WM

WM 2023 - Kommentar zum Ausscheiden der deutschen Frauen-Nationalmannschaft: Der tiefste Tiefpunkt für den DFB

Das nächste DFB-Team scheitert an der Gruppenphase: Auch die Frauen enttäuschen beim WM-Auftritt.
© getty

253 Tage nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Männer-Nationalelf scheiden auch die DFB-Frauen vorzeitig bei einer WM aus. Das ist ein Fiasko für den ohnehin schwer angeschlagenen Verband. Eine Aufbruchstimmung vor der Heim-EM im kommenden Jahr können sich die Verantwortlichen abschminken. Ein Kommentar.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Keine Frage: Der schwierige und alles andere als befriedigende Zustand, in dem sich der deutsche Fußball seit längerer Zeit befindet, hat sich durch das erstmalige Vorrunden-Aus der Frauen-Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft nicht um zigfache Dimensionen verschlechtert.

Dass 253 Tage nach dem vorzeitigen Gruppen-K.o. der deutschen Männer-Nationalelf bei der WM 2022 in Katar nun jedoch auch die DFB-Frauen ungeahnt schnell die Biege machen, ist jedoch ein Fiasko für den ohnehin schwer angeschlagenen Verband. Eine Aufbruchstimmung vor der Heim-EM der Männer im kommenden Jahr können sich die Verantwortlichen endgültig abschminken.

Das Image des DFB hat damit weitere Kratzer abbekommen und sie könnten in diesen vergangenen Monaten kaum tiefer sein. Die Lokomotive des Verbands ist freilich das Nationalteam der Männer und dieses hat zuletzt derart viele Negativ-Schlagzeilen angehäuft, dass die sich über Jahre vollzogene Entfremdung vieler Fans und Beobachter nicht geringer geworden ist.

Bundestrainer Hansi Flick lieferte mit seiner Truppe, die er nach den Enttäuschungen 2018, als die Männer erstmals in einer WM-Vorrunde ausschieden, sowie dem EM-Aus im Achtelfinale 2021 übernahm, auch noch keinen überzeugenden Auftritt ab. Das frühe Aus bei der WM 2022 in Katar und Flicks zunehmende, unsouverän wirkende Gereiztheit helfen auch nicht. In der jüngeren Vergangenheit zeigte die Leistungskurve sogar weiter nach unten.

Hansi Flick
© getty

DFB rennt weit hinter den Erwartungen her

All dies mitten in eine Zeit hinein, in der der DFB nach dem WM-Debakel eine Task Force einsetzte, um die Nationalelf und den deutschen Fußball in eine bessere Zukunft zu führen. Schon dieses prominent besetzte Team erzeugte wenig Aufbruchstimmung, die weiteren sportlichen Geschehnisse seit der Installierung taten ihr übriges.

Der DFB und seine Vorzeige-Mannschaften - auch die U21 der Männer schied im Sommer bei der EM nach der Gruppenphase aus - rennen aktuell dermaßen weit hinter den Erwartungen her, dass es nur schwer vorstellbar ist, wie man aus diesem Zustand ohne größere Reformen herauskommen möchte. Doch vom Willen zu einer allumfassenden Veränderung, deren Früchte und Ergebnisse man frühestens in ein paar Jahren ernten würde, ist man beim DFB seit jeher weit entfernt.

Vielmehr verlor man sich zuletzt in Nebenkriegsschauplätzen, die man auch noch alle selbst aufmachte. So verwunderte es doch sehr, dass Bundestrainer Flick nach der berechtigten Kritik an den enttäuschenden Testspielen im März und Juni zum Rundumschlag ausholte und die Kritiker kritisierte.

All dies in einer Zeit, in der Sportdirektor Rudi Völler nach dem 0:2 gegen Kolumbien die Nationalspieler teils massiv anging - was nicht mit Flick abgesprochen war. Zuvor pickten sich beide mit Niklas Süle einen einzelnen Spieler heraus und stellten diesen an den Pranger. Als gäbe es keine größeren Baustellen.

dfb-loss
© getty

DFB: Eine Aufbruchstimmung ist beinahe undenkbar

Durch das frühe Aus der Frauen liegt der DFB endgültig am Boden. Dabei will er doch eine Aufbruchstimmung erzeugen, damit die in 316 Tagen beginnende Europameisterschaft im eigenen Land ein ähnlicher Erfolg wird wie die Austragung der WM 2006.

Vor den nächsten beiden Länderspielen der Flick-Elf im September herrscht höchste Alarmstufe und unglaublicher Druck auf dem Verband und der Mannschaft. Doch selbst dann, wenn Siege gegen Japan und Frankreich sowie einen Monat später in den Duellen mit den USA und Mexiko gelängen - es ist derzeit beinahe undenkbar, dass sich der Wind noch einmal zugunsten des DFB drehen wird.

Völler echauffierte sich einst während seines legendären Wutausbruchs 2003 über Tiefpunkte, die nach jeder schwachen Darbietung stets noch tiefer würden. Mit Blick auf die Ergebnisse der DFB-Teams in den vergangenen Jahren dürfte zusammen mit der Häme und der Gleichgültigkeit, mit der diese von einer immer breiter werdenden Öffentlichkeit goutiert werden, der tiefste Tiefpunkt für den Verband durchaus bald erreicht sein.

WM 2023: Deutschlands Abschneiden in der Gruppe H

PlatzNationTorePunkte
1Kolumbien4:26
2Marokko2:66
3Deutschland8:34
4Südkorea1:41
Artikel und Videos zum Thema