Der FC Bayern München heizt den Titelkampf an! Kommentar zur Trennung von Thomas Tuchel im Sommer

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Der FC Bayern München trennt sich im Sommer von Thomas Tuchel. Obwohl der Trainer somit zur Lame Duck mutiert und sich die Explosionsgefahr erhöht, ist das die richtige Entscheidung. Ein Kommentar.

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Beim FC Bayern gab es alles schon mal, auch die aktuelle Situation. Spoiler: Was der Klub nun wieder versucht, ist im Frühling 2011 grandios gescheitert.

Damals kündigten die Münchner Anfang März eine vorzeitige Vertragsauflösung mit Louis van Gaal im Sommer an, bis Saisonende sollte der Trainer aber noch im Amt bleiben. Einen Monat später wurde van Gaal doch vorzeitig entlassen. Sein vormaliger Co-Trainer Andries Jonker rettete schließlich die in Gefahr geratene Champions-League-Qualifikation. Das war absolut wichtig, wartete zum Ende der darauffolgenden Saison doch das Finale dahoam.

Auch 2025 steigt das Champions-League-Finale in der Allianz Arena. Einen Platz unter den ersten Vier zu sichern und somit die Möglichkeit auf eine Teilnahme am Finale dahoam 2.0 aufrechtzuerhalten, ist der einzige realistische Auftrag für den Rest dieser Saison. Auf einen Einbruch des souveränen Tabellenführers Bayer Leverkusen deutet schließlich nichts hin. Elf Spieltage vor Saisonende beträgt der Vorsprung des FC Bayern auf Platz fünf beruhigende zehn Punkte. Bei einer Niederlage gegen RB Leipzig am Samstag könnte er zwar auf sieben schmelzen, dieses Ziel sollte aber dennoch erreicht werden.

Im DFB-Pokal sind die Münchner bereits ausgeschieden. In der Champions League verloren sie das Achtelfinal-Hinspiel gegen Lazio Rom mit 0:1. Auch wenn ein Weiterkommen doch noch gelingen sollte, erscheinen die Titelchancen in der Königsklasse ganz unabhängig vom Trainer nach den Eindrücken der vergangenen Wochen eher marginal.

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Auswirkungen auf den Titelkampf: Der FC Bayern schafft Unruhe in Leverkusen

Da nach fast einem Jahr ohne erkennbare spielerische Weiterentwicklung keine Hoffnung auf eine langfristig erfolgreiche Zusammenarbeit mit Tuchel mehr bestand, ist die Trennung an sich nachvollziehbar. Nachvollziehbar sind auch der Zeitpunkt im kommenden Sommer und die frühzeitige Verkündung.

Ein überstürzter Trainerwechsel wie in der vergangenen Saison hätte die Aussicht auf Erfüllung der sportlichen Rest-Ziele dieser Saison kaum verbessert und schon gar nicht die tiefgreifenden Probleme der Mannschaft und ihrer Zusammenstellung sofort behoben. Insofern hätte das keinen Sinn ergeben. Stattdessen wären die Spieler einmal mehr aus der Verantwortung genommen worden und die Klubführung hätte sich bei der Nachfolgersuche selbst beschränkt.

Aktuell stehen schließlich deutlich weniger interessante Kandidaten zur Verfügung als im kommenden Sommer. Im Zweifel hätte es zunächst eine Interimslösung gebraucht. Außerdem kann nun der designierte Sportvorstand Max Eberl in eine wohlüberlegte Trainersuche eingebunden werden, er soll seinen Dienst schon am 1. März antreten.

Tatsächlich könnte die vorzeitige Verkündung den Bundesliga-Titelkampf mit Leverkusen sogar noch einmal anheizen. Deren Trainer Xabi Alonso gilt schließlich als Wunschkandidat auf die Tuchel-Nachfolge. Sobald er angefragt wird, dürfte er ins Grübeln kommen. Wenn man schon aus eigener Kraft nicht mehr Meister werden kann, dann halt wenigstens ordentlich Unruhe beim Titelrivalen schaffen. Und übrigens auch beim drittplatzierten Verfolger VfB Stuttgart, Sebastian Hoeneß wird bekanntlich ebenfalls in München gehandelt.

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FC Bayern trennt sich von Tuchel: Auswirkungen auf die Kaderplanungen

Der nun erfolgte Schritt schafft aber nicht nur Unruhe in Leverkusen und vereinfacht die Suche nach einem Tuchel-Nachfolger. Er vereinfacht auch die Kaderplanung. Tuchels Wünsche nach einer Holding Six und einem Ronald Araujo müssen nicht mehr weiterverfolgt werden. Womöglich erspart sich der FC Bayern dadurch hohe Transferverluste, beispielsweise bei einer teuren Araujo-Verpflichtung und einem gleichzeitigen Not-Verkauf de Ligts - ehe Tuchel doch noch gehen muss.

Unter Tuchel unzufriedene Spieler wie eben de Ligt, aber auch Joshua Kimmich, Leon Goretzka oder Mathys Tel müssen ihre Zukunfts-Überlegungen unterdessen nicht mehr vom Trainer abhängig machen. Gleichzeitig haben sie in der restlichen Saison die letzte Chance, sich für eine Zukunft in München zu empfehlen. "Explizit" nahm der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen in seiner Stellungnahme die Mannschaft "in die Pflicht". Sie haben schließlich wegen ihrer Leistungen nach Julian Nagelsmann den nächsten nachweislichen Toptrainer auf dem Gewissen.

Vor dem Hintergrund der verkündeten Trennung erhöht sich nun aber die Explosionsgefahr in München: Kimmich und Co. haben keinen Grund mehr, ihre tatsächliche Meinung über den Trainer zu verschweigen. Tuchel ist nun eine Lame Duck, das steht außer Frage. Öffentliche Kritik oder Schuldzuweisungen sind deutlich wahrscheinlicher geworden.

Fraglich ist gleichwohl, ob sich das die entsprechenden Spieler leisten sollten. In der öffentlichen Meinung sind es schließlich sie, die für die aktuelle Misere verantwortlich sind - und nicht Tuchel. Obwohl dessen ohnehin nur mittelfristig angelegtes Projekt FC Bayern gescheitert ist: Alles deutet auf die erste titellose Saison seit zwölf Jahren hin.

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FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
24. Februar, 18.30 UhrBundesligaRB Leipzig (H)
01. März, 20.30 UhrBundesligaSC Freiburg (A)
05. März, 21 UhrChampions LeagueLazio Rom (H)
09. März, 15.30 UhrBundesligaMainz 05 (H)
16. März, 15.30 UhrBundesligaSV Darmstadt 98 (A)