Das Mantra des Champions

Von Haruka Gruber
Karsten Tadda und Julius Jenkins: Von einer Schwächephase abgesehen, läuft es bei Bamberg
© Getty
Cookie-Einstellungen

3. ratiopharm Ulm: 10 Siege, 3 Niederlagen

Das läuft gut: Der Frühling und der Sommer ließen Schlimmes erahnen, immerhin trennte sich Ulm gezwungenermaßen vom vertragslosen Topscorer Robin Benzing und im Unfrieden vom langlährigen Coach Mike Taylor. Aber: Durch eine kluge Transferpolitik, dem Halten von Center John Bryant und Point Guard Per Günther sowie die Ernennung des neuen Erfolgstrainers Thorsten Leibenath wurde all das vergessen gemacht.

Welch positive Wirkung die für 27,5 Millionen gebaute Arena entfalten kann, war bei der Eröffnung gegen Oldenburg zu sehen, als der personell wesentlich besser besetzte Gegner mit 101:83 abgefertigt wurde.

Das läuft schlecht: 10 Siege nach 13 Spielen sind sensationell, doch wie sehr Ulm von MVP John Bryant abhängt, wurde in Berlin deutlich. Ohne den an einer Grippe erkrankten Center setzte es ein ernüchterndes 58:89. Ansonsten gibt es wenig zu mäkeln an der Überraschungsmannschaft der Saison: Sie liegt in den meisten Team-Statistiken im vorderen und mittleren Feld, nirgendwo ganz hinten. Spricht für eine gewisse Ausgewogenheit.

Der X-Faktor: Dane Watts. Bryant ist der große Star, Per Günther der deutsche Nationalspieler und Shooter Isaiah Swann der Topscorer - doch wenn Watts fehlen würde, könnten die drei wesentlich seltener glänzen. Watts ist ein klassischer Forward-Wühler: Es sieht nicht immer elegant aus, dafür arbeitet er am Brett (6,3 Rebounds) und trifft die Würfe, die es zu treffen gilt (10,2 Punkte). "Ohne ihn würden wir nicht so weit oben stehen", sagt Günther.

Per Günther im Interview: "An Turbo-Diddi kommt nichts heran".

 

2. Brose Baskets Bamberg: 10 Siege, 2 Niederlagen

Das läuft gut: Bamberg bleibt sich selbst treu: Der schwarze November mit 4 Niederlagen in Serie innerhalb von 10 Tagen wurde so schnell hinter sich gelassen wie er kam, am Grundsätzlichen wird ohnehin nicht gezweifelt. Das Mantra heißt Teamwork: 7 Spieler erzielen 8,7 Punkten oder mehr. Heißt: Je nach Gegner und Situation bekommt der passende Spieler seine Plays, so dass kein Team so unberechenbar ist wie Bamberg.

Fast schon beängstigend die statistische Dominanz in der BBL - egal ob in offensiven oder defensiven Kategorien: Platz eins bei den Assists (18,4), bei der Dreierquote (38,6), bei der Feldwurfquote (52,2) sowie bei den Blocks (4,0) und bei den Steals (7,2).

Das läuft schlecht: Das große Ziel lautete das Erreichen der Top 16 in der Euroleague - doch erneut scheiterte Bamberg. "Wir sind mit einer Bilanz von 3-7-Siegen ausgeschieden, mit ein bisschen mehr Glück hätte sie aber auch 7-3 lauten können", sagte Trainer Chris Fleming.

Das stimmt aber nur bedingt: Zwar hielt Bamberg selbst gegen ZSKA Moskau phasenweise mit, doch es war augenscheinlich, dass es entweder an der mentale Stärke oder schlichtweg der Qualität mangelte, um die entscheidenden Spiele gegen gleich gute oder etwas bessere Gegner zu closen.

