Klitschko erntet Lob nach Tschagajew-K.o.

SID
Mit seiner krachenden Rechten setzte Wladimir Klitschko Ruslan Tschagajew schwer zu
© Getty

Nach seinem klaren Sieg gegen Ruslan Tschagajew wurde Wladimir Klitschko von allen Seiten gelobt. Der Weltmeister selbst war nicht vollends zufrieden.

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Gigantische Kulisse, spektakuläre Inszenierung und ein perfekter Champion: Zweifach-Weltmeister Wladimir Klitschko hat an einem denkwürdigen Abend auf Schalke mit dem Abbruchsieg gegen Ersatzherausforderer Ruslan Tschagajew sein Glanzstück als Profiboxer abgeliefert und als "Promoter" mit der größten Stadion-Veranstaltung seit der Ära Schmeling gleich noch einen draufgesetzt.

Klitschkos Triumph zum Nachlesen im LIVE-TICKER

Die 61.000 Zuschauer im WM-Stadion des Bundesligisten Schalke 04 sind Europa-Rekord für ein Indoor-Event beim Boxen.

"Es ist unglaublich und wunderschön. Ich bin überglücklich, hier als Sieger zu sein", sagte der 33 Jahre alte Champion aus der Ukraine nach dem Fight, der durch Ringrichter "Big" Eddie Cotton in der Pause zur zehnten Runde beendet wurde.

Kohl: "Der beste Wladimir, den ich je gesehen habe"

Tschagajews Coach Michael Timm hatte dem Referee kurz zuvor ein "No More" sigalisiert. Auf den Rängen tobte das Schalker Fußball-Volk, am Ring jubelten Stars und Sternchen wie Boris Becker, Lothar Matthäus, Schlager-Veteran Heino, Uschi Glas oder Verona Pooth dem zwei Meter großen Modellathleten zu.

"Respekt. Das war der beste Wladimir, den ich je gesehen habe", sagte Promoter Klaus-Peter Kohl, der die Klitschko-Brüder nach den Olympischen Sommerspielen 1996 in Atlanta verpflichtet und sie zu Weltmeisterehren geführt hatte.

2004 trennten sich Wladimir und WBC-Champ Vitali vom Universum-Stall und promoten mit der Klitschko Management Group ihre Kämpfe und Veranstaltungen selbst.

"Wladimir ist wie ein guter Wein: Er wird immer besser", sagte Bruder und Sekundant Vitali, und Michael Timm ergänzte: "Er hat gezeigt, dass er der beste Schwergewichtler der Welt ist."

Klitschko weist Lobeshymnen zurück

Der IBF/WBO-Weltmeister feierte seinen 53. Sieg im 56. Profikampf und seinen 47. vorzeitigen Erfolg. Auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner sportlichen Laufbahn erinnerte Wladimir Klitschko an die schweren Zeiten.

"Vor fünf Jahren war ich noch am Boden des Sports. Seitdem wollte ich nur, dass die Kritiker ihre Worte essen müssen", sagte der Champion in Erinnerung an seine Pleite gegen den zweitklassigen Südafrikaner Corrie Sanders, an den er 2003 seinen WBO-Titel verlor.

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In die Lobeshymnen der Konkurrenz wollte Klitschko bei aller Euphorie unterdessen nicht einstimmen. "Das war nicht mein bester Kampf. Ich habe alles gegeben, aber nicht alles gezeigt. Mein bester und mein schwerster Kampf liegen noch vor mir", sagte der boxende Geschäftsmann.

Denn: "The Show must go on!" Die Inszenierung des Einmarsches der Gladiatoren in die Arena um 22.50 Uhr war atemberaubend.

Trompete versagt bei der ukrainischen Hymne

Als die Weltmeister-Hymne "Can't Stop" von den Red Hot Chili Peppers eingespielt wurde, gab es für die Zuschauer in der Halle und am TV-Schirm ein perfekt mit Rhythmus und Takt abgestimmtes pyrotechnisches Spektakel.

