WM

WM 2023 - Gründe für das krachende Aus der DFB-Frauen: Das Prunkstück wird zur Problemzone

SID
DFB-Team
© getty

Es ist ein Scheitern historischen Ausmaßes: Erstmals überhaupt sind die deutschen Fußballerinnen bei der WM in Australien und Neuseeland bereits in der Gruppenphase ausgeschieden.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Dabei hatten sich die Vize-Europameisterinnen den dritten Stern zum Ziel gesetzt. Der Sportinformationsdienst SID beleuchtet nach dem 1:1 gegen Südkorea Gründe für das frühe Aus des zweimaligen Weltmeisters.

Giulia Gwinn
© getty

DFB-Team: Verletzungen und Abwehrschwäche

Gerade in der Abwehr schlug immer wieder das Verletzungspech zu. So fehlte Giulia Gwinn als Stammkraft, eine der Leistungsträgerinnen bei der EM. Vor dem Turnier erlitt Carolin Simon einen Kreuzbandriss, Marina Hegering reiste angeschlagen mit, dann verletzten sich auch noch Felicitas Rauch und Sara Doorsoun.

Die Defensive konnte sich nie einspielen, die Instabilität merkte man nicht erst in Down Under. Außen verteidigten in Svenja Huth und am Ende Chantal Hagel zwei umgeschulte Kräfte. Die Personaldecke ist auf höchstem Niveau zu dünn.

Alexandra Popp
© getty

DFB-Team: Harmlose Offensive und Spielaufbau

Überzeugte die DFB-Auswahl bei der EURO in England noch mit Powerpressing, offenbarte sich nun gnadenlos die Schwäche mit Ball. Zu träge, zu unpräzise, zu zaghaft - für gegnerische Teams war das zu einfach zu verteidigen und auszurechnen. Überzeugende taktische Flexibilität? Fehlanzeige.

Das Stilmittel Dreierkette schlug fehl. In Sachen Torgefährlichkeit zeigte sich das Team trotz in der Theorie hoher Veranlagung zu abhängig von Alexandra Popp - bei der EM hatte sich das bereits angedeutet, als die Kapitänin das Team förmlich ins Finale getragen und dort dann verletzt gefehlt hatte.

Martina Voss-Tecklenburg
© getty

DFB-Team: Vorbereitung und Abstellungsstreit

Es ging schon denkbar schlecht los mit dem Zoff um die Abstellung der Bayern-Spielerinnen, die letzten Endes erst fünf Tage später in die WM-Vorbereitung in Herzogenaurach einstiegen.

Die Meisterinnen fehlten somit beim ersten von nur zwei finalen Testspielen direkt vor Turnierstart, das Länderspiel gegen Vietnam (2:1) war entsprechend ein Muster ohne Wert, es folgte ein Denkzettel in der Generalprobe gegen Sambia (2:3). Die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg deutete in der Pressekonferenz nach dem WM-Aus an, womöglich habe man im vergangenen Halbjahr zu viel Rücksicht genommen auf die Belange der Klubs und in puncto Belastungssteuerung.

Lena Oberdorf
© getty

DFB-Team: Formschwäche und Druck

Keine Spielerin außer Popp und Nationaltorhüterin Merle Frohms präsentierte sich bei der WM konstant in starker Form, gerade im Mittelfeld blieb das bei der EM zurecht hochgelobte Trio Lena Oberdorf, Sara Däbritz und Lina Magull hinter ihren Möglichkeiten zurück. Nach der EM im Vorsommer, als das DFB-Team als Wundertüte galt, waren die Erwartungen eklatant gestiegen.

In Australien sollten Ausflüge zu Kängurus und Koalas sowie Sightseeing in Sydney deshalb für Lockerheit sorgen und das Teamgefühl stärken, das in der "Einöde" (Lena Lattwein) des Basislagers in Wyong offenbar nie so recht aufkam. Es wirkt nicht, das Team verkrampfte, erst recht nach dem frühen Rückstand gegen Südkorea. Dem Druck auf einen Titelanwärter war der zweimalige Weltmeister nicht gewachsen, da hilft auch kein gehäkeltes Koala-Maskottchen.

Artikel und Videos zum Thema