Peinlicher Eklat beim MSV Duisburg

SID
Bernhard Dietz war zuletzt 2006 als Trainer Rot Weiss Ahlen aktiv
© Getty

Der MSV Duisburg stellte am Freitag zwei neue Vorstandsmitglieder vor. Doch der "neue Berater für den Vorstand und Aufsichtsrat", Bernard Dietz, wusste gar nichts von seinem Glück.

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Das Ende einer Ära beim MSV Duisburg begann mit einem Eklat. Am Freitag brach der Zweitligist zu neuen Ufern auf, nur Vereins-Idol Bernard Dietz wusste von nichts.

Der mächtige Klubchef Walter Hellmich stellte mit der Vorstellung von David Karpathy als Nachfolger auf dem Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden die Weichen für die Zukunft. Dietz wurde bei einer Pressekonferenz in der MSV-Arena hochgelobt und als neuer "Berater für den Vorstand und Aufsichtsrat" vorgestellt - was dem Kapitän der Europameister-Mannschaft von 1980 allerdings völlig neu war.

"Ich weiß davon nichts. Mit mir hat noch niemand gesprochen. Ich habe das Gefühl, da geht jemand mit meinem Namen hausieren. Man kann mich nicht einfach so ankündigen. Man muss sich doch wohl erstmal mit mir unterhalten", sagte Dietz dem "sid".

"Ein Bernard Dietz gehört an die Front"

Der 62-Jährige war bei der Pressekonferenz in der MSV-Arena nicht zugegen. Kontakt hatte er zuvor nur zum Aufsichtsratskandidaten Jürgen Uhlemann geknüpft, der Dietz in seinem Konzept für eine tragende Rolle vorsah, aber überraschend bei einer Sitzung der entscheidenden Gremien am Donnerstagabend kein Thema mehr war. Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsführung des MSV sprachen sich einstimmig für Karpathy aus.

Gleichwohl zeigte sich "Enatz" Dietz, der zwischen 1970 und 1982 insgesamt 396 Spiele für die Meidericher absolvierte, gesprächsbereit: "Mein Herz hängt am MSV." Zudem kennt er David Karpathy, der als Geschäftsführer und Arbeitsdirektor des MSV-Hauptsponsors Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) auch Dietz' Fußballschule finanziell unterstützt. "Trotzdem, auch er muss erstmal mit mir reden", sagte Dietz.

Handlungsbedarf sieht der bei den Fans überaus beliebte "Malocher" beim MSV in hohem Maße. In diesem Zusammenhang lehnte Dietz auch erneut das Amt des Klub-Präsidenten ab. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich keinen Präsident spielen kann. Ein Bernard Dietz gehört an die Front. Fanbetreuung, Scouting, Heranführung von Spielern an den Profikader - da tun sich beim MSV riesige Lücken auf." Hellmich, der seinen Aufsichtsratsposten Mitte August endgültig an Karpathy übergibt, will bis dahin auch sein Präsidentenamt zur Verfügung stellen.

Keine Doppelfunktion für Karpathy

Auch Karpathy steht nicht zur Verfügung. Eine Doppelfunktion sei nicht sein Ziel, sagte der DVV-Boss, der den in den vergangenen acht Jahren häufig über- und eigenmächtigen Hellmich indirekt leicht kritisierte: "Ich sehe mich nicht als Einzelkämpfer, sondern als Teamplayer. Mit dem Team, das ich kennen gelernt habe, kann man sehr gut arbeiten."

Dass Hellmich durch den Verzicht auf zwei Gremien an Einfluss verliert, ist wenig wahrscheinlich. Der 66 Jahre alte Bauunternehmer wird unverändert Geld in den Klub pumpen. "Ich werde den MSV weiter finanziell unterstützen. Mein Rückzug wird die Geschichte nicht tangieren. Geld ist eine wichtig Komponente", sagte Hellmich und kündigte drei weitere Neuverpflichtungen für die kommende Saison an.

Karpathy dürfte Hellmich dabei nicht in den Weg kommen. Der neue Aufsichtsratsvorsitzende wurde von den MSV-Gremien berufen und hatte sich nicht einmal um das Amt beworben.

Duisburg: Karpathy wird Hellmich-Nachfolger