In Stößen schossen Flammensäulen rund um den Ring in die Höhe, unter der Hallendecke wurde ein Funkenregen entfacht, dazu explodierte eine Lightshow.

Die Aufbereitung im Fernsehen durch den übertragenden Sender "RTL", der sich über einen Schnitt von 10,39 Millionen Zuschauer freuen durfte, war das Tüpfelchen auf dem I.

Der Schönheitsfehler bei der ukrainischen Hymne fiel da kaum auf, irgendwie versagte immer wieder die eingespielte Trompete.

Tschagajew chancenlos gegen größeren Klitschko

Danach gab es dann Handfestes. In der zweiten Runde schickte der Titelverteidiger Tschagajew mit einem punktgenauen rechten Haken an die Kinnlade zu Boden, für den ausgebildeten Sportpädagogen aus Usbekistan war es der erste Niederschlag seiner Karriere.

Danach fand Rechtsausleger Tschagajew nie ein Mittel gegen den Champion, der immer in Bewegung war und mit seiner stechenden linken Führhand und gezielt eingestreuten rechten Hand weiteren Schaden anrichtete.

Nach einem Schlaghagel Klitschkos in der neunten Runde hatte Tschagajews Coach Timm genug gesehen, er besiegelte die erste Niederlage seines Fighters im 27. Kampf.

Timm: "Ich wollte Ruslan schützen"

"Ich wollte Ruslan schützen. Warum sollte ich ihn vernichten lassen?", sagte der Coach. Tschagajew, nach der Absage des englischen Flegels David Haye kurzfristig eingesprungen, war nach der boxerischen Lehrstunde durch einen drei Zentimeter langen Cut am linken Auge gezeichnet, was allerdings nichts im Vergleich zur seelischen Pein war.

"Ich habe Herzschmerzen. Wladimir war der bessere Boxer", sagte der äußerst faire Sportsmann. Tschagajew wird wieder in den Ring zurückkehren, ob als WBA-Champion, ist fraglich.

Bei der World Boxing Association wird er nach der Absage des Fights gegen Nikolai Walujew am 30. Mai in Helsinki derzeit nur als Weltmeister im Wartestand geführt.

Nächster Klitschko-Gegner noch offen

Ob das zukünftig auch so ist, wollte die WBA frühestens am Sonntag entscheiden. Die Zukunft ist auch für den Weltmeister offen.

"Es gibt viele gute Gegner, David Haye, Alexander Powetkin, Eddy Chambers, Chris Arreola oder einige Kämpfer, deren Namen man noch nicht kennt", sagte Klitschko.

Solis: "Ich knocke beide Klitschkos aus"

Sich selbst ins Gespräach brachte Odlanier Solis: Nach Klitschkos Sieg übte der dreimalige Amateur-Weltmeister Kritik an seinen Kollegen: "Natürlich sah Klitschko stark aus, aber das doch nur, weil wieder mal sein Gegner nichts gemacht hat. Es scheint so, als würden alle vor Ehrfurcht erstarren, wenn sie einem der Klitschkos gegenüberstehen. Ich kann garantieren: Bei mir wäre das nicht so!"

Gleich danach legte Solis noch einen drauf: "Vielleicht nicht in der ersten Runde, aber ich knocke sowohl Wladimir als auch Vitali aus. Ich bin der einzige echte Gegner für die Klitschkos, und ich bin jederzeit bereit, das zu beweisen."

Kein Duell Klitschko vs. Klitschko

Ob der Kubaner tatsächlich die Chance bekommt, einen der Klitschkos zu boxen, steht in den den Sternen.

Ein Duell wird es indes nicht geben - das von Wladimir gegen seinen Bruder Vitali: "Wir sind die ersten Brüder im Schwergewicht, die gemeinsam Weltmeister sind. Dass wir uns gegenseitig eliminieren, wird nicht passieren."

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