"Positives Signal von Uli Hoeneß"

Von Interview: Daniel Reimann
Die Führungsetage von 1860: Geschäftsführer Robert Schäfer (r.) und Präsident Dieter Schneider
© Imago

Der TSV 1860 München ist der erste Verein in Deutschland mit einem arabischen Investor. Im Interview spricht Geschäftsführer Robert Schäfer über das neue Potenzial der Löwen, Uli Hoeneß' Nachtgebete und Möglichkeiten zur Gewaltbekämpfung in Stadien.

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SPOX: Herr Schäfer, wie genau erinnern Sie sich noch an den 17. März 2011?

Robert Schäfer: Daran erinnere ich mich noch sehr gut. 1860 stand kurz vor der Insolvenz und wir hatten alles versucht, um den Verein zu retten. Doch die damals angedachte Bankenlösung hatte sich zerschlagen. Präsident Dieter Schneider und ich waren uns danach sicher: Wir müssen die Öffentlichkeit über den Status quo informieren und über diesen Weg nach Geldgebern suchen. Wenn es da draußen einen gibt, der für ein Investment bei 1860 in Betracht kommt, dann können wir ihn nur so erreichen.

SPOX: Hatten Sie damals Angst vor dem Scheitern? Dass der Verein endgültig den Bach runtergeht?

Schäfer: Ich hatte während dieser ganzen Zeit immer mal wieder Angst, ja. Aber man versucht in solchen Situationen, stets neue Optionen zu finden und nach vorne zu schauen. Wäre der Weg an die Öffentlichkeit erfolglos geblieben, hätten wir nach Alternativen gesucht. Aber wenn man zurückschaut und bedenkt, wie knapp das alles war, wie das Schicksal des Vereins am seidenen Faden hing, dann war das beängstigend.

SPOX: Vier Tage später meldete sich Hamada Iraki, der mit Hasan Ismaik den passenden Investor kannte. Gab es eigentlich noch weitere Angebote?

Schäfer: Ja. Aber es war schnell klar, dass diese Option die verlässlichste ist, seriös und nachhaltig. Es gab auch Angebote, von denen wir sehr schnell Abstand nehmen mussten, weil sie nicht glaubhaft und seriös waren.

SPOX: Bis heute sind Ismaiks Beweggründe nicht für alle Fußball-Fans nachvollziehbar. Er investiert über 20 Millionen Euro in einen Verein und betont zugleich, dass er daraus niemals Profit schlagen werde.

Schäfer: Das ist ja das Besondere an Investoren im Fußball. Sie müssen verstehen, dass sie kein Investment tätigen, das einer Staatsanleihe oder einem Finanzinvestment gleicht, wo man das Risiko abschätzt und dann klarstellt: Ich will sechs, acht oder zehn Prozent Rendite. Die Freude daran, etwas zu bewegen, steht im Vordergrund.

SPOX: Oder die Freude daran, sich auf dem starken deutschen Markt einen Namen zu machen?

Schäfer: Das ist selbstverständlich auch ein Punkt. Ismaik war im vergangenen Jahr die am häufigsten gegoogelte arabische Person in Deutschland. Sein Ziel ist es, sich als Investor hierzulande einen guten Ruf zu erarbeiten. Und natürlich hat er auch das Potenzial erkannt, das in 1860 steckt. Zum Zeitpunkt seines Einstiegs waren wir sein sehr gutes Investment im deutschen Profi-Fußball mit großen Wachstumsmöglichkeiten. Das hat er gesehen und daran glaubt er. Und, auch wenn wir dieses Thema geduldig angehen: Wenn wir eines Tages aufsteigen, verdoppelt sich unser Unternehmenswert.

SPOX: Damit dieses Ziel verwirklicht wird, hat Ismaik 1860 zu Saisonbeginn ein fünf Millionen Euro schweres Darlehen gewährt, das in den kommenden beiden Jahren erneuert werden soll. Da freut man sich auf den Sommer-Transfermarkt, oder?

Schäfer: Es ist tatsächlich eine neue Situation. Bei den diesjährigen Verpflichtungen haben wir trotzdem jeden Cent umgedreht und genau darauf geachtet, dass wir unsere Budget-Vorgaben einhalten. Wir müssen keine Spieler mehr verkaufen, um Einnahmen für andere Transfers zu generieren. Seit Kevin Volland, dessen Ablöse damals dringend benötigt wurde, mussten wir kein Talent mehr verkaufen. Das sind die Früchte unserer Arbeit.

SPOX: Und was ist, wenn Sportdirektor Hinterberger und Trainer Maurer bereits im Winter mit möglicherweise kostspieligen Kandidaten auf sie zukommen?

Schäfer: Das werden sie immer tun, sonst würden sie ihren Job nicht richtig machen (lacht).Aber zum jetzigen Zeitpunkt gibt es ohnehin keine Überlegungen, aktiv zu werden. Zumal unsere Sommer-Neuzugänge einen ordentlichen Job machen. Alle kommen regelmäßig zum Einsatz, die meisten sind Stammspieler. Das ist eine gute Quote.

SPOX: In den Kader investiert Ismaik, für den erhofften Bau eines eigenen Stadions kommt er als Geldgeber nicht in Frage. Weshalb?

Schäfer: Hasan Ismaik hat das Ziel, dass der Verein sportlich erfolgreich ist und als Unternehmen funktioniert. Ein Stadion ist ein völlig anderes Projekt, für das Ismaik erst einmal nicht zur Verfügung steht. Wenn er sich irgendwann doch daran beteiligen möchte, besteht mit Sicherheit die Möglichkeit dazu.

SPOX: Bei früheren Versuchen, aus der Allianz Arena ins geliebte Grünwalder Stadion umzuziehen, hat sich die Stadt München oft quergestellt. Nun hat der Verein eine Anfrage bezüglich eines Grundstücks im Münchner Osten gestellt. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es diesmal grünes Licht gibt?

Schäfer: Es gab damals zwar eine professionell erstellte Studie zur Realisierung einer Rückkehr ins Grünwalder Stadion, doch die wichtigste Voraussetzung - der Brandschutz - war darin weitreichenden Maßnahmen verbunden. Daraufhin hat uns die Stadt klar signalisiert: Dieses Stadion kann nur für die 3. Liga ausgebaut werden. Bei der aktuell angefragten Fläche haben wir versucht, entscheidende Kriterien von Anfang an zu berücksichtigen.

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