Weltverband untersucht Kampf-Absage

SID
Sieht die Gefahr einer Ansteckung: Nikolai Walujew
© Getty

Der Weltverband WBA prüft die Absage des WM-Kampfes zwischen Ruslan Tschagajew und Nikolai Walujew, der aufgrund einer Hepatitis-B-Infektion von Tschagajew abgesagt worden war.

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Nach der überraschenden Absage des WM-Kampfes zwischen Ruslan Tschagajew und Nikolai Walujew am Freitagabend in Helsinki geht der Weltverband WBA in Klausur. Innerhalb von einer Woche will die World Boxing Association alle Argumente abwägen und über die Zukunft im Schwergewicht entschieden. Dies gab die WBA am Samstagnachmittag nach einer dreieinhalbstündigen Beratung in einem Flughafenhotel in der finnischen Metropole bekannt.

Mit am Tisch saßen alle Beteiligten der neuerlichen Box-Posse: Der finnische Boxverband, der den Kampf aus medizinischen Gründen verboten hatte, der Usbeke Tschagajew, dem bei einem Test Hepatitis-B-Erreger nachgewiesen worden waren, der Russe Walujew, der wegen der vermeintlichen Ansteckungsgefahr nicht antreten wollte, sowie die Promoter Wilfried Sauerland (Walujew) und Klaus-Peter Kohl (Tschagajew).

Sauerland und Kohl uneinig bei Bewertung

Wie so oft in der Vergangenheit waren sich Sauerland und Kohl auch dieses Mal nicht einig in der Bewertung der dubiosen Vorgänge vom Vorabend. Während Sauerland darauf pochte, der finnische Verband habe bei dem Kampfverbot nach seinen Regeln entschieden, warf Kohl den Gastgebern Fehler vor.

"Der finnische Verband hat in der Anhörung erklärt, dass er den Kampf nicht untersagt habe, sondern durchführen lassen wollte, wenn Nikolai Walujew einer passiven Schutzimpfung (Immunglobuline/Anm. d. Red.) binnen 24 Stunden nach dem Kampf zugestimmt hätte. Eine Entscheidung von Walujew wurde nicht mitgeteilt. Die Universum Box-Promotion behält sich vor diesem Hintergrund rechtliche Schritte vor", hieß es in einer Mitteilung des Hamburger Boxstalls.

Der entscheidende Punkt bei der Betrachtung der Umstände war die mögliche Ansteckungsgefahr bei Ruslan Tschagajew, der seit fünf Jahren an Hepatitis B leidet. Diese wurde bei einem vom Sauerland-Stall forcierten Nachtest offenbar festgestellt. Tschagajew wurde demnach in die Kategorie 1 eingestuft, also gering infektiös. Damit sei ein Risiko vorhanden, es folgte das Verbot der Austragung.

Wagner: "In Deutschland hätte der Kampf stattgefunden"

Dies sieht der renommierte Ringarzt Walter Wagner (Bayreuth) anders. Wagner verwies auf das Problem, dass es international keine einheitliche Regelung für medizinische Tests gebe: "Ich habe in Deutschland Kämpfe von Tschagajew sanktioniert, weil die Untersuchungen seit Jahren einen gleichen Wert ergaben, der eine Ansteckungsgefahr praktisch ausschließt. In Deutschland hätte der Kampf stattgefunden."

Derzeit scheint offen, wie die WBA innerhalb der sieben Tage entscheiden wird. Möglich ist alles, von einer Neuansetzung des Duells bis zur Vergabe des Titels an Nikolai Walujew, da Tschagajew nun bereits zum dritten Mal nach zwei Absagen im Jahr 2008 einen Titelkampf platzen ließ. Im April 2007 hatte Tschagajew dem Russen Walujew die bislang einzige Niederlage zugefügt und sich damit den WBA-Gürtel gesichert.

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