Eine Erklärung dafür könnte sein, dass wegen John Goldsberrys Ausfall kein echter Floor General im Kader steht, der die Mannschaft zu beruhigen versteht, wenn es ins hektische Abschlussviertel geht: Anton Gavel, Brian Robert und Julius Jenkins sind allesamt mehr Shooting als Point Guard.

Der X-Faktor: Tibor Pleiß. Marcus Slaughter und der verbesserte P.J. Tucker sind Athletik-Tiere, Pleiß hingegen verspricht mit seinem klassisch-europäischen Big-Men-Basketball eine andere Facette. Nur: Ihm fehlt nach wie vor die Beständigkeit. Leistungen wie gegen Braunschweig (20 Punkte, 9 Rebounds, 4 Blocks) sind die Ausnahme und nicht die Regel. Anders formuliert: In allen wichtigen Statistik-Kategorien abgesehen von der Freiwurfquote verschlechterte er sich - und das bei fast gleich bleibender Spielzeit. Wenn Bamberg in einer Best-of-five-Playoffserie gegen Alba und den Twin Towers Francis/Idbihi gewinnen will, braucht es einen Pleiß in Bestform.

 

1. Alba Berlin: 10 Siege, 2 Niederlagen

Das läuft gut: Der Saisonstart verhieß nichts Gutes mit der verpassten Euroleague-Qualifikation und 2 Niederlagen aus den ersten 3 Ligaspielen. Seitdem jedoch hat Alba Feuer gefangen: 9 Siege in Serie mit 19,3 Punkten Vorsprung im Schnitt. Opfer wurden dabei alle Top-Gegner: Bamberg, Ulm, FC Bayern und Braunschweig. Damit ist Berlin erstmals seit eineinhalb Jahren Tabellenführer.

Was beeindruckt: Coach Gordon Herbert gelang es schneller als etwa Dirk Bauermann in München, aus einer nicht eingespielten Ansammlung von Profis eine homogene Mannschaft zu entwickeln - mit dem Prunkstück auf der Eins: DaShaun Wood und Heiko Schaffartzik ergänzen sich hervorragend.

Wood scort weniger als in Frankfurt (von 19,0 auf 15,8 Punkte), ist dennoch ein Muster an Konstanz (in 10 von 12 Spielen mindestens 12 Punkte) und trifft den Dreier besser (von 31,4 auf 39,6 Prozent). Schaffartzik wiederum liefert je nach Partie, was gefordert ist, seien es Dreier (37,7 Prozent), Assists (3,1), Rebounds (3,4) oder Nervenstärke von der Freiwurflinie (88,0 Prozent). Dank des Duos ist Alba das beste Freiwurf-Team und das zweitbeste Turnover-Team der BBL.

Und: Berlin liegt an der Spitze bei den Rebounds und foult so selten wie keine andere Mannschaft.

Das läuft schlecht: Es fällt schwer, nach Problemen zu suchen. Wenn überhaupt könnten einzelne Spieler Anlass zur Sorge sein. Derrick Allen etwa steckt in einem veritablen Loch, in den letzten drei Partien traf er nur 1 von 9 Würfen und beging mehr Turnover (4), als er Rebounds abgriff (3).

Lucca Staiger wird wiederum über seine grundsätzliche Perspektive nachdenken: Während Schaffartzik, Yassin Idbihi und Sven Schultze wertvolle Kräfte von der Bank sind, wird Staiger als einziger deutscher Nationalspieler kaum oder nur sporadisch eingesetzt: In 8 von 12 Spielen stand er gar nicht oder unter 9 Minuten auf dem Court.

Der X-Faktor: Torin Francis. Anders als Bamberg oder die Bayern plante Alba bewusst mit einem klassischen Center-Duo aus zwei echten Big Men: Francis/Idbihi. Der Beginn verlief enttäuschend, doch zusehends verbessert sich vor allem Francis. Sein Schnitt in den letzten drei Partien: 18,3 Punkte bei einer Quote von 83,3 Prozent!

Wie steht es in der BBL: Alle Ergebnisse und die Tabelle im Überblick