WM

"Oft sehr einfach zu durchschauen"

Von SPOX
Für Ottmar Hitzfeld ist es das letzte Mal auf der großen Bühne. Er wird nach der WM aufhören
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Hitzfelds Problemfall: Granit Xhaka

Fabian Ruch (36) arbeitet als Fußballjournalist für die "Berner Zeitung" und ist auch als Schweizer Korrespondent für den "Kicker" tätig. Er wird während der gesamten WM in Brasilien sein - und tippt auf Brasilien als Weltmeister.

Die Schweiz darf der Weltmeisterschaft zuversichtlich entgegenblicken. Sie besitzt ein talentiertes, gut organisiertes Team mit jungen, hungrigen Spielern. Und ich glaube auch nicht, dass die belastete Beziehung zwischen den Leistungsträgern Gökhan Inler und Valon Behrami ein Problem sein wird.

Die beiden kennen sich seit Jahren, sind beim gleichen Verein engagiert und erfahren sowie clever genug, um den Erfolg der Mannschaft nicht zu gefährden. Inler ist der Kapitän, Behrami sein Assistent, der die große Fraktion der Akteure mit einem Hintergrund aus Albanien sowie dem Kosovo führt. Diese Aufgabenteilung ist ideal.

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Zudem sieht es ganz danach aus, als ob Josip Drmic die lange gesuchte Lösung für die Schweiz im Sturm ist. Drmic blickt auf eine starke Saison zurück, er ist selbstbewusst, viel unterwegs, kaltblütig im Abschluss - und weicht gerne auf die Flügel aus.

So bleiben die Schweizer offensiv variabel, zumal auch Admir Mehmedi und Valentin Stocker im Frühling in ausgezeichneter Verfassung waren. Der Schweizer Star Xherdan Shaqiri ist damit nicht mehr so stark auf sich alleine gestellt.

Ein kleines personelles Problem aber besitzt Ottmar Hitzfeld. Er ist ja ein sehr treuer Trainer und lässt einen wichtigen Spieler selten fallen. Man darf deshalb gespannt sein, wie er mit Granit Xhaka umgeht.

Der Gladbacher war in den letzten drei Jahren gesetzt, blickt aber auf eine miese Rückrunde zurück und war auch in den zwei Schweizer Testspielen zuletzt schwach. Er ist weiter hinten stärker als auf der Position des Spielmachers im 4-2-3-1-System.

Doch im defensiven Mittelfeld sind Inler und Behrami die Stammkräfte. Eigentlich müsste Hitzfeld vorne auf den formstarken Mehmedi setzen. Das gilt vor allem für die Vorrundenspiele gegen die defensiv orientierten Ecuador und Honduras. Würde Mehmedi spielen, könnte Hitzfeld zudem endlich auch Shaqiri eine Chance in dessen Lieblingsrolle als Zehner geben. Aber Hitzfeld ist konservativ, also wird er das kaum tun.

Die Schweiz hat bei Weltmeisterschaften zuletzt nicht viele Gegentore erhalten: 2010 bloß eines, 2006 in vier Spielen gar keines. Die Innenverteidigung aber wirkte zuletzt nicht stilsicher, keiner agierte in der letzten Saison überzeugend, zudem plagten Fabian Schär, Johan Djourou und Philippe Senderos Verletzungssorgen.

Der solide Steve von Bergen ist gesetzt, daneben dürfte Schär auflaufen. Auf den Außenpositionen dagegen ist die Schweiz beinahe auf Weltklasseniveau. Ricardo Rodriguez steht vor einer großen Karriere, sein linker Fuß ist grossartig. Rodriguez schlägt tolle Flanken und gefährliche Eckbälle und Freistöße.

Auf der anderen Seite ist Rechtsverteidiger Stephan Lichtsteiner ebenfalls in fantastischer Verfassung. Er läuft und läuft und läