"Wo Good Governance draufsteht, muss auch Good Governance vorgelebt werden. Das gilt auch und besonders für die Leitungsebene des DOSB. Wer als Verband eine Null-Toleranz-Haltung im moralisch-ethischen Bereich wie eine Monstranz vor sich her trägt, muss sich auch im eigenen täglichen Verhalten daran messen lassen", sagte Freitag dem SID: "Die Frage, ob in diesem Sinne die Empfehlungen des Herrn Thumann zur Bewertung der gemachten Vorhaltungen gegenüber dem Vorstandsvorsitzenden weit genug gehen, muss gestellt werden."
Der Good-Governance-Beauftragte des DOSB, Jürgen Thumann, war wegen Beschwerden gegen Vesper aktiv geworden. Das geht aus einem DOSB-internen Bericht Thumanns hervor, der dem SID in Auszügen vorliegt.
"Das Verhalten von Herrn Vesper in den mir zur Kenntnis gegebenen Fällen stellt keinen Verstoß gegen Gesetze oder den Ethik-Kodex des DOSB dar. Allerdings wird sein Verhalten, so wie es von den Hinweisgeberinnen geschildert worden ist, dem Amt des Vorstandsvorsitzenden teilweise nicht gerecht", hieß es in den Empfehlungen Thumanns, die unter anderem an den DOSB-Präsidenten Alfons Hörmann gingen.
Vesper bleibt Chef de Mission
Weiter schrieb der ehemalige Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI): "Das Präsidium des DOSB sollte ihn an seine hervorgehobene Stellung und an seine Vorbildfunktion erinnern."
Hörmann erklärte am Freitag am Rande der Feierstunde anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Dachverbandes des deutschen Sports in der Frankfurter Paulskirche, dass der DOSB diesen Fall "klar und deutlich nach unseren Good-Governance-Regeln abgehandelt" habe. Zu Details machte er keine Angaben. Vesper werde "ohne Wenn und Aber" als Chef de Mission die deutsche Olympiamannschaft in Rio de Janeiro anführen.