Osmann gibt sein Amt als Frauen-Trainer auf

SID
Rainer Osmann gab seinen Rücktritt bekannt
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Frauen-Nationalmannschaft-Coach Rainer Osmann hat seinen Rückzug als sportlicher Leiter der DHB-Frauen zum 30. Juni 2011 bekanntgegeben.

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Ins lange Zeit brach liegende Krisenmanagement der deutschen Frauenhandball-Nationalmannschaft ist Bewegung gekommen: Der derzeit krankgeschriebene Bundestrainer Rainer Osmann wird sein Amt vorzeitig niederlegen. "Er hat zum 30. Juni 2011 um die Beendigung seines Vertrages gebeten. Bis dahin steht er de facto nicht mehr zur Verfügung", sagte Berndt Dugall, der Vorsitzende der Frauen-Bundesliga (HBF), am Sonntag dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Vizepräsident Horst Bredemeier vom Deutschen Handball-Bund (DHB) wollte dies noch nicht bestätigen. "Es kann sein, dass es dazu kommt. Die endgültige Entscheidung wird aber erst in den nächsten Tagen fallen", erklärte Bredemeier dem SID. Er hatte zuvor dem erweiterten DHB-Präsidium das Ergebnis einer vertraulichen Unterredung mit Osmann mitgeteit. Eine definitive Beschlussfassung gebe es noch nicht, teilte der DHB am Sonntag mit.

Task Force sucht Nachfolger

Der 60-jährige Osmann hatte den Posten im April 2009 von Armin Emrich übernommen. Bei der EM im vergangenen Dezember in Norwegen und Dänemark hatte die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) nach einem Debakel die Hauptrunde verpasst und war auf Platz 13 gelandet. Osmann, dessen Vertrag ursprünglich bis Juni 2012 lief, war seit Anfang Januar wegen Herzproblemen krankgeschrieben. Der Eisenacher wollte sich am Sonntag auf Anfrage nicht zu seiner Zukunft äußern.

Der DHB und die HBF hatten am Wochenende nach einer Unterredung eine sechsköpfige Arbeitsgruppe gebildet, um zeitnah einen Nachfolger für Osmann präsentieren zu können. Bereits Anfang Juni stehen die richtungweisenden Qualifikationsspiele für die WM 2011 in Brasilien gegen Ungarn an. Sollte die Weltmeisterschafts-Teilnahme verspielt werden, könnte das DHB-Team auch nicht mehr das Ticket für Olympia 2012 in London lösen. "Die Situation ist extrem schwierig", meinte Dugall.

Schon in dieser Woche sollen bei einem ersten Treffen der Task Force, in der drei DHB- und drei HBF-Vertreter sitzen, die Weichen für die nahe Zukunft gestellt werden. Geplant ist auf der Trainerposition zunächst eine Übergangslösung für die Spiele gegen Ungarn am 4./5. und 11./12. Juni. Voraussichtlich wird der Kurzzeit-Coach ein Trainer der Bundesliga sein. "Wegen des Zeitdrucks kann niemand von außen kommen, das wäre unrealistisch", sagte Manager Kay-Sven Hähner vom deutschen Meister HC Leipzig.

"Alles um die Nationalmannschaft liegt brach"

In den vergangenen Wochen hatte die Bundesliga ihr Missfallen über das Krisenmanagement des DHB nach der verpatzten EM geäußert. "Alles rund um die Nationalmannschaft liegt brach, das ist ein absolut unzumutbarer Zustand", hatte Trainerin Renate Wolf vom Pokalsieger Bayer Leverkusen beklagt.

Anfang Januar war ein Lehrgang in Kaiserau, bei dem die Europameisterschaft analysiert werden sollte, wegen der Erkrankung von Osmann ersatzlos gestrichen worden. "Nach dem EM-Desaster wäre sicherlich einiges aufzuarbeiten gewesen", sagte Nationaltorhüterin Clara Woltering.

Der DHB hatte sich noch Ende vergangener Woche gegen die Kritik der Liga gewehrt. "Die derzeitigen Angriffe finde ich unmotiviert. Das ist Polemik. Es kommt immer mal vor, dass ein Lehrgang abgesagt wird", hatte Bredemeier erklärt. Über Ostern steht ein hochkarätig besetztes Turnier im Saarland an, das als Härtetest für die WM-Qualispiele gegen Ungarn gilt.

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