Der Plan: London toppen!

SID
Fünf heiße Eisen in Moskau: Moguenara, Behrenbruch, Harting, Spiegelburg und Otto (v.l.)
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Medaillenchancen

Pascal Behrenbruch (Zehnkampf, 8514 Punkte/1., 16. Juni)

Behrenbruch führt die Weltjahresbestenliste mit seiner starken Leistung aus Ratingen vor seinen Teamkollegen Rico Freimuth (8488) und Michael Schrader (8427) an. Das ist natürlich gerade im Zehnkampf keine Garantie auf Edelmetall. Doch der Zeitpunkt von Behrenbruchs WM-Quali in der Mehrkampf-Hochburg zeigt, dass seine Trainingssteuerung im fernen Estland funktioniert hat.

Gold und Silber aber scheinen trotz fehlender Topmarken der US-Amerikaner an Weltrekordler Ashley Eaton und Titelverteidiger Trey Hardee verteilt - wenn nicht ein Überraschungsmann dazwischenfunkt.

Eaton hat Behrenbruch jedenfalls auf dem Zettel: "Er ist sehr talentiert. Aber bei einer großen Meisterschaft kommt es vor allem auf den Kopf an: Wenn er während des Wettkampfes Spaß hat und sich nicht zu sehr unter Druck setzt, kann er bei dieser WM viel erreichen." Eben.

Prognose: Eine DLV-Medaille ist Pflicht, Exil-Este Behrenbruch hat die größte Chance und Silber ist drin.

Sostene Moguenara (Weitsprung, 7,04 m/2., 2. August)

Sie hatte so recht wohl niemand auf dem Zettel - bis Sostene Moguenara letzte Woche bei der WM-Generalprobe erstmals die 7-Meter-Marke knackte. Damit liegt die im Tschad geborene 23-Jährige urplötzlich auf Rang fünf der deutschen Bestenliste.

Moguenaras Motivation für Moskau ist eine besondere: "Mein Traum ist es, dass mich meine Eltern im Fernsehen sehen, wie ich auf dem Treppchen stehe und eine Medaille bekomme", sagte sie der "Bild." Ihre Familie lebt nach wie vor im Tschad, seit 15 Jahren hat sie sie nicht mehr gesehen: "Meine Eltern wissen gar nicht, wie ich momentan aussehe."

Nur Olympiasiegerin Brittney Reese sprang in diesem Jahr schon 23 Zentimeter weiter. Das war allerdings bereits im Mai. Seither knackte auch die US-Amerikanerin die heilige 7-m-Marke nicht mehr. Das gelang vor der Deutschen zuletzt Oksana Zhukovskaya (7,02 m), die in Moskau Heimspiel hat.

Prognose: Vor ihrem Megasatz lag Moguenaras persönliche Bestleistung bei 6.78 m. Selbst das WM-Finale schien eine Hürden. Aber nun gilt: Sosthene ist eine Wundertüte mit der Chance auf Edelmetall.

Raphael Holzdeppe ( 5,91 m/2, 6. Juni), Björn Otto (5,91 m/3., 1. Juni) und Malte Mohr (alle Stabhochsprung, 5,86 m/4., 6. Juni)

Wenn doch nur dieser Franzose nicht wäre... Renaud Lavillenie dürfte auch in dieser Saison in dem einen oder anderen Albtraum der Deutschen Stabhochspringer aufgetaucht sein. Die sechs (!) höchsten Sprünge der Saison gehen aufs Konto des Olympiasiegers. Doch dahinter ist die Bestenliste des Jahres schwarz-rot-gold.

Der Haken: Die Deutschen sprangen im Juni zuletzt so hoch, der Juli war reichlich durchwachsen. Ganz anders Lavillenie: Er lieferte seinen Höhepunkt vor zwei Wochen beim Diamond-League-Meeting in London mit 6,02 m.

Prognose: Nach dem Erfolg bei Olympia sind erneut zwei DLV-Medaillen möglich, eine ist Pflicht. Toptalent Holzdeppe kann den arrivierten Otto diesmal ärgern.

Christina Schwanitz (Kugelstoßen, 20,20 m/3., 18. Mai)

Olympiasiegerin Valerie Adams dürfte in Moskau erneut nicht zu schlagen sein, die fünf größten Weiten des Jahres stammen von der Neuseeländerin. Christina Schwanitz kabbelt sich dahinter mit der US-Amerikanerin Michelle Carter und Lijiao Gong aus China um die Podestplätze.

Prognose: Hinter Adams ist für Schwanitz wie vor zwei Wochen beim Diamond-League-Meeting in London Rang zwei möglich.

David Storl (Kugelstoßen, 21,04 m/10., 7. Juli)

Der Titelverteidiger hatte mächtig zu kämpfen im nacholympischen Jahr. Erst mit dem Trainingsrückstand und dann mit einer Brustmuskelzerrung. Doch er ist rechtzeitig auf dem Weg zurück zur Form.

Eine Medaille heller als Bronze wäre dennoch sensationell. Der Grund: Die US-Amerikaner Ryan Whiting (22,28 m) und Reese Hoffa (21,71 m) werfen konstant weiter als der Deutsche. Die restliche Konkurrenz, die sich in der Weltbestenliste vor ihm tummelt, kann Storl mit einem starken Wettkampf aber packen.

Prognose: Für Bronze muss es optimal laufen, zuzutrauen ist es dem jüngsten Weltmeister seiner Disziplin allemal. Erneut den Platz ganz oben zu erobern, das käme für Storl nach dieser Saison einer Sensation gleich.

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