Der letzte Tanz

Von Bastian Strobl
Das letzte Kapitel der großen Rivalität steht bevor
© Getty

Aller guten Dinge sind vier! Am Samstag kommt es in Las Vegas zum vierten Duell zwischen Manny Pacquiao und Juan Manuel Marquez. Der Weltergewichts-Kampf bildet das Ende einer langjährigen Rivalität. Doch für beide steht noch mehr auf dem Spiel.

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"Wenn man heute Muhammad Ali sagt, denkt man sofort an Joe Frazier. So wird es auch mit mir und Juan Manuel Marquez sein." Es ist diese Aussage von Manny Pacquiao, die den Pressevertretern bei der letzten Pressekonferenz vor dem Showdown gegen Marquez am meisten im Gedächtnis bleiben dürfte.

Das vierte Duell der beiden Ausnahmeboxer, das am Samstag im legendären MGM Grand in Las Vegas stattfinden wird, soll das letzte Kapitel der größten Rivalität werden, die diese Sportart in den letzten zehn Jahren zu bieten hatte.

"Es wird das letzte Mal sein. Wir werden ihn ausknocken und damit die Geschichte endgültig beenden", erklärte Pacquiao-Coach Freddie Roach zuletzt. Die Erwartungen an das Aufeinandertreffen sind dementsprechend groß, obwohl diesmal kein relevanter Titel auf dem Spiel steht, abgesehen von der eigens von der WBO geschaffenen "Fighter-of-the-Decade"-Ehrung.

Kontroverse um letzten Fight

Das ist allerdings auch gar nicht nötig, was neben einigen markigen Worten im Vorfeld vor allem an der Vergangenheit liegt. Über 36 Runden und 108 Minuten lieferten sich beide epische Schlachten. Es gibt kaum ein besseren Beispiel für das Sprichtwort: Styles makes fights. Der nach vorne marschierende Pacquiao gegen den Konterboxer Marquez.

Die nackten Zahlen sprechen dabei bislang für Pacman. Zwei Siege stehen für den Philippiner zu Buche, das erste Duell im Jahr 2004 endete in einem Remis. Allerdings sollte man sich von dieser Statistik nicht täuschen lassen.

Nicht wenige Experten sind überzeugt davon, dass Marquez mindestens einen, wenn nicht sogar zwei Erfolge davon hätte tragen müssen. Gerade der letzte Fight im November 2011 sorgte für einige Kontroversen.

"Du bist eigentlich der Sieger"

Pacquiao gewann nach Mehrheitsentscheidung, wirkte aber bei weitem nicht mehr so zielstrebig und spritzig wie in den Jahren zuvor und wurde nach der Urteilsverkündung vom Publikum lautstark ausgebuht.

"Viele Leute sind danach auf mich zugekommen und haben mir gesagt: 'Du bist eigentlich der Sieger!' Das ist schön und gut, aber davon kann ich mir nichts kaufen. Ich will, dass der Ringrichter meine Hand hebt. Dann kann ich Frieden schließen", so Marquez, der am Ende des Jahres seine lange Karriere wohl beenden wird.

Für ein glorreiches Ende seiner Laufbahn benötigt "El Dinamita" diesen Sieg. Dafür sollte der 39-Jährige allerdings seine Taktik anpassen, ohne sich seiner großen Stärke zu berauben.

Bester Konter-Boxer aller Zeiten

In den ersten drei Aufeinandertreffen schlug Pacquiao deutlich häufiger als Marquez. Das dürfte sich auch diesmal kaum ändern. Allerdings muss der Mexikaner versuchen, mehr Eigeninitiative zu zeigen.

Im Optimalfall zwingt Marquez damit seinen Kontrahenten nicht nur in die Defensive, sondern schindet auch Eindruck auf den Punktzetteln der Kampfrichter. Und zwar von Anfang an. Kopfloses Anrennen sollte man von ihm dennoch nicht erwarten.

Dafür ist einer der besten Konter-Boxer aller Zeiten schlicht und ergreifend zu clever und liebt es viel zu sehr, seinen Gegner aus der Defensive heraus zu überraschen. Auch am Samstag wird es Phasen geben, in denen Marquez auf dieses bewährte Erfolgsrezept zurückgreifen muss und wird.

Politik lenkt ab

Das weiß auch Roach: "Manny mag es eigentlich, wenn die Leute ihn angreifen. Wenn man es genau nimmt, ist er selber eher ein Konterboxer. Aber Marquez macht das sicherlich in Reinkultur. Er lässt seine Gegner immer kommen. Damit konnte Manny selten gut umgehen."

Auch für Pacquiao steht einiges auf dem Spiel. In den letzten beiden Jahren wurden immer häufiger Stimmen laut, der Fokus des 33-Jährigen habe sich merklich verschoben.

Gerade die politischen Ambitionen in seinem Heimatland würden Pacquiao ablenken und ihm nicht mehr erlauben, sich vollständig auf den Boxsport zu konzentrieren. Die - wenn auch sehr umstrittene - Niederlage gegen Timothy Bradley war dabei Wasser auf die Mühlen dieser Kritiker.

"Er ist ein wenig zu freundlich geworden"

"Ich liebe das Boxen immer noch. Ohne diese Leidenschaft wäre ich nicht der, der ich heute bin. Meine Konzentration liegt voll und ganz bei Marquez. Erst nach dem Kampf werde ich mich wieder um die Politik kümmern", betonte Pacman in letzter Zeit.

Sein Trainer gab sich in diesem Punkt schon ein wenig ehrlicher. "Er ist vielleicht ein wenig zu freundlich geworden. Das hat uns in einigen Kämpfen geschadet. Er hat seinen Killer-Instinkt verloren. Aber ich glaube, jetzt ist er wieder der Alte", so Roach.

Kurioserweise könnte ausgerechnet eine Niederlage Pacquiaos eine andere Tür öffnen. In Amerika wird bereits darüber diskutiert, ob sich Floyd Mayweather zu einem Kampf gegen Pacman bereit erklären würde, sollte sich dessen Abwärtstrend am Samstag bestätigen. Es wäre der Höhepunkt einer anderen großen Rivalität.

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