Kohl sieht Tschagajew nach Niederlage gestärkt

SID
Klaus-Peter Kohl, einst Klitschko-Betreuer, hat das Vertrauen in Ruslan Tschagajew nicht verloren
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Promotor Klaus-Peter Kohl sieht nach der Niederlage seines Schützlings Ruslan Tschagajew gegen Wladimir Klitschko auch Positives. "Er wird aus den Fehlern lernen", so Kohl.

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Die schwarze Schirmmütze verdeckte den Cut über dem linken Auge, der Blick ging ins Leere, die Worte fielen Ruslan Tschagajew schwer.

Was zum größten Tag seiner Boxkarriere werden sollte, wurde für den Usbeken zur bittersten Lehrstunde. "Der Cut tut nicht weh, schlimmer ist der Herzschmerz", sagte der 30-Jährige.

Trost erhielt er von seinem Bezwinger. "Ich hatte auch dreimal in meinem Leben Herzschmerz. Er wird da durchkommen", sagte Wladimir Klitschko in Anspielung auf seine drei Niederlagen.

Timm: "Das ist alles Blödsinn"

Nach neun Runden vergeblichen Anlaufens gegen den übermächtigen Schwergewichts-Weltmeister aus der Ukraine und seinem ersten Niederschlag überhaupt kam für Tschagajew das Aus.

Trainer Michael Timm machte dem ungleichen Duell auf Schalke nach einem Schlaghagel des Champions ein Ende.

"Ich wollte Ruslan schützen. Warum sollte ich ihn vernichten lassen? Warum sollte ich auf den Lucky Punch warten? Das ist alles Blödsinn", sagte Timm.

Tschagajew: "Wladimir ist der richtige Weltmeister"

Klare Worte auch an seinen Schützling, der sich tapfer weiter gegen seine erste Niederlage als Profi stemmen wollte. "Schade, dass der Abbruch kam. Ich hätte weitergeboxt, ich hätte gekonnt", sagte Tschagajew.

Doch das kam für Timm nicht in Frage: "Ich hätte ihn nicht mehr aus der Ecke gelassen, da hätte er mich schon ausknocken müssen."

Tschagajew fügte sich und wollte sich anschließend nur noch entschuldigen: "Es tut mir leid. Es war heute einfach nicht mein Tag. Es war Wladimirs Tag, er ist der richtige Weltmeister."

Der Ersatzherausforderer war an diesem Abend chancenlos. Nicht einen einzigen Kopftreffer landete der 30-Jährige, der für den Briten David Haye eingesprungen war und damit die Veranstaltung in der Arena gerettet hatte.

Ersten Niederschlag der Profikarriere als Lehrstunde abhaken

Nur einmal traf er, allerdings nach dem Rundengong. "Ich habe keine Formel gegen ihn gefunden. Ich konnte mein Konzept einfach nicht umsetzen", sagte der ausgebildete Sportpädagoge, der mit der Ärztin Wiktoria verheiratet ist und zwei Söhne hat.

Die Vorentscheidung auf Schalke fiel früh. In Runde zwei musste Tschagajew nach einer harten Rechten von Klitschko erstmals in 27 Profikämpfen auf die Bretter.

"Der Schlag war nicht hart, aber er kam schnell. Als ich wieder stand, war ich voll da", sagte Tschagajew. Aber dann kassierte er immer wieder Klitschkos linke Führhand, und gelegentlich kam auch noch dessen Rechte dazu. Ein Cut über dem linken Auge behinderte ihn zusätzlich.

Kohl glaubt weiter an Tschagajew

"Der schnelle Niederschlag, das ganze Theater im Vorfeld und das Drumherum haben ihn offenbar gehemmt", sagte Tschagajew-Promoter Klaus-Peter Kohl, der weiter an seinen Schützling glaubt.

"Ruslan ist erst 30 Jahre alt. Seine beste Zeit kommt erst noch. Er hat heute neue Erfahrungen gesammelt, und ich bin sicher, dass er aus seinen Fehlern lernen wird. Das hat auch Wladimir getan", sagte Kohl, der einst die Geschicke der Klitschko-Brüder lenkte: "Er wird in Zukunft zeigen, was in ihm steckt."

Gegen wen, das ist angesichts der verworrenen Situation im Weltverband WBA unklar. Tschagajew wird dort noch als Weltmeister im Wartestand geführt, doch nach der Absage des Titelkampfes am 30. Mai in Helsinki gegen den Russen Nikolai Walujew wegen der angeblichen Hepatitis-B-Ansteckungsgefahr durch Tschagajew muss die WBA entscheiden, wer ihr Weltmeister ist.

"Wir warten jetzt in Ruhe ab. Erst dann können wir uns Gedanken machen, wie es weitergeht", sagte Kohl.

Klitschko wird von allen Seiten gelobt