Kasper: "Es ist nicht Bachs Agenda"

SID
Gian-Franco Kasper will Thomas Bach nicht den Ruhm überlassen
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Er gilt als meinungsfreudig und bissig. IOC-Mitglied und Ski-Präsident Gian-Franco Kasper äußert vor dem Reform-Gipfel des IOC in Monaco ganz eigene Ansichten zur Agenda 2020.

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IOC-Veteran Gian-Franco Kasper will den Lorbeer für die Agenda 2020 im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht allein Präsident Thomas Bach überlassen. "Bach ist sicherlich der Initiator, aber es ist nicht Bachs Agenda", betonte der Ski-Präsident, seit fast 15 Jahren Mitglied im IOC, im Interview mit dem "SID".

Der Schweizer Kasper, für kritische Töne bekannt, unterstrich die gemeinschaftliche Arbeit, die dem Reformwerk zu Grunde liege. "Das ist eine Agenda, die durch die gesamte Session in Sotschi und danach in 14 Arbeitsgruppen in allen Details ausgearbeitet wurde", sagte der 70-Jährige. Die 40 Punkte werden den IOC-Mitgliedern am Montag und Dienstag auf der Session in Monaco zur Abstimmung vorgelegt.

Nichts Negatives seit Sochi

Wie der gelernte Journalist Kasper, seit 1998 Präsident des Internationalen Ski-Verbandes FIS, weiter betonte, sei der Moment für eine Reform im IOC günstig. "Thomas Bach kann die Reform nun gut umsetzen, nachdem er im vergangenen Jahr gewählt wurde." Die Agenda habe in den Führungskreisen eine neue Form der Debatte ausgelöst. "Es gab bei der letzten IOC-Session im Februar in Sotschi zum ersten Mal im IOC eine offene Diskussion. Das war schon erstaunlich."

Großen Widerstand erwartet Kasper für die Reform nicht. "Der Zuspruch ist sicher gut. Wir haben überhaupt nichts Negatives gehört seit Sochi. Höchstwahrscheinlich werden alle 40 Anträge angenommen", sagte der Funktionär.

Für die ersten 15 Monate als IOC-Präsident stellte Kasper Bach ein gutes Zeugnis aus. "Eine Zwei" würde er dem IOC-Chef geben, wenn er Schulnoten verteilen müsste. Eine Opposition, die gegen Bach im IOC Politik machen würde, kann Kasper in der Ringe-Riege nicht ausmachen. Jeder habe Gegner, Bach auch, aber davon sei derzeit nichts zu spüren.

"Würden sehr viel verlieren"

Die geplante Vereinfachung des Bewerberverfahrens für die Austragung von Olympischen Spielen ist nach Einschätzung Kaspers nicht unbedingt der zentrale Punkt der Reform. "Für mich ist die Basis-Philosophie das Wichtigste; dass man die olympischen Regeln an den Organisator anpasst und nicht umgekehrt, wie es in der Vergangenheit oft der Fall war", erklärt der Top-Funktionär und fügte an: "Es geht generell darum, den Gigantismus zu bekämpfen."

Dass die Zukunft der Olympischen Spiele angesichts der vielen Negativ-Debatten in den letzten Monaten im Weltsport auf der Kippe steht, glaubt Kasper nicht. "Ohne Olympische Spiele würden wir sehr viel verlieren, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendwo eine Tendenz gibt, die die Spiele abschaffen will."

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