"Mr. T's Goldketten werde ich nie vergessen"

Von Interview: Bastian Strobl
Paul Rodriguez gewann bei den X-Games bislang vier Goldmedaillen
© getty
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SPOX: Eine weitere Bestätigung dürfte Dein Vertrag mit Nike gewesen sein. Du bekamst immerhin Deinen eigenen Signature Schuh. Inwiefern bist Du bei der Entwicklung beteiligt?

Rodriguez: Ich bin dafür verantwortlich, dass der Schuhe sich auf dem Skateboard gut anfühlt. Ich muss nicht auf das Design achten, dafür haben wir die besten Leute auf diesem Planten. Aber ich will ihnen vermitteln, was einen guten Skateboard-Schuh ausmacht. Insbesondere der Halt auf dem Board ist ganz entscheidend. Sie zeichnen dann 20, 30 Modelle, ich wähle meine Favoriten aus und merze die kleinen Macken aus. Die ganze Entwicklung dauert ein gutes Jahr.

SPOX: Fühlst Du Dich durch diesen Deal nicht als Sellout, der die Szene verraten hat?

Rodriguez: Nein, warum auch! Man sollte nie seine Wurzeln vergessen, gleichzeitig muss man aber gewisse Angebote einfach wahrnehmen. Ich höre ja auch nicht auf, neue Tricks zu lernen, sondern versuche immer, den nächsten Level zu erreichen. Und genauso verhält es sich mit dem Nike-Deal. Warum sollte ich nur auf Sponsoren setzen, die im harten Kern der Szene hoch angesehen werden? Am wichtigsten bleibt, dass man nie die Leidenschaft für das Skaten verliert.

SPOX: Wirst Du dennoch von Deinen Kollegen kritisch beäugt?

Rodriguez: Es gab ein paar negative Kommentare, aber ich kann mein Leben nicht nur nach anderen Leuten richten. Die Auszeichnung von "Transworld Skateboarding" hat mir gezeigt, dass ich auch von den Hardcore-Leuten weiterhin respektiert werde. Ich bin kein Außenseiter und habe in beiden Lagern, sowohl im harten Kern als auch bei den Mainstream-Jungs, gute Freunde. Trotzdem: Jeder darf seine Meinung haben, zum Glück muss ich nicht darauf hören (schmunzelt).

SPOX: Durch Deinen eigenen Signature Schuh stehst Du in einer Reihe mit Sportgrößen wie LeBron James, Roger Federer und Tiger Woods. Wie hört sich das an?

Rodriguez: Verrückt. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. LeBron, Kobe, Michael Jordan, alle haben bei Nike ihren eigenen Schuh, und jetzt gehöre ich dazu. Wer weiß: Vielleicht ist es in zehn oder 20 Jahren wirklich so, dass Skateboarder auf einem Level mit LeBron und Co. sind. Ich hätte dann meinen Teil dazu beigetragen.

SPOX: Damit hättest Du Deinen Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Als P-Rod, immerhin wirst Du kaum mit Deinem richtigen Namen gerufen. Woher kommt dieser Spitzname eigentlich?

Rodriguez: Diese Story glaubt mir wohl niemand. Ich habe mir im Fernsehen das "MTV Diary" von Jennifer Lopez angeschaut, da müsste ich 16 gewesen sein. Sie wurde darin allerdings immer nur J.Lo genannt. Also habe ich gedacht: Wie hört sich wohl mein Name an, wenn ich ihn genauso abkürze? P-Rod, okay, ziemlich bescheuert. Aber meine Kumpels haben ihn irgendwie übernommen, und auf einmal kannten ihn auch die Fans. Seitdem ist es explodiert, für jeden bin ich nur noch P-Rod. Aber das ist okay.

SPOX: Deinen Fans hast Du zuletzt mit einer sechsteiligen Dokumentation einen ganz besonderen Blick hinter die Kulissen ermöglicht. Dabei kamen einige sehr private Momente heraus, unter anderem ein Besuch bei Deiner Großmutter nach deren Krebsdiagnose. Warum hast Du Dich dafür entschieden?

Rodriguez: Ich fand es früher schade, dass man von den Skateboardern abseits der Events so wenig mitbekommt. Ich wollte immer wissen, wie zum Beispiel Eric Koston tickt, was er für ein Leben führt, worüber er sich Gedanken macht. Deswegen habe ich der Dokumentation zugestimmt. Dass es dabei sehr private Augenblicke gab, war so gar nicht geplant, aber ich habe es nicht bereut. Vielleicht hat mir das auch geholfen, den Krebs-Schock zu verdauen. Weiter würde ich aber nicht gehen, gewisse Themen gehören nicht in die Öffentlichkeit.

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