Feuer unterm Dach beim FC Augsburg

SID
War gegen Fortuna Düsseldorf nicht im Kader des FCA: Torjäger Michael Thurk (l.)
© Getty

Der Torjäger im Abseits, der Aufstieg zum Greifen nahe: Der FC Augsburg steuert dem ersten Erstligajahr seit 1959 entgegen, doch die Stimmung bei den Schwaben ist angespannt.

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Trainer Jos Luhukay hatte vor dem 5:2 (1:2) gegen Fortuna Düsseldorf ausgerechnet Torjäger Michael Thurk aus dem Kader gestrichen - offiziell wegen unzureichender Trainingsleistungen - und dafür überraschend viel Zustimmung geerntet.

In einer Internet-Umfrage der "Augsburger Allgemeinen" bezeichneten 77 Prozent der Fans (Stand Dienstagmittag) die Verbannung als richtig, und auch die Kollegen sprangen Thurk nicht zur Seite. "Das war eine Warnung für jeden, egal ob Jung oder Alt", sagte beispielsweise Axel Bellinghausen: "Jetzt weiß jeder, was die Stunde geschlagen hat." Uwe Möhrle ergänzte: "Das war eine ereignisreiche Woche, da war richtig Feuer unter'm Dach."

Die Vereinsführung bemühte sich, die Ausbootung des Torschützenkönigs der Vorsaison als ganz normalen Vorgang abzustempeln. "Das sollte man tiefer hängen", sagte Manager Andreas Rettig: "Es ist niemand suspendiert worden. Michael hat sich eben nicht für den 18er-Kader qualifiziert. Ich weiß nicht, warum man sich darüber so aufregt, bei allen anderen wäre es kein so großes Thema."

Thurk fliegt aus dem Kader

Doch Routinier Thurk kann mit 50 Toren in 90 Pflichtspielen für den FCA eine stolze Bilanz vorweisen. Die Frage, warum ein solch erfahrener und treffsicherer Spieler nach einer schwachen Trainingswoche gleich ganz aus dem Kader fliegt, ist spannend. So kursierten am Montag auch Gerüchte über disziplinarische Gründe. Der Ex-Mainzer Thurk versicherte allerdings, er habe sich "nichts vorzuwerfen".

Trainer Luhukay versicherte, er sei "nicht nachtragend", Thurk werde weiter zum Team gehören. Die Rückkehr ins Team wird für den 34-Jährigen aber keine Selbstverständlichkeit. Denn nach dem 1:2-Pausenrückstand durch die Tore des Ex-Düsseldorfers Axel Bellinghausen für die Schwaben (4.) und Ken Ilsö (11.) sowie Jens Langeneke (19., Foulelfmeter) wandelte ausgerechnet das Sturmpaar Nando Rafael (52./58.) und Torsten Oehrl (56./67., Foulelfmeter) mit zwei Doppelpacks innerhalb von 16 Minuten eine drohende Niederlage in ein kleines Schützenfest.

Vier Punkte Vorsprung hat der Tabellenzweite neun Spiele vor dem Saisonende auf den Relegationsplatz. Der Ex-Klub der Nationalspieler Bernd Schuster oder Helmut Haller hat damit beste Chancen, 2011 erstmals seit 52 Jahren wieder erstklassig zu spielen. "Dieser Sieg war Gold wert, jetzt haben wir uns etwas Luft geschaffen", sagte Bellinghausen. Luhukay ergänzte: "Dieser Sieg war toll. Wir haben das Spiel mit Elan und Power gedreht." Anschließend erlaubte der Niederländer seinen Spielern, zumindest den Rest des Rosenmontags zu feiern.

Katerstimmung in Düsseldorf

Dem Gegner aus der Karnevals-Hochburg war dagegen die Karnevals-Stimmung vergangen, auch den 200 als "Panzerknacker" verkleideten Fans auf der Tribüne. Der "Express" schrieb, die Profis seien im zweiten Durchgang "wie karnevalistische Schnapsleichen übers Feld gestolpert".

Langeneke hatte jedoch einen anderen Grund für die Niederlage ausgemacht: Die erstmals in einem Pflichtspiel eingesetzten lila-blauen Auswärstrikots. "Die finde ich eh scheiße. Die kriegen jetzt Sammlerwert, denn wir werden sie nie mehr tragen", sagte der Abwehrspieler.

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