Herr Raab, ich bin bereit!

Von Interview: Florian Regelmann
Michael Kraus erzielte in dieser Saison bislang 69 Tore für den TBV Lemgo
© Imago

Michael Kraus ist einer der aufregendsten Handballspieler Deutschlands. Mit seiner unnachahmlichen Dynamik hat er schon bewiesen, dass er das Zeug zum Welthandballer hat. Im SPOX-Interview spricht der 25-Jährige über Lemgo und die Nationalmannschaft. Außerdem erklärt er, warum er es mit Stefan Raab aufnehmen könnte.

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SPOX: Mit Ole Bischof hat jetzt ein Olympiasieger bei "Schlag den Raab" gegen Stefan Raab verloren. Würden Sie Raab schlagen?

Michael Kraus: Ich hatte Ole vorher sogar eine SMS geschrieben und ich war mir sicher, dass er Raab abzieht. Doch ich wusste nicht, dass er sooo schwach im "Gummibärchen-Weitspucken" ist (lacht). Ich bin natürlich der gleichen Meinung wie wahrscheinlich 40 Millionen Deutsche auch, dass ich Raab schlagen würde. Aber man muss bedenken, dass dieser Blitz über ein sehr gutes Allgemeinwissen verfügt und erstaunlicherweise in den Sportdisziplinen auch nie bescheiden abschneidet. Aber: Herr Raab, ich würde die Herausforderung zu jeder Zeit annehmen.

SPOX: Bei Schlag den Raab braucht man viele Talente, Handball reicht nicht. Was können Sie denn noch?

Kraus: Gegen Raab würde es mir zwar wenig bringen, aber DJ-ing ist ein großes Hobby von mir. Ich hätte auch gerne mehr Zeit dafür, aber das ist leider schwierig. Außerdem lerne ich gerade Sprachen, vielleicht würde mir das zugute kommen.

SPOX: Modisch ist ja Raab eher nicht so en vogue, Sie dagegen schon. Ihr Bruder bezeichnet Sie als "Fashion Victim". Was meint er damit?

Kraus: Nun ja, ich bin wirklich sehr anfällig für Mode und Uhren. Eine Schwäche von mir. Aber jeder hat so seine Macken. Mein Bruder muss aber auch nicht alles verraten - und überhaupt, der greift schon auch mal gerne in meinen Kleiderschrank, das gibt Ärger (lacht).

SPOX: Die beste Stadt zum Shoppen ist vielleicht New York. Ihre Traumstadt?

Kraus: Das stimmt. Ich bin jedes Jahr eine Woche in New York. Diese Stadt ist unglaublich. Sie pulsiert, und man spürt wie die Leute, die dort leben, das Leben genießen. Den typischen New Yorker an sich gibt es ja nicht wirklich. Die Leute sind meistens nur für eine bestimmte Zeit da und wollen daraus die beste Zeit ihres Lebens machen. Mein Tipp für einen NY-Trip: Ein Helikopter-Flug über Manhatten und anschließend in der Limo durch die Stadt chauffieren lassen.

SPOX: In New York kann man auch schön ins Kino gehen. Was war denn der letzte Film, den Sie gesehen haben?

Kraus: James Bond - ein Quantum Trost. Ein anderer Bond als man ihn gewohnt ist. Sehr hart und trocken, aber sehr gut. In diesem Film ist Bond auf Rachefeldzug, und da bleibt eben keine Zeit für Martinis oder Frauen.

SPOX: Reden wir mal über Handball. Es läuft ja ganz gut bei Ihnen. Was macht den TBV Lemgo so stark in dieser Saison?

Kraus: Wir haben uns gezielt und sehr gut verstärkt. Wir sind in allen Bereichen stärker geworden. Im Angriff, aber vor allem in der Abwehr, durch die wir natürlich auch zu sehr vielen einfachen Toren kommen. Das macht uns stärker als im letzten Jahr.

Was erreicht der TBV Lemgo in dieser Saison? Jetzt auch unterwegs top-informiert sein!

SPOX: Was ist drin in dieser Saison?

Kraus: Sicher haben wir alle hohe Ziele, aber wir denken momentan von Spiel zu Spiel. Alles andere wäre falsch. Jedes Spiel erfordert die höchste Konzentration und was am Ende dabei herausspringt, werden wir sehen. Wir haben auf jeden Fall eine junge Mannschaft, in der jeder einzelne Spieler Erfolge feiern will und bereit ist, dafür alles zu geben.

SPOX: Welchen Anteil hat Markus Baur?

Kraus: Markus war ja schon als Spieler ein Führungsspieler, er konnte Spiele lesen und direkt Einfluss auf das Geschehen auf dem Feld nehmen. Natürlich kommt ihm diese frühere Führungsrolle als Trainer nun zugute. Er ist ein sehr guter Trainer. Vor allem sehr ehrgeizig. Er scheut auch keine neuen Methoden. Dazu legt er großen Wert auf die individuelle Ausbildung der Spieler, physisch, taktisch oder spielerisch. Kurzum: Er ist der richtige Trainer für uns.

SPOX: Gerade für Sie auf der Mitte kann es ja nichts Besseres geben als Baur als Coach zu haben und täglich mit ihm zu arbeiten. Wie hilft er Ihnen am meisten?

Kraus: Es ist für mich ideal, einen Trainer wie ihn zu haben. Er verfügt über eine unglaubliche Erfahrung. Davon kann ich nur profitieren. Er gibt mir viele Tipps, was Spielzüge in entsprechenden Situationen angeht. Und das Wichtigste: Er schenkt mir Vertrauen. Das ist für einen jungen Spieler unglaublich wichtig.

SPOX: Wo haben Sie sich am meisten weiterentwickelt?

Kraus: Gerade im Bereich Führung habe ich mich weiterentwickelt. Da hat mir das Jahr mit Daniel Stephan sehr viel gebracht. Es war wirklich sehr lehrreich mit einem Welthandballer zusammen zu spielen. Schon in Göppingen habe ich in jungen Jahren Verantwortung übernehmen müssen und können. Das ist genau das, was ich will!

SPOX: Wie ist es mittlerweile in Lemgo zu leben als Schwabe? Was vermissen Sie am meisten?

Kraus: Puh, schwer zu sagen. Wahrscheinlich das Essen meiner Mum und sonntags am Tisch mit meiner Family rumzualbern. Aber mal ehrlich, ich falle hier nicht vom Fleisch. Ich habe mir einen sehr guten Freundeskreis aufgebaut und über Besuch aus dem Schwabenland kann ich mich nicht beklagen. Außerdem: In Lemgo zu spielen und zu leben ist super, hier wird Handball richtig gelebt. Das schätze ich sehr.

SPOX: Sind Sie eigentlich noch VfB-Fan?

Kraus: Natürlich, ich bin und bleibe Schwabe. Da ist es Ehrensache, dass ich den Jungs die Daumen drücke, nur leider hilft das in diesem Jahr nicht sonderlich viel. Trotzdem bin ich mir sicher, dass der VfB wieder kommt und am Ende um die Europacup-Plätze ein ordentliches Wörtchen mitredet.

Im zweiten Teil des SPOX-Interviews spricht Michael Kraus über seine Denkpause im Nationalteam und erklärt, warum er wahnsinnig ist.