcher Momente noch kommen."

Djokovic verliert die Nerven

Mit der lautstarken Unterstützung der Zuschauer im ausverkauften Gerry Weber Stadion, darunter Haas' amerikanische Verlobte Sara Foster sowie seine Schwester Sabine, zeigte sich der Publikumsliebling im Finale hochkonzentriert.

Mit dem nötigen Mut zum Risiko versuchte er auch die schwierigsten Schläge - und wurde dafür in den entscheidenden Situationen belohnt.

Im Entscheidungssatz verlor Djokovic nach dem Break zum 0:2 die Nerven und schlug mehrfach mit seinem Schläger auf den Boden und zerstörte ihn. Haas bewahrte trotz der schwülen Witterung wegen des geschlossenen Dachs einen kühlen Kopf und verwandelte nach 2:12 Stunden seinen ersten Matchball.

Djokovic gestand ein, unter seinen Möglichkeiten gespielt zu haben: "Wenn Du so schwach gegen einen aggressiven Spieler wie Tommy aufschlägst und retournierst, hast Du keine Chance."

Trotzdem sei die Woche in Halle für ihn eine gute Winstimmung auf Wimbledon gewesen. "Ich sehe mich aber nicht als Favorit, dafür habe ich mein Top-Level zu selten abgerufen", sagte Djokovic, der im Vorjahr in England in der zweiten Runde an Marat Safin (Russland) gescheitert war.

Erster Sieg gegen Djokovic

Zuvor hatte Haas auch bei den French Open auf dem von ihm so ungeliebten Sand geglänzt, als er in Paris den späteren Champion Roger Federer in einem Fünfsatzmatch mit einer 2:0-Satzführung an den Rand der Niederlage brachte.

Nun bestätigte er seine starke Form auch gegen Djokovic, gegen den ihm im dritten Aufeinandertreffen der erste Sieg gelang.

Im Halbfinale am Samstag hatte sich Haas in einem spannenden Tiebreak im Prestigeduell mit der sechs Jahre jüngeren deutschen Nummer 1, Philipp Kohlschreiber (Augsburg), 2:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7: 3) durchgesetzt.

Der fünfmalige Sieger und Rekordhalter Federer hatte zwei Tage nach seinem French-Open-Triumph aufgrund von Erschöpfung auf die Titelverteidigung bei den Gerry Weber Open verzichtet.

Andy Murray siegt in Queens