Steiner peilt Medaillenränge an

SID
Matthias Steiner wurde 2008 als Deutschlands Sportler des Jahres geehrt
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Matthias Steiner gibt bei der Gewichtheber-EM in Minsk sein internationales Comeback. Der Olympiasieger von Peking erhofft sich eine Medaille und schaut bereits auf London 2012.

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600 Tage nach dem Olympiasieg von Peking und genau vier Wochen nach der Geburt seines Sohnes Felix am 14. März will Matthias Steiner heute bei der Gewichtheber-EM in Minsk wieder an die Medaillen.

"Ich freue mich riesig auf die EM, auch wenn eine Leistung wie die in Peking sicher nicht auf Anhieb wieder möglich ist", sagte Steiner.

Für den 27 Jahre alten Superschwergewichtler ist die EM der erste internationale Auftritt seit dem 19. August 2008, als er in jenem denkwürdigen und hochemotionalen Moment der Spiele von Peking den Olymp gestürmt hatte.

Die WM-Teilnahme im November 2009 in Südkorea musste Steiner absagen, nachdem die Folgen einer Leisten-OP ihn länger als ursprünglich befürchtet außer Gefecht gesetzt hatten. "Jetzt bin ich wieder da, wo genau, wird sich zeigen", sagt er nun.

Steiner ist der Star

Im vierköpfigen EM-Aufgebot des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber ist Steiner der Star, eine Situation, die dem gebürtigen Österreicher spätestens seit seinem Coup von Peking vertraut ist.

Als er damals wieder in Deutschland war, wurde er herumgereicht, trat in Fernsehshows auf, ließ sich im feinen Zwirn bei Galas ablichten, wurde Deutschlands Sportler des Jahres und Welt-Gewichtheber des Jahres, bekam das Silberne Lorbeerblatt und den Bambi.

Fast drei Jahre nach dem tödlichen Autounfall seiner ersten Ehefrau Susann trat Steiner im Januar 2010 zum zweiten Mal vor den Traualtar. Er heiratete die Fernsehmoderatorin Inge Posmyk, die zwei Monate später Sohn Felix zur Welt brachte.

Zu diesem Zeitpunkt steckte Steiner längst mitten im knallharten Training für die EM. "Er hat den Rückstand aufgeholt und sich wieder rangekämpft", sagt BVDG-Präsident Claus Umbach.

Bundestrainer erhofft sich eine Medaille

Bundestrainer Frank Mantek, Steiners Freund und Trauzeuge, sieht die EM nach der langen Pause als Aufgalopp für die WM Ende September in Antalya.

"Ich erwarte in Minsk durchaus eine Medaille, aber keinen Sieg. Matthias ist keine Maschine", sagte Mantek.

Das kann Steiner nur unterstreichen: "Man darf von mir nicht immer und überall Gold erwarten."

Eine realistische Einschätzung des jungen Familienvaters, der zuletzt bei den deutschen Meisterschaften im Zweikampf (Reißen und Stoßen) 430kg und damit 31kg weniger als bei seinem Olympiasieg bewältigte.

EM ist erste Etappe auf dem Weg nach London

Steiners härtester Konkurrent in Minsk ist der Lette Viktor Scerbathis, Weltmeister des Jahres 2007 und Bronzemedaillengewinner von Peking.

In der deutschen Mannschaft macht sich Almir Velagic Hoffnungen auf einen Medaillenrang. "Ich möchte einen guten Wettkampf zeigen und meine Bestleistung steigern. Eine Medaille wäre die Krönung", sagt der Vize-Europameister.

Für Steiner ist die EM in erster Linie eine Etappe auf dem Weg zu einem neuen sportlichen Höhepunkt - den Olympischen Spielen 2012 in London.

"Ich habe das Verlangen, vor allem mir selbst zu beweisen, dass ich es noch kann", sagte er kürzlich. Nach 600 Tagen bietet Minsk dafür die erste gute Gelegenheit.

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