Biedermann verzichtet auf WM-Quali

SID
Paul Biedermann verzichtet auf die WM-Quali in Essen
© getty

Paul Biedermann schwimmt gegen sich selbst. Der Weltrekordler zieht seine Bahnen daheim in Halle - die WM vor Augen, Olympia im Hinterkopf. "Er konzentriert sich mit aller Wucht auf Rio", sagt Bundestrainer Henning Lambertz. Deshalb hat der Chefcoach auch nichts dagegen, dass sein Medaillenkandidat auf den Start bei der WM-Qualifikation in Essen verzichtet. "Er wäre auch da nur gegen sich selbst geschwommen, das macht nicht so viel Sinn."

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Über seine Paradestrecke 200 m Freistil ist Biedermann in Deutschland konkurrenzlos. Statt bei den German Open in Essen allen davon zu schwimmen, trainiert er lieber. "Das tut ihm gut, das ist völlig in Ordnung", betont Lambertz. Biedermann ist wie Europameister Marco Koch und der Olympiavierte Steffen Deibler für die WM in Kasan/Russland (24. Juli bis 9. August) vornominiert - um Normzeiten brauchen sie sich nicht zu kümmern.

"Er ist so weit darunter, einer der Besten der Welt", sagt Lambertz. Deshalb geht es für den Doppel-Weltmeister von 2009 vor allem darum, seine gute Form bis zur WM zu kompensieren. Noch immer ist der 28-Jährige die Nummer eins der Weltrangliste mit 1:45,60 Minuten. Vor zweieinhalb Wochen überzeugte der Staffel-Europameister in Monaco, als er in 1:46,72 souverän siegte - unter anderem deutlich vor US-Star Ryan Lochte.

Lambert: "Kandidat für Medaille"

"Wenn er gesund bleibt, ist er ganz klar ein Kandidat für eine Medaille", meint Lambertz. Dass der französische Olympiasieger und Titelverteidiger Yannick Agnel auf einen WM-Start verzichtet, steigert Biedermanns Chancen. "Paul wäre wahrscheinlich gerne gegen ihn geschwommen, aber ich bin nicht so unglücklich darüber", sagt der Bundestrainer. Zudem werden Rekord-Olympiasieger Michael Phelps (USA), wegen Alkohol am Steuer vom US-Team ausgeschlossen, und der London-Zweite Park Tae Hwan (Südkorea) wegen Dopingsperre in Kasan fehlen.

Biedermann, der nach Rio 2016 möglichst mit seiner ersten Olympiamedaille seine Karriere beenden will, ist bei der WM neben Vizeweltmeister Koch über 200 m Brust wohl die einzige realistische Hoffnung auf Edelmetall - bei seinem Einzelstart und in der 4x200-m-Freistilstaffel, die bei der EM im vergangenen Jahr in Berlin triumphierte. "Eigentlich bräuchten wir ihn in jeder Staffel", gibt Lambertz zu.

Doch selbst dann wäre die offizielle WM-Vorgabe nicht zu erreichen. Vier bis sechs Medaillen sieht der sogenannte Zielkorridor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für die Beckenschwimmer in Kasan vor. "Das ist völlig utopisch", meint Lambertz. Zumal Biedermann seine zweite Weltrekordstrecke 400 m Freistil nur noch in der Vorbereitung schwimmt.

Stattdessen hat er sich mehr den 100 m gewidmet, damit er auch in den kurzen Staffeln helfen kann. Denn eigentlich schwimmt er lieber mit anderen als nur gegen sich selbst.

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