Stefan Schumacher wegen Betrugs angeklagt

SID
Stefan Schumacher ist wegen Betruges angeklagt
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Gegen Radprofi Stefan Schumacher ist Anklage wegen Betrugs erhoben worden. Indem er gedopt habe, habe er Ex-Teamchef Hans-Michael Holczer hintergangen, so die Staatsanwaltschaft.

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Stefan Schumacher fährt nach seiner Dopingsperre wieder Rennen, doch die Vergangenheit holt ihn noch einmal ein. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft dem Radprofi Betrug vor und erhebt Anklage.

Das bestätigte Michael Lehner, der Anwalt des 29-Jährigen. "Die Anklage ist aber noch nicht zugelassen", sagte Lehner und kündigte eine Stellungnahme vor Gericht an: "Ich halte es nicht für Betrug, egal ob gedopt wurde oder nicht."

Positiv bei Tour und Olympia

Schumacher war in Nachtests der Tour de France 2008 sowie in Proben der Olympischen Spiele von Peking positiv auf das Blutdopingmittel Cera getestet worden. Nach einem langen Rechtsstreit verkürzte der Internationale Sportgerichtshof CAS die Sperre des WM-Dritten von 2007 um gut vier Monate. Schumacher hat stets seine Unschuld beteuert.

Er habe laut Staatsanwaltschaft Hans-Michael Holczer, seinen damaligen Teamchef beim Rennstall Gerolsteiner, hintergangen.

"Herr Schumacher hat sich vertraglich verpflichtet, die Dopingvorschriften zu beachten und nicht zu betrügen. Er leugnete jegliche Manipulation, und Herr Holczer hat darauf vertraut. Dabei ist aus unserer Sicht ein strafrechtlich relevanter Schaden entstanden", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft den Stuttgarter Nachrichten (Samstagausgabe).

Es geht um eine Summe von 150.000 Euro, das entspricht Schumachers Gehältern für die Monate Juli, August und September 2008. Verhandelt werden soll die Betrugs-Anklage gegen Schumacher vor der fünften Strafkammer des Landgerichts Stuttgart.

"Ohne Schaden keinen Betrug"

"Es ist kein Schaden entstanden. Stefan ist ja für sein Gehalt auch gefahren", sagte Lehner: "Und ohne Schaden gibt es keinen Betrug." Er sei sehr irritiert, dass die Staatsanwaltschaft jetzt nach der Rückkehr von Schumacher nach abgesessener Dopingsperre tätig werde. "Es ist schade, er hat seine Strafe abgesessen, und jetzt wird noch mal nachgekartet", sagte Lehner.

Holczer bestätigte, dass er von der Staatsanwaltschaft vernommen worden sei. "Ich bin im August über neun Stunden befragt worden - in fünf Fällen, einer davon war Schumacher", sagte Holczer, betonte aber: "Ich habe ihn nicht angezeigt." Vor dem Arbeitsgericht habe er ursprünglich das Gehalt für drei Monate zurückfordern wollen, in einem Vergleich aber darauf verzichtet, weil auch Schumacher seine Klage gegen die Kündigung zurückzog.

Holczer ist "erstaunt"

Dass es jetzt zur Anklage kommt, überrascht auch Holczer. "Ich bin erstaunt, ich hatte nicht mehr damit gerechnet", sagte er. Schumacher kehrte nach seiner verkürzten Dopingsperre Anfang September wieder auf das Rad zurück.

Beim Giro della Romagna in Italien stieg er für seinen neuen Radstall Miche in den Sattel. Der Radsport-Weltverband UCI hatte das weltweite Fahrverbot von Schumacher ursprünglich bis zum 21. Januar 2011 festgesetzt.

Schumacher hatte daraufhin trotz positiver A- und B-Proben jegliche Schuld von sich gewiesen und einen Justiz-Marathon bis zum CAS angestrengt. Doch ein Freispruch wegen Verfahrensfehlern blieb ihm verwehrt, einzig eine Reduzierung seiner Sperre um gut vier Monate wurde ihm zugestanden.

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