THW Kiel entlässt Erfolgstrainer Serdarusic

SID
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© Getty

Kiel - Er hat Titel und Pokale am Fließband geholt, nun hat ihm der THW Kiel den Stuhl vor die Tür gesetzt: Zvonimir Serdarusic ist nicht mehr Trainer des deutschen Rekordmeisters.

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In der Nacht zum 26. Juni teilte der Verein in einer dürren Meldung die Trennung vom erfolgreichsten Vereinstrainer im deutschen Handball nach 15-jähriger Zusammenarbeit mit. Gründe wurden nicht genannt.

Man habe sich "einvernehmlich getrennt", hieß es lediglich. Ansonsten herrscht Schweigen. Eine große Karriere beim THW hat ein unrühmliches Ende gefunden.

Zerrüttetes Verhältnis

Vertraute der THW-Führung berichten, schon lange sei das Verhältnis zwischen Manager Uwe Schwenker und dem Trainer zerrüttet. Die Gründe reichten tief in den privaten Bereich. Einst waren "der Macher" Schwenker und der kantige Serdarusic, genannt Noka, enge Freunde, gingen gar gemeinsam in den norwegischen Fjorden auf Fischfang.

Seit mehreren Monaten aber sollen sie zunächst nur noch heftig gestritten und dann kein Wort mehr miteinander gewechselt haben. Das Kriegsbeil wollten beide offenbar nicht begraben.

Warum man einen Trainer, der seine Mannschaft in 15 Jahren zu 25 Titeln geführt hat - darunter elf deutsche Meisterschaften, fünf DHB- Pokalsiege, drei EHF-Cup-Erfolge und zum Triumph in der Champions League -, vom Hof jagt, lässt sich kaum plausibel vermitteln. Der THW unternahm deshalb auch gar nicht erst den Versuch.

Eigentlich sollte der Vertrag des 57-Jährigen erst Ende Juni 2009 enden. Der im bosnischen Mostar geborene und seit 1998 den deutschen Pass besitzende Serdarusic hatte vor drei Wochen gar verkündet, noch Feuer für weitere 15 Jahre in Kiel zu haben. Jetzt lodert nichts mehr.

Weltweit bester Handball-Fachmann

Serdarusic hatte bei Fans und den meisten Spielern den Status Halbgott. Doch intern rumorte es schon mal. Für den gestrengen, wortkargen Trainer zählte nur die Mannschaft, nur der sportliche Erfolg. Den verfolgte er mit aller Konsequenz - hart, kompromisslos, autoritär. Das Drumherum wie Medienkontakte, Sponsorentermine und Auftritte in der Öffentlichkeit interessierte ihn nicht.

Schwenker hielt Serdarusic zumeist den Rücken frei, lobte den Trainer als den "weltweit besten Handball-Fachmann". Er habe ihn geschützt "wie einen Polarbären", meinte der Manager. Jetzt will er das nicht mehr.

Einige Spieler wechselten nur zum THW, weil Serdarusic Trainer war. Andere blieben genau deshalb. Kreisläufer Marcus Ahlm, der vom Bundesliga-Konkurrenten Rhein-Neckar Löwen umworben wird, könnte nun der erste Abtrünnige sein. Seine Zukunft in Kiel ist eng mit der Güte von Serdarusic' Nachfolger verbunden.

Erdrückendes Erbe

Der aber wird verzweifelt gesucht. Der Isländer Alfred Gislason und der Schwede Ola Lindgren, die bei den Bundesliga-Rivalen VfL Gummersbach und HSG Nordhorn tätigen Trainer, sowie der Ex-THW- Spieler und derzeitige Coach des schwedischen Meisters Hammarby IF Staffan Olsson werden als Kandidaten gehandelt. Beide müssten gegebenenfalls mit einer hohen sechsstelligen Summe ausgelöst werden.

Auch andere Namen machten schon die Runde, doch fest steht: Wie auch immer der Neue heißt, er steht vor einem schier erdrückenden Erbe.

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