Kommentar: Der FC Bayern München sollte Benjamin Pavard sofort verkaufen

Von Justin Kraft
FC Bayern München, Benjamin Pavard, Noussair Mazraoui
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Benjamin Pavard steht beim FC Bayern München womöglich vor dem Absprung. Noch ist unklar, ob der FCB einem Wechsel zustimmt. Der Rekordmeister sollte aber nachgeben und sich schleunigst um eine Alternative bemühen. Ein Kommentar.

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Benjamin Pavard hat keinen Bock mehr auf den FC Bayern München - das ist schon lange offensichtlich, offenbarte sich am Sonntag aber einmal mehr: Am Tag nach dem Bundesliga-Auftakt gegen Werder Bremen (4:0) zeigte der Franzose beim sogenannten "Traumspiel" gegen eine Fan-Auswahl zur Irritation vieler Anhänger eine Lustlos-Leistung.

Laut Bild wollte er zunächst überhaupt nicht spielen, musste aber in der Innenverteidigung neben Matthijs de Ligt antreten. Nach seinem Treffer zum 1:0 lief er emotionslos zurück in die eigene Hälfte. Bei einem Zweikampf verlor er kurz die Nerven und trat gegen einen Gegenspieler.

Pavard will den FC Bayern verlassen. Inter Mailand ist dran und bestätigte auch Verhandlungen. Nun gibt es aus Sicht der Münchner zwei Möglichkeiten, mit diesem Verhalten umzugehen: Den bis 2024 vertraglich gebundenen Spieler zu einem weiteren Jahr zwingen und ihn dann ablösefrei verlieren, oder eine Ablösesumme kassieren und seinem Wunsch entsprechen. Auf der einen Seite steht das Argument, dass der Bockigkeit des Spielers nicht nachgegeben werden sollte. Andererseits droht dann eine Saison, in der er nur Unruhe stiftet.

Insofern: Weg mit Pavard und her mit einem Ersatz, der Lust auf den FC Bayern hat - und mit Energie den Konkurrenzkampf belebt.

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FC Bayern München: Den reisenden Pavard sollte man nicht aufhalten

Dass die Fans vom Verhalten des Weltmeisters von 2018 enttäuscht sind, ist nachvollziehbar. Der Wechselwunsch Pavards ist es ebenso. Mit 27 Jahren nochmal etwas anderes erleben zu wollen, ist nicht ungewöhnlich im Fußball.

Sein bockiges Verhalten nun mit Sturheit zu kontern und ihn zu einem Verbleib zu zwingen, wäre unvernünftig. Sportlich gäbe es allerdings Argumente dafür. Josip Stanisic wird höchstwahrscheinlich an Bayer Leverkusen verliehen, Noussair Mazraoui wäre der letzte verbliebene Rechtsverteidiger im Kader, wenn man Bouna Sarr mal ausklammert.

Pavard war in den vergangenen Jahren eine gerne unterschätzte Konstante des Teams. Auf eine Ablösesumme rund um die 30 Millionen Euro zu verzichten und dafür mit ihm in die letzte Saison zu gehen, wäre vertretbar. Doch das Risiko der Unruhe ist einfach zu groß. Die Redewendung "Reisende soll man nicht aufhalten" trifft in diesem Fall zu.

Das Vorgehen der Bayern ist deshalb richtig: Erstmal bedeckt halten, einen Ersatz suchen und sollte man diesen finden, dem Wunsch des Spielers entsprechen. Auch die bevorstehende Leihe von Stanisic, die viele Fans kritisch sehen, ergibt Sinn.

Liefern sich ein enges Duell um den Platz auf der rechten Abwehrseite: Benjamin Pavard und Noussair Mazraoui.
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FC Bayern München: Josip Stanisic ist keine Alternative für Benjamin Pavard

Der starke Auftritt des Kroaten gegen Kylian Mbappé und Paris Saint-Germain war einprägsam. So einprägsam, dass seine Fehler in der Bundesliga-Rückrunde keine Erwähnung mehr finden. Gegen den FSV Mainz 05 war der Verteidiger beispielsweise komplett überfordert. Keine Seltenheit, nur weniger kritisch beäugt als bei anderen Spielern.

Stanisic hat bei vielen den Bonus, dass er nicht nur aus der eigenen Jugend kommt, sondern darüber hinaus auch mit seiner Einstellung auf und neben dem Platz überzeugt. Qualitativ reicht es aber längst nicht, um beim FC Bayern mehr Spielzeit zu sammeln als in der vergangenen Saison (1.006 Minuten).

Eine Leihe ist also die perfekte Möglichkeit, um auszuloten, ob es in Zukunft doch noch zu mehr langt. Zumal er auch bei einem Abgang von Pavard eher nicht an Mazraoui vorbeikommen würde. Der Marokkaner deutete in der Vorbereitung und beim Saisonauftakt an, dass er bereit ist, die Stammposition auf der rechten Defensivseite zu übernehmen.

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FC Bayern München: So gibt es nur Gewinner im Pavard-Chaos

Das erleichtert auch die Suche nach einem Pavard-Ersatz. Bayern muss nicht ins oberste Regal greifen - gleichwohl wäre ein Neuzugang in diesem Fall zwingend. Vor allem, weil Mazraoui im Zuge des Afrika-Cups Anfang 2024 voraussichtlich einige Wochen fehlen wird.

Zwei Spieler auf hohem Niveau wären für diese Position aber genug. Mit Konrad Laimer und Joshua Kimmich gibt es schließlich noch zwei Notnägel im Kader. Im Falle eines Pavard-Abgangs sollte es kein großes Problem für die Scoutingabteilung des FC Bayern sein, den Franzosen mit dem vorhandenen Budget zu ersetzen.

Thomas Tuchel braucht Spieler, die Bock auf die kommenden Aufgaben haben. So wichtig Pavard für die Balance des Teams in den letzten Jahren auch war, so groß ist die Gefahr, dass er sie jetzt zerstört. Geld mitnehmen, reinvestieren und Mazraoui bestmöglich dabei unterstützen, wieder in die Form zu kommen, die ihn vor der WM in die Startelf bei den Bayern katapultiert hatte - das muss jetzt die Zielsetzung sein.

Und Stanisic? Der kann (voraussichtlich) in Leverkusen zeigen, dass er für größere Aufgaben bestimmt ist. Dann gibt es am Ende nur Gewinner.

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