Keine Macht den Zahlen

Von Stefan Moser
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© Getty

München - Unter der Rubrik "Erfolge" vermerkt Wikipedia für die TSG 1899 Hoffenheim exakt einen Meistertitel: Oberliga Baden-Württemberg im Jahr 2001.

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Klingt irgendwie provinziell. Genau wie der bisherige Werdegang des Sinsheimer Retorten-Babys. Als Dietmar Hopp, Mitbegründer der SAP und finanzkräftiger Mäzen des Hoffenheimer Fußballs, sich Anfang der Neunziger dazu zu entschloss, seinen Heimatverein einmal komplett umzukrempeln, kickte die TSG noch in der Kreisklasse A.

Das ist in Deutschland die dritte Liga - von unten gezählt. Doch dann floss Hopps Geld. Spieler wurden verpflichtet, ein Stadion gebaut, kompetente Trainer engagiert. Innerhalb von nur 16 Jahren schaffte Hoffenheim sechsmal den Aufstieg: Heute spielt die Elf von Ralf Rangnick in Liga zwei - von oben gezählt.

Dort erwartet das Dietmar-Hopp-Stadion nun am Freitag (ab 18.00 Uhr im LIVE-Ticker und bei Premiere) den 1. FC Kaiserslautern. Ein Team mit einer ganz anderen Geschichte. 

 

Nur nicht die Beine brechen

Als es für Hoffenheim 1990 in der Kreisklasse A etwa noch darum ging, sich während des Spiels nicht die Beine zu brechen und hinterher ein frisches Bierchen zu kippen, wurde der FCK mal eben Pokalsieger. Ein Jahr später folgte einer von insgesamt vier Meistertiteln. Und Hoffenheim? Schaffte den Aufstieg in die Bezirksliga.  

In der ewigen Tabelle der Bundesliga belegt Kaiserslautern noch immer Platz sechs: 1424 Spiele, 2276 Tore, 2025 Punkte. Und Hoffenheim? Taucht in der Liste überhaupt nicht auf.

Doch alle diese Zahlen sind im Moment nur Makulatur: Am Freitag gegen Kaiserslautern geht die TSG 1899 als Favorit ins Spiel. Der Verein ist inzwischen hoch professionell aufgestellt. Wie weit die Tage aus der Kreisliga inzwischen zurückliegen, zeigt allein die Tatsache, dass Rangnick während der Woche im Training auf fünf Spieler verzichten musste - wegen Länderspielreisen.

Katastrophen zu Saisonbeginn

Nach einem eher durchwachsenen Auftakt in die erste Zweitliga-Saison der Vereinsgeschichte ist Hoffenheim nun bereits seit fünf Spielen in Serie ungeschlagen. Drei Siege, drei Remis und drei Niederlagen bedeuten aktuell Platz 10 in der Tabelle, mit Blickrichtung nach oben.

"Unser Team hat sich in den vergangenen Wochen toll entwickelt. Sehr positiv ist, wie die Spieler mittlerweile untereinander umgehen. Diese positiven Dinge nehmen wir mit in das Kaiserslautern-Spiel und versuchen, es für uns zu entscheiden", sagte Rangnick am Donnerstag.

Ganz anders die Situation in Kaiserlautern. Die Pfälzer stehen nach einem katastrophalen Saisonbeginn noch immer auf einem Abstiegsplatz. Magere sieben Punkte aus neun Spielen bedeuten Platz 16.

"Wichtig für die Moral"

Mit einem 0:0 in Offenbach und einem 3:0-Sieg gegen Osnabrück zog Cheftrainer Kjetil Andre Rekdal in den letzten beiden Partien den Kopf allerdings noch einmal ein Stück weit aus der Schlinge.

"Der Sieg war sehr wichtig für die Moral. Nun hoffen wir natürlich, dass weitere Siege folgen werden", sagte Rekdal im Hinblick auf das Spiel am Freitag.

Diese Aufwärtstendenz blieb auch Ralf Rangnick nicht verborgen. Entsprechend warnt er vor dem Gegner: "Kaiserslautern ist besser als es der momentane Tabellenstand aussagt. Es ist eine junge, motivierte und leistungsbereite Mannschaft", so der 49-Jährige.

Dasselbe gilt aber auch für sein eigenes Team: Jung, motiviert und leistungsbereit. Angetrieben von dem einen Traum: Einen weiteren Eintrag in der Rubrik "Erfolge" bei Wikipedia - der Aufstieg in die Bundesliga.

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