DHB-Team putzt Ägypten weg

Patrick Groetzki erwies sich gegen Ägypten einmal mehr als torgefährlich
© getty

Deutschland hat sich bei der WM in Doha für das Viertelfinale qualifiziert. Die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson setzte sich in der Runde der letzten 16 mit 23:16 (12:8) durch. Carsten Lichtlein überragte. Nächster Gegner ist am Mittwoch um 16.30 Uhr Gastgeber Katar.

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Das Wüstenmärchen geht in die nächste Runde. In einer über weite Strecken hart geführten Partie setzte sich die qualitativ bessere Mannschaft durch. Ägypten agierte mit viel Leidenschaft, doch das alleine reichte gegen diese deutsche Mannschaft längst nicht.

Uwe Gensheimer erzielte sechs Tore und war damit bester Werfer der deutschen Auswahl. Die weiteren Treffer erzielten Patrick Groetzki (5), Steffen Weinhold, Martin Strobel (beide 3), Patrick Wiencek (2), Johannes Sellin, Mimi Kraus, Jens Schöngarth und Paul Drux (alle 1).

Bei Ägypten waren Ahmed Elahmar und Eslam Issa mit jeweils vier Toren Topscorer.

Reaktionen:

Dagur Sigurdsson (Bundestrainer): "Die Abwehr- und die Torhüterleistung war sehr, sehr stark. Wir haben das Spiel schnell in den Griff bekommen. Carsten ist in der Lage, solche Dinger zu machen - Heinevetter auch. Wenn wir das hinbekommen, dann ist alles möglich. Wir haben gerade am Anfang diese Coolness gezeigt und sehr stark in der zweiten Halbzeit angefangen. Jetzt kommt ein ganz normaler Tag ohne Spiel, da bereiten wir uns auf den nächsten Gegner vor."

Uwe Gensheimer (DHB-Kapitän): "Es war ein gutes Spiel und wir freuen uns riesig, aber wir müssen weitermachen. Der Sieg gegen Polen war ein Kickstart für das Turnier. Wir hatten schwierige Spiele und Situationen zu überstehen, das schweißt zusammen. Wir haben es geschafft, unsere Leistung immer auf die Platte zu bringen. Leider muss ich auch die alte Floskel in den Mund nehmen, wir denken von Spiel zu Spiel. Gegen Katar wird es eine ganz andere Nummer. Es wird noch einmal ein Auswärtsspiel."

Carsten Lichtlein (DHB-Torwart): "Das macht auch ein bisschen das Alter aus, dass man die Ruhe und Gelassenheit hat. Man muss zusehen, dass man die innere Ruhe nicht verliert. Mir ist egal, welche Nummer ich bin. Mein großes Ziel ist Rio 2016, da möchte ich dabei sein."

Henning Fritz (Welt- und Europameister): "Im Angriff und in der Abwehr haben wir immer Lösungen gefunden. Dazu eine sehr gute Torwartleistung. Deutschland ist zurück in der Weltspitze. Ich freue mich auf die nächsten Spiele."

Voting: Tippe den deutschen Weg ins Finale!

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Wie erwartet steht Lichtlein zu Beginn zwischen den Pfosten. Die sechs Feldspieler sind Gensheimer, Drux, Strobel, Weinhold, Groetzki und Wiencek am Kreis.

5.: Eine Abwehrschlacht ist das bisher, noch immer steht es 0:0. Die Ägypter deuten an, dass es hier für Deutschland nichts geschenkt gibt. Ganz stark: Lichtlein hält einen Siebenmeter gegen Amer.

15.: Die deutsche Deckung arbeitet gut, im Angriff werden trotz des Drucks die Angriffe meist geduldig zu Ende gespielt. Lichtlein mit einer super Parade, der Tempogegenstoß läuft. Groetzki lässt sich diese Chance nicht nehmen und macht seine vierte Bude - 7:3.

