Greipel Zweiter hinter Cavendish

SID
Greipel musste sich knapp geschlagen gegeben
© getty

Am Tag nach dem Drama um Tony Martin hat Top-Sprinter André Greipel bei der 102. Tour de France sein Etappentriple knapp verpasst. Der 32-Jährige aus dem Team Lotto-Soudal musste sich nach 190,5 km von Livarot nach Fougères im Massensprint nur Martins britischem Mannschaftskollegen Mark Cavendish geschlagen geben.

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Cavendish hatte im Finale den längsten Atem und widmete seinen insgesamt 26. Tour-Etappentriumph dem frisch operierten Martin, der in einem Hamburger Krankenhaus am Fernseher zusah. "Dieser Sieg ist für Tony. Ich wünschte, er wäre hier", sagte Cavendish in Richtung seines verletzten Teamkollegen.

Die 7. Etappe im RE-LIVE

Cavendish überholte Greipel erst auf den letzten 50 Metern. Der gebürtige Rostocker, der seinen Sprint etwas zu früh eröffnete, behauptete aber zumindest sein Grünes Trikot des Punktbesten der Frankreich-Rundfahrt. "Ich hatte einen guten Punch, aber der Gang war falsch gewählt. Wir können trotzdem zufrieden sein", sagte Greipel, der in den Vortagen bereits zwei Etappensiege gefeiert hat.

Cavendish hatte eigentlich ungünstige Voraussetzungen, da nach Martins Aus nicht nur der Tour das Gelbe Trikot an diesem Freitag fehlte, sondern dem 30-Jährigen vom Team Etixx-Quick Step auch ein wichtiger Helfer. Normalerweise spannt sich Martin etwa bei drei Kilometern vor dem Ziel vor das Feld und erhöht das Tempo. "Es wird sicher ungewohnt für Cavendish, dass er Tony nicht an seiner Seite hat", vermutete Greipel - doch der Sprinter von der Isle of Man ließ sich nicht beeindrucken.

"OP sehr, sehr gut verlaufen"

Vor der Schlussphase der Etappe hatten die Top-Sprinter Respekt. Cavendish bezeichnete das Finale als "knifflig", Greipel fand es "alles andere als einfach", wollte aber dennoch unbedingt das Etappentriple. Doch das kurvenreiche und in hohem Tempo gefahrene Finale überstanden die Sieganwärter ohne große Schwierigkeiten.

Das Ergebnis der 7. Etappe im Überblick

John Degenkolb schaffte es dagegen wieder nicht, den Bann zu brechen, und seinen ersten Tour-Etappensieg zu holen. Der gebürtige Thüringer war schlecht positioniert und wurde Vierter. Sein Team hat aber noch keine Ungeduld ausgemacht. "Er ist ganz gelassen", sagte Christian Guiberteau, Sportlicher Leiter bei Giant-Alpecin.

Martin twitterte ein erstes Genesungsfoto, nachdem er sich von seiner erfolgreichen Schulter-OP erholt hatte. im Hintergrund lief die Tour-Übertragung.

"Ich habe ein paar Stunden geschlafen und fühle mich einigermaßen fit. Die OP ist sehr, sehr gut gelaufen", sagte der dreimalige Zeitfahrweltmeister der ARD am Telefon. Eine Titanplatte stabilisiert nun sein linkes Schlüsselbein, in sechs Wochen kann Martin wieder in vollem Umfang trainieren.

Froome mit Respekt

Während der 30-Jährige sich von seinem Eingriff erholte und bereits an die WM im September dachte, war er in Frankreich noch immer präsent. Teamkollege Cavendish fühlte sich "niedergeschmettert" ob des Verlustes vom Martin, und sagte zudem in Richtung des gebürtigen Cottbusers: "Es ist ein bisschen wie für eine Braut am Hochzeitstag. Der Tag sollte dir gehören. So sollte es sein."

Eine Ersatzbraut gab es nicht. Christopher Froome (Sky) wollte aus Respekt vor Martin das Führungstrikot nicht, aber hätte es laut Regelwerk ohnehin nicht tragen dürfen, weil Martin die Etappe in Le Havre am Donnerstag noch beendet hatte. Am Samstag auf der achten Etappe zur Mûr de Bretagen darf Froome das Gelbe Trikot nun aber überstreifen.

Etappen ohne einer Träger des Maillot jaune hatte es in der Tour-Geschichte immer wieder einmal gegeben. Eddy Merckx weigerte sich 1971, das Jersey vom gestürzten Spanier Luis Ocana zu übernehmen.

2007 sorgte die Flucht des Führenden Michael Rasmussen nicht nur für einen der größten Dopingskandale, sondern ebenfalls für das Fehlen des begehrten Schmuckstücks.

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