DHB trennt sich von Vestergaard

SID
Anna Loerper von der Nationalmannschaft im Spiel gegen Brasilien
© getty

Jakob Vestergaard ist nicht mehr Bundestrainer der deutschen Handballerinnen, am Ostermontag gab der Deutsche Handballbund die Trennung von dem glücklosen Dänen bekannt. "Wir mussten erkennen, dass unsere Wege für den Erfolg des deutschen Frauenhandballs nicht mehr zusammenfinden werden", sagte der für den Leistungssport zuständige DHB-Vizepräsident Bob Hanning: "Die Gründe sind vielfältig und liegen auf beiden Seiten."

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Die offene Frage nach einem Nachfolger für Vestergaard, dessen genau zwölfmonatige Amtszeit von vielen personellen Fehlentscheidungen und vor allem von der verpassten Olympia-Qualifikation geprägt war, muss nun so schnell wie möglich beantwortet werden. Bereits Anfang Juni spielt die deutsche Mannschaft in der längst noch nicht gesicherten Qualifikation für die EM im Dezember in Schweden in der Schweiz und zu Hause gegen Island.

Die Zeit drängt also, und dieses Mal sollte der Schuss sitzen. Vestergaard jedenfalls, der im März 2015 die Nachfolge seines nicht viel erfolgreicheren dänischen Landsmannes Heine Jensen angetreten hatte, war eine klassische Fehlbesetzung auf der Position des Bundestrainers. Stets wirkte der Däne während der zumeist verlorenen Spiele der deutschen Mannschaft seltsam unbeteiligt und ratlos, vor allem aber seine Personalpolitik gab immer wieder Anlass zur Kritik.

Zuletzt zwei klare Niederlagen

Vor der WM im Dezember 2015 sortierte Vestergaard Toptorjägerin Nadja Nadgornaja und Spielmacherin Kerstin Wohlbold ohne Angabe von Gründen aus. Stattdessen setzte er auf die umstrittene Susann Müller, die an guten Tagen ein Spiel entscheiden kann, zuletzt aber kaum gute Tage in der Nationalmannschaft hatte. Entnervt von den internen Querelen trat Rechtsaußen Svenja Huber aus dem DHB-Kader zurück und entfachte damit eine hitzige öffentliche Diskussion.

Der Erfolg blieb bei alldem aus. Ohnehin nur dank einer Wildcard bei der WM dabei, belegte Deutschland den enttäuschenden 13. Platz und verfehlte die angepeilte Qualifikation für das olympische Turnier in Rio deutlich. In der EM-Quali gab es zuletzt zwei klare Niederlagen gegen Frankreich, die die eigentlich bereits sicher geglaubte Qualifikation für das Turnier in Schweden wieder erheblich in Frage stellten.

Gemeinsam Weichen stellen

Noch nannte der DHB in der Frage der Nachfolge für Vestergaard keine Namen, doch einer der möglichen Kandidaten könnte Herbert Müller sein. Der Trainer des viermaligen deutschen Meisters Thüringer HC gilt als Top-Motivator, als einer, der seine Mannschaft unermüdlich motiviert und nach vorne treibt und ein gutes Auge für die individuellen Stärken und auch Schwächen der Spielerinnen hat. Das Experiment mit ausländischen Trainern sollte der DHB spätestens seit Jakob Vestergaard als gescheitert betrachten.

Wolfgang Sommerfeld, Sportdirektor des DHB, kündigte an, dass man im Hinblick auf die WM 2017 im eigenen Land nun gemeinsam die Weichen stellen wolle. "Das Fundament dafür ist das individuelle Potenzial unserer Nationalspielerinnen, das wir in enger Kooperation mit den Vereinen optimal nutzen müssen", sagte er. Die Uhr läuft.

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