Mit Zittersieg zurück an Tabellenspitze

SID
Jurack, DHB
© Getty

Dijon ­- Mit Leidenschaft, Ehrgeiz und einer Portion Glück haben die deutschen Frauen bei der Weltmeisterschaft ihr nächstes Zwischenziel auf dem Weg zur angepeilten Medaille erreicht.

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Einen Tag nach dem 30:30 (14:17) gegen den WM-Dritten Ungarn zitterte sich der EM-Vierte in Dijon gegen Polen zu einem 35:32 (22:12)-Arbeitssieg.

Mit dem fünften Sieg im sechsten Spiel stürmte die ungeschlagene Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) mit 7:1 Punkten zurück an die Tabellenspitze, nachdem bereits am Vortag der Einzug ins Viertelfinale perfekt war.

Viel Dusel

Nur dank viel Dusel und der überragenden Torschützin Grit Jurack (12/2) blieb der deutschen Mannschaft eine böse Überraschung erspart. Polen hatte den Zehn-Tore-Rückstand zur Pause auf 32:33 (56.) verkürzt und die Chance zum Ausgleich.

"Ich kann mir das nicht erklären", sagte Bundestrainer Armin Emrich ratlos. Und weiter: "Ich hatte in der Kabine extra erklärt, dass wir das Spiel weiter ernst nehmen müssen. Der Sieg war verdient, aber am Ende hatten wir verdammt viel Glück." Und Welthandballerin Nadine Krause gestand: "Sowas dürfen wir uns nie mehr leisten in diesem Turnier." Kreisläuferin Anne Müller bekannte: "Wir haben richtig Schwein gehabt."

Im abschließenden Spiel der Hauptrunde genügt den deutschen Spielerinnen bereits ein Unentschieden gegen den WM-Zweiten Rumänien für den Gruppensieg. Rumänien hatte mit 31:34 (16:14) gegen Ungarn verloren. Im Viertelfinale in Paris sind Titelverteidiger Russland, Gastgeber Frankreich oder Favoritenschreck Angola mögliche Gegner. Nur Europameister Norwegen kommt als Tabellenführer der Gruppe I dafür nicht in Frage.

Nochmal Vollgas geben

"Wir freuen uns natürlich, dass wir so frühzeitig weitergekommen sind, aber darauf darf man sich nicht ausruhen. Wir müssen gegen Rumänien Vollgas geben", forderte Nadine Krause nach dem Erfolg gegen Polen. Und fügte hinzu: "Ich will nicht schon im Viertelfinale auf Weltmeister Russland oder Europameister Norwegen treffen."

Die deutschen Spielerinnen hatten am Vortag einem verpassten Sieg gegen Ungarn nachgetrauert, ehe die Freude zurückkehrte. Durch den Erfolg der Rumäninnen gegen Spanien war der Viertelfinaleinzug einige Stunden später perfekt.

Zuvor hatte Deutschland im Spiel gegen Ungarn zehn Minuten vor Schluss mit vier Toren zurückgelegen, die Partie dank unbändigen Siegeswillens noch einmal gekippt und anfangs der Schlussminute 30:28 in Führung gelegen. Drei Sekunden vor dem Abpfiff gelang Ungarn der Ausgleich. "Für mich war es kein verlorener Punkt sondern ein gefühlter Sieg in einem Spiel, das einer Achterbahn glich", bekannte die erfolgreichste deutsche WM-Torschützin Grit Jurack (47).

Sichere Pausenführung

Sechsmal traf Jurack gegen Ungarn, gegen Polen - dem 100. Länderspiel von Spielmacherin Maren Baumbach - waren es zwölf Treffer. Die in der Hauptrunde sieglosen Polinnen erwiesen sich zunächst nur bis zum 10:10 (16.) als schwerer Brocken.

Danach enteilte die DHB-Auswahl bis zur Pause auf 22:12. Durch Nachlässigkeiten im zweiten Durchgang schmolz der Vorsprung bedrohlich auf 33:32 (56.). In der hektischen Schlussphase hatte die DHB-Auswahl das Glück auf ihrer Seite.

Hauptgrund für die WM-Erfolgsserie ist der Teamgeist. "Von der Mannschaft über die Trainer bis zur medizinischen Abteilung ­ alle ziehen an einem Strang. Das macht uns so stark", urteilte Nadine Krause. "Es macht einfach Spaß, mit dieser tollen Mannschaft zusammenzuarbeiten", lobte Bundestrainer Emrich.