Kugelstoßer Sack plädiert für generelle Amnestie

SID
Kugelstoßer Peter Sack fordert generelle Amnestie bei DDR-Dopingvergehen
© Getty

Europacupsieger Peter Sack hat sich für eine generelle Amnestie für DDR-Dopingverstrickungen ausgesprochen. Der 29-Jährige will, dass "endlich Ruhe einkehrt."

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Kugelstoßer Peter Sack, Mitinitiator des offenen Briefes gegen die Entlassung von Bundestrainer Werner Goldmann, ist für eine Generalamnestie für DDR-Dopingverstrickungen.

"Ich bin sehr dafür. Damit endlich Ruhe einkehrt, das Thema abgeschlossen wird, Trainer und Sportler vernünftig arbeiten können. Das ist doch alles so lange her", sagte der 29-Jährige der "Leipziger Volkszeitung".

Er sei gerade im Trainingscamp in Kienbaum, wo es unter Sportlern und Trainern nur Zustimmung für die Aktion gebe. Man hätte noch weit mehr Unterschriften bekommen können.

Zugleich kritisiert der Olympia-Teilnehmer den Leichtathletik-Verbandspräsidenten Clemens Prokop. Dieser solle sich fragen, warum "er damals den Arbeitsvertrag von Herrn Goldmann unterschrieben hat und jetzt einknickt".

"Wir haben diese Spielchen satt"

Laut Sack würden sich die Sportler auch mehr Rückgrat vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) wünschen. Goldmann habe nach der Wende vor drei Kommissionen gestanden, die ihn alle für tauglich befanden. Aber pünktlich vor Höhepunkten wie Olympia werde das Thema von Teilen der Presse wieder hochgekocht.

"Wir Sportler schließen schon Wetten ab, wann die nächste Welle mit den gleichen Schlagzeilen anrollt. Wir haben diese Spielchen satt, das muss doch mal vorbei, mal verjährt sein", sagte Europacupsieger Sack.

Die Empfehlung zur Nicht-Weiterbeschäftigung Goldmanns hatte die unabhängige Anti-Doping-Kommission des DOSB ausgesprochen.

Vesper: Zweite Chance für DDR-Dopingtrainer

DOSB-Generaldirektor Michael Vesper hat unterdessen im "ZDF" mit Blick auf die Entlassung von Goldmann erklärt, dass Trainer mit Dopingvergangenheit in der DDR bei einem Geständnis und einem nachweislichen Sinneswandel nicht um ihren Job fürchten müssen. Stehen sie vor der unabhängigen Anti-Doping-Kommission des DOSB zu ihren Verfehlungen, können sie eine zweite Chance erhalten.

"Wenn man die Aufarbeitung ohne Kopf-Ab-Mentalität betreibt und unter dem Gesichtspunkt, dass jemand eine zweite Chance verdient, gerade, wenn er in den fast 20 Jahren seit der Wende ganz anders agiert hat, dann ist ein solches Verfahren ohne Risiken für die Betroffenen, sondern es eröffnet ihnen Chancen", sagte der ehemalige Grünen-Politiker.

Dieses Vorgehen setze aber Kooperation voraus, die im Fall Goldmann nicht vorhanden gewesen sei. "Bei ihm ist ja das Problem, dass er bis heute nicht eingeräumt hat, dass er damals an diesen Dopingpraktiken beteiligt war", erklärte Vesper.

"Müssen und wollen die Geschichte aufarbeiten"

Zugleich erteilte Vesper der Forderung nach einer Amnestie eine Absage: "Amnestie und Schlussstrich sind Begriffe, die ich in dem Metier für falsch halte. Wir müssen und wollen die Geschichte aufarbeiten."

Deshalb schrieb das Bundesinstitut für Sportwissenschaft auf DOSB-Initiative im vergangenen November ein Projekt mit dem Titel "Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation" aus.