"Positives Signal von Uli Hoeneß"

Von Interview: Daniel Reimann
Die Führungsetage von 1860: Geschäftsführer Robert Schäfer (r.) und Präsident Dieter Schneider
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SPOX: Allerdings ist der Stadionbau von weiteren Faktoren abhängig, nicht zuletzt von den Bayern. Immerhin: Uli Hoeneß hat kürzlich der "Abendzeitung" gestanden, er schließe den Wunsch eines eigenen Löwen-Stadions in sein abendliches Nachtgebet ein.

Schäfer: Wir sind noch lange nicht an dem Punkt angelangt, wo wir uns darüber Gedanken machen sollten. Erst müssen wir noch unsere Hausaufgaben zu erledigen. Aber diese Aussage von Uli Hoeneß, der ja ein sehr verlässlicher Mensch ist, ist natürlich ein positives Signal.

SPOX: Was den Stadionbau anbetrifft, so haben sie angekündigt, eng mit den Fans zusammenarbeiten zu wollen. Wie soll das konkret aussehen?

Schäfer: Ein Grundgerüst, das umsetzbar und für einen Investor attraktiv ist, müssen wir selbst erstellen. Die wirtschaftliche Machbarkeit ist die oberste Prämisse. Aber wenn es ins Detail geht, zum Beispiel auf welcher Seite die Stehplätze anzusiedeln sind und so weiter, wollen wir die Fans ins Boot holen, damit sie ihre Ideen und Vorschläge einbringen.

SPOX: Die Zusammenarbeit mit den Fans stand erst kürzlich im Fokus: Es wurde eine gemeinsame Stellungnahme zum DFL-Konzept "Sicheres Stadionerlebnis", das zurzeit für viel Aufregung sorgt, abgegeben. Eine endgültige Positionierung wurde darin aber vermieden...

Schäfer: ...und das ganz bewusst. Schließlich war klar kommuniziert, dass das DFL-Papier nur ein Entwurf ist, zu dem von Vereinsseite eine Bewertung mit Vorschlägen abgegeben werden sollte. Es ging gar nicht um endgültige Zustimmung oder Ablehnung. Deshalb habe ich die anderen Vereine, die sich von vornherein gegen dieses Konzept gestellt haben, nicht verstanden. Wir haben konkrete inhaltliche Anmerkungen zu jedem Thema gemacht und dazu vorgeschlagen, dass es ein Treffen aller Klubs mit jeweils einem Fan- und einem Vereinsvertreter geben sollte. Ziel muss es sein, einen Kompromiss zu finden, der alle Interessen berücksichtigt.

SPOX: Entwurf hin oder her: Wie steht 1860 zu den Vorschlägen der DFL? Es geht unter anderem um stärkere Kontrollen, einen Ausbau der Videoüberwachung und so weiter...

Schäfer: Inhaltliche Details des Diskurses sollten zwischen Liga und Verein bleiben und nicht den Weg über die Öffentlichkeit gehen. Ich halte es für deplatziert, dass manche Vereine die Medien genutzt haben, um bestimmte Vorschläge öffentlich zu kritisieren. Es ist ohnehin noch ein ausgiebiger Willensbildungsprozess nötig. Dieser sollte aber intern stattfinden. Denn wir brauchen bis Dezember einen Beschluss, um der Politik zu zeigen, wie der deutsche Fußball auf Gewalt-Problematik in den Stadien reagiert.

SPOX: Andernfalls könnte die Politik selbst die Initiative ergreifen. Einige Stimmen rufen laut nach einem Stehplatzverbot.

Schäfer: Wenn es zu gewaltsamen Platzstürmen kommt, ist es klar, dass eine Diskussion entsteht. Aber man sollte daraus nicht die falschen Schlüsse ziehen. In England hat man damals nach dem Drama von Hillsborough Stehplätze verboten, weil sie fortan mit Gefahr gleichgesetzt wurden. Dabei kam es zu der Katastrophe nicht etwa, weil der Schauplatz ein Stehplatz-Block war, sondern weil er völlig überfüllt war, weil es keine Wellenbrecher gab und keine Fluchttore geöffnet wurden.

SPOX: Was wären die Alternativen zum Durchgreifen der Politik?

Schäfer: An dieser Stelle sind vielmehr die Klubs gefragt. Sie müssen die Personen, die sich falsch verhalten, entsprechend bestrafen - schlimmstenfalls mit Stadionverbot.

SPOX: Allerdings haben die 1860-Fans in einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier zum DFL-Konzept unter anderem die Wirkung von Stadionverboten infrage gestellt. Stattdessen solle man Alternativen prüfen.

Schäfer: Richtig. Die Fans haben darin die Frage aufgeworfen: Wirkt ein Stadionverbot als präventive Maßnahme? Aus unserer Erfahrung sind Stadionverbote tatsächlich ein wirksames Mittel. Aber es kann nicht schaden, das in der Realität immer wieder zu überprüfen.

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