Ringer und Gewichtheber: Arger über de Maiziere

SID
Thomas de Maiziere steht in der Kritik der Ringer und Gewichtheber
© getty

Gewichtheber und Ringer haben mit Empörung auf die Ankündigung von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere reagiert, dopingverseuchte Sportarten in Zukunft nicht mehr fördern zu wollen. "Das ist ein falsches Signal", sagte Präsident Christian Baumgartner vom Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BDG) dem SID.

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"Da ist nicht zu Ende gedacht. Es kann doch nicht sein, dass wir das Feld anderen überlassen, die sich nicht an die Regeln halten", sagte Baumgartner, der auch Mitglied der Exekutive im Weltverband der Gewichtheber ist.

Die Nachtests zu den Olympischen Spielen in Peking 2008 und London 2012 hatten zuletzt eine Flut von 55 positiven Fällen im Gewichtheben ermittelt.

Dass unter der Vielzahl der Dopingfälle auch das Image der Sportart in Deutschland gelitten hat, wollte Baumgartner nicht gelten lassen. "Das interessiert mich gar nicht. Hier geht es um die Grundwerte des Sports. Wir können uns doch nicht zurückziehen, weil woanders manipuliert wird."

Baumgartner sieht die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA in der Pflicht, das Problem in den Griff zu bekommen. "Der internationale Anti-Doping-Kampf soll ja neu aufgestellt werden. Dort müssen die Probleme bekämpft werden", sagte Baumgartner.

"Deutscher Standard sollte weltweit gelten"

Auch der Deutscher Ringer-Bund (DRB) reagierte verärgert. "Es kann nicht sein, dass man hierzulande Sportarten ausgrenzt, nur weil in anderen Ländern manipuliert wird", sagte DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis dem SID und forderte: "Der hohe Standard im deutschen Anti-Doping-Kampf müsste stattdessen weltweit zur Anwendung kommen."

De Maizière hatte zuvor in der Debatte um die zukünftige Finanzierung des deutschen Spitzensports bei anhaltenden Manipulationen einen Verzicht auf komplette Sportarten nicht mehr ausgeschlossen. "Wenn eine Sportart strukturell dopingverseucht ist, habe ich Zweifel, ob wir diese Sportart mit Steuergeldern fördern sollen", sagte der CDU-Politiker im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

De Maiziere nannte die Tour de France im Radsport als Beispiel, von der sich ab einem gewissen Stadium auch die Sponsoren zurückgezogen hätten. "Ähnlich kann ich mir das für uns als Geldgeber in einem vergleichbaren Fall vorstellen", sagte der 62-Jährige.

De Maiziere verteidigte Orientierung an Medaillen

Der Minister verteidigte die starke Orientierung der Reform von BMI und DOSB an Medaillengewinnen bei Groß-Events wie Olympia und Weltmeisterschaften. Auf den Vorschlag, dass man dopingverseuchte Sportarten wie Gewichtheben nicht ausschließlich nach Medaillenaussichten fördern solle, ging der Minister nicht ein. "Das könnte dann ja auch dazu führen, dass wir Gewichtheben gar nicht mehr fördern. Aber wenn wir Gewichtheben fördern, können wir doch sagen: Wir wollen eine Medaille im Gewichtheben, fairer und sauber."

Das Bundesinnenministerium (BMI) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatten das Eckpunkte-Papier zur Reform am Mittwoch im Sportausschuss des Deutschen Bundestages vorgestellt.

In den nächsten Wochen soll es Diskussionen mit den Sportverbänden und den Ländern zu der neuen Förderstruktur geben, ehe sie am 3. Dezember auf der Mitgliederversammlung des DOSB in Magdeburg verabschiedet werden soll.

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