22.: LICHTLEIN!!!!!! Zweiter Siebenmeter für Ägypten und wieder ist Lichtlein zur Stelle. Diesmal gegen Mohamed. Insgesamt muss man sagen: Im Angriff fällt den Afrikanern bisher ziemlich wenig ein. Es steht 10:5.

30.: Halbzeit in Lusail, es sieht nicht schlecht aus. Das DHB-Team findet immer wieder Lösungen im Angriff. Ägyptens Deckung hat derzeit wenig Zugriff. Bärenstark spielt Lichtlein, der bisher drei von vier Siebenmeter, die gegen die DHB-Auswahl gepfiffen wurden, entschärfte. Mit einem 12:8 geht es in die Pause.

36.: Auf einen guten Start in die zweite Halbzeit ist bei dieser WM einfach Verlass. Gensheimer vollendet einen Tempogegenstoß und macht damit den 4:0-Lauf für Deutschland perfekt. 16:8 - Auszeit Ägypten.

41.: Hier geht nichts mehr schief. Lichtlein ist top, die Abwehr funktioniert und Ägypten fehlt es im Angriff einfach an Mitteln. Gensheimer macht das 19:10.

48.: Lichtlein, Lichtlein, Lichtlein. Die Ägypter verzweifeln allmählich am Torhüter. Auf der anderen Seite gibt es einen Siebenmeter. Gensheimer tritt an - und trifft.

55.: Sigurdsson lässt derzeit fast nur noch die zweite Garde ran, seither kommt Ägypten etwas besser ins Spiel. Zur Beunruhigung gibt es allerdings keinen Grund. Schöngarth netzt, der Vorsprung ist mit 22:14 komfortabel.

60.: Aus! Deutschland gewinnt völlig verdient und steht im Viertelfinale. Gute Abwehr, überragender Torwart: Sauber, Jungs!

Der Star des Spiels: Carsten Lichtlein. Dieser Mann ist einfach eine Bank. Alleine in der ersten Halbzeit parierte der Gummersbacher 60 Prozent aller Würfe, die auf seinen Kasten abgefeuert wurden. Insgesamt waren es 56 Prozent (20/36). Er entschärfte drei Siebenmeter und schaffte es auch so in die Köpfe der Ägypter, denen beim Abschluss der Respekt vor Deutschlands Keeper deutlich anzumerken war.

Carsten Lichtlein im SPOX-Interview

Der Flop des Spiels: Karim Handawy. Ja, als der Torhüter im zweiten Durchgang wieder ran durfte, war seine Performance etwas besser. Aber was war das in der ersten Halbzeit für ein Auftritt? Einen von elf Würfen bekam er zu packen, macht neun Prozent. Ein Rückhalt ist etwas anderes.

Das fiel auf:

  • Stimmung ist einem in den WM-Hallen bisher ja fast schon fremd. Die afrikanischen Fans machten aber ganz schön Rabatz, die deutschen Anhänger waren klar in der Unterzahl. So macht Handball deutlich mehr Spaß als vor leeren Rängen.
  • Wie erwartet agierte Ägypten zumindest zu Beginn in der Deckung sehr offensiv und aggressiv. Ob Drux, Weinhold oder vor allem Strobel: Wenn ein DHB-Spieler im Rückraum den Ball bekam, hing sofort ein Ägypter an ihm dran.
  • Sigurdsson brachte in der Deckung neben Pekeler und Kneer immer wieder auch Schmidt oder Müller. So konnten einige Leistungsträger immer wieder Verschnaufpausen einlegen - und waren nicht von Zeitstrafen bedroht, die wieder reichlich verteilt wurden.
  • Gegen Ende der Partie nahm Sigurdsson seine Stammkräfte größtenteils vom Feld. Sellin, Musche, Schöngarth und Kraus, der spät seine ersten Minuten bekam - jeder durfte mal ran. Man muss erwähnen: So richtig gut funktionierte das deutsche Spiel nach den Wechseln nicht mehr.

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