BMW Oracle entthront Alinghi

SID
Der America's Cup entstand 1851 aus der Regatta um die Insel Isle of Wight
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Das US-Segel-Syndikat BMW Oracle Racing hat den 33. America's Cup für sich entschieden. Die zweite Regatta entschied das Team von Software-Tycoon Larry Ellison ebenfalls für sich.

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BMW Oracle hat den America's Cup erstmals seit 1992 wieder zurück in die USA geholt. Das US-Segelteam von Software-Tycoon Larry Ellison gewann bei der 33. Auflage am Sonntag auch die zweite Regatta und entthronte damit schon vorzeitig Titelverteidiger Alinghi aus der Schweiz, der die älteste Segeltrophäe der Welt 2003 und 2007 gewonnen hatte.

Nach zweieinhalb Jahren Rechtsstreit, dem wohl dunkelsten Kapitel in der 158-jährigen Geschichte des Cups, siegte der technisch überlegene Trimaran (Dreirumpfboot) der Amerikaner über den Katamaran der Eidgenossen in der Best-of-Three-Serie, einem so genannten Deed of Gift Match, mit 2:0.

5:26 Minuten Vorsprung reichen zum Sieg

Als sein Hightech-Boot um 18.31 Uhr mit 5:26 Minuten Vorsprung die Ziellinie kreuzte, war Ellison am Ziel seiner Träume. Nach zwei vergeblichen Angriffen auf die Silberkanne genoss er den Triumph direkt an Bord. Als Crewmitglied umarmte er die gesamte Mannschaft um Steuermann James Spithill und Teamchef Russell Coutts.

"Ich bin unglaublich stolz auf jeden einzelnen, der mitgeholfen hat. Segeln ist ungleich härter als ein Softwareunternehmen zu führen", meinte der 66 Jahre alte Multi-Milliardär, der in der Forbes-Liste als viertreichster Mann der Welt geführt wird. Dem Sieg auf dem Wasser gingen neun Gerichtsverfahren voraus, in denen BMW Oracle Konkurrent Alinghi unfaire Regelauslegungen vorwarf und größtenteils Recht bekam.

Nach dem Rennen wurde von BMW Oracle das italienische Syndikat Mascalzone Latino zum 'Challenger of Record' ernannt, zum neuen Herausforderer, mit dem sich der Titelverteidiger auf die Austragungsmodalitäten des 34. Cups einigen muss.

Wieder schwerer Fehler von Alinghi am Start

Die zweite Wettfahrt am Sonntag, die mit einer Verspätung von 6:15 Stunden am späten Nachmittag doch noch gestartet wurde, begann wie schon das Auftaktrennen am Freitag mit einem schweren Patzer von Alinghi.

Eigner und Steuermann Ernesto Bertarelli, ein Biotech-Mogul und ebenfalls milliardenschwer, versäumte es, den verbotenen Startbereich rechtzeitig zu verlassen. Der Titelverteidiger kassierte erneut eine Bestrafung, und musste eine 360-Grad-Drehung einlegen, bevor das Rennen überhaupt begonnen hatte.

Als die "Alinghi 5" dann auch noch kurz vor dem Startschuss wendete und erst 24 Sekunden nach der "USA" die Startlinie kreuzte, schien die Vorentscheidung bereits gefallen zu sein.

Doch der viermalige America's-Cup-Gewinner Brad Butterworth als Skipper und Taktiker der Schweizer hatte wohl den richtigen Riecher gehabt, als er auf der rechten Seite des gut 70 Kilometer langen Dreieckskurses den besseren Wind fand und den Verteidiger in Führung brachte.

Alinghi lag zuerst in Front

Entgegen der meisten Prognosen entwickelte sich auf der Startkreuz ein wesentlich spannenderer Zweikampf als zwei Tage zuvor. Alinghi bot dem Herausforderer lange Zeit Paroli, lag nach gut zehn Seemeilen 100 Meter in Front, rundete die erste Wendemarke aber doch 28 Sekunden nach dem Gegner. Auf der zweiten Teilstrecke zog BMW Oracle dann geradezu spielend davon.

Der Trumpf der Sieger war ohne Wenn und Aber das 68 Meter hohe Flügelrigg, das für Bootsgeschwindigkeiten von mehr als 30 Knoten (rund 60km/h) sorgte. Das war oft deutlich schneller als das Zweirumpfboot von Alinghi, für das der Hamburger Rolf Vrolijk als Chefdesigner verantwortlich zeichnete.

Inwieweit der America's Cup in Zukunft zur Normalität eines multinationalen Wettkampfs mit mehreren Herausforderern zurückkehrt, müssen die nächsten Tage zeigen. Der Golden Gate Yacht Club aus San Francisco hat durch den Sieg jetzt das Recht erworben, die Eckdaten für den 34. America's Cup festzulegen.

Butterworth beeindruckt von Spithills Yacht