Cavendish gewinnt sechste Etappe

SID
Mark Cavendish holte sich den Tagessieg
© getty

Der knapp geschlagene Marcel Kittel schimpfte über den Chaos-Kurs, Andre Greipel wollte nach der Fortsetzung seiner "Tour de Frust" gar nichts sagen: Die deutschen Topsprinter haben bei der Tour de France ihre letzte Chance vor den Pyrenäen nicht genutzt.

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Beim dritten Etappensieg des Briten Mark Cavendish stieß dem um Zentimeter auf Platz zwei verwiesenen Kittel dabei das Durcheinander auf den letzten Kilometern auf.

"Es ist dieses Jahr ein völlig chaotisches Sprinten. Die Straßen im Finale sind mal eng, mal weit, es gibt dauernd Verkehrsinseln", polterte der 28 Jahre alte Thüringer, nachdem er auf der sechsten Etappe nach 190,5 km in Montauban seinen zweiten Tour-Coup binnen 48 Stunden verpasst hatte: "Ich weiß nicht, was sich die Organisatoren dabei gedacht haben. Du glaubst, du bist vorne, und in der nächsten Sekunde findest du dich fast in den Gittern wieder."

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Bei allem Ärger zollte Kittel aber Sieger Cavendish seinen vollen Respekt. "Ich habe alles versucht, aber 'Cav' hat es von meinem Hinterrad clever gemacht. Da gibt es nichts zu diskutieren", sagte er. Wenige Minuten nach der Zieldurchfahrt konnte Kittel schon wieder lächeln, bedankte sich artig bei jedem einzelnen seiner Teamkollegen.

"Mein Telefon explodiert"

Auch in Montauban lag Kittel auf der Zielgeraden auf Siegkurs, der alte Fuchs Cavendish hatte aber die ideale Taktik und auf den letzten Metern die besseren Beine. "Ich bin überglücklich, das hätte nicht besser laufen können", sagte Cavendish, der dem slowakischen Weltmeister Peter Sagan das Grüne Trikot abnahm: "Mein Telefon explodiert gerade von Nachrichten aus der Heimat."

Für Cavendish war es der 29. Etappensieg bei der Tour, damit ist er nun vor Bernard Hinault (Frankreich/28) Nummer zwei in der "ewigen" Bestenliste hinter dem großen Belgier Eddy Merckx (34).

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Der chancenlose Greipel verschwand derweil nach seinem 15. Platz wortlos im Mannschaftsbus. Der 33 Jahre alte Rostocker war von seinem Lotto-Soudal-Team zwar erneut gut in Stellung gebracht worden, hatte aber auf den letzten 200 m rein gar nichts zuzusetzen. Nach Platz 19 in Limoges landete Greipel diesmal einen Rang vor dem Geraer John Degenkolb, die Pyrenäen-Etappen werden für den sieglosen deutschen Meister nun erst recht zur Qual.

Sagan hatte am Mittwoch bereits das gelbe Leader-Jersey an den Belgier Greg Van Avermaet (BMC) verloren, der die Gesamtführung souverän verteidigte und mit 5:11 Minuten Vorsprung auf Kittels Team-Kollegen Julian Alaphilippe (Frankreich) in die Pyrenäen geht.

Für die Sprinter beginnt ab Freitag die Saure-Gurken-Zeit, auf der ersten Pyrenäen-Etappe über den Col d'Aspin werden Titelverteidiger Chris Froome und Herausforderer Nairo Quintana die Schlacht um den Gesamtsieg eröffnen. "Es wird schwer, ich freue mich schon auf den Ruhetag am Montag", sagte Kittel. Die Stunde der Sprinter schlägt wohl erst wieder am Mittwoch in Montpellier.

Gleich nach dem Start in Arpajon-sur-Cère hatte sich die obligatorische Ausreißergruppe formiert, diesmal machte sich Jan Barta (Tschechien) vom bei der laufenden Tour fast an jeder Flucht beteiligten deutschen Team Bora-Argon 18 gemeinsam mit dem Japaner Yukiya Arashiro (Lampre) auf den Weg, das Peloton beendete die traute Zweisamkeit an der Spitze aber 20 km vor dem Ziel.

Erfreuliche Statistik am Rande: Die Tour 2016 bleibt weiter von den ganz schweren Stürzen verschont. Alle 198 Fahrer, die am Samstag in die Frankreich-Rundfahrt gestartet waren, erreichten auch am Donnerstag das Ziel. Kein Ausfall nach sechs Etappen - das ist ein Novum der Tour-Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Vorjahr waren zu diesem Renn-Zeitpunkt bereits sieben Profis nicht mehr dabei, 2014 acht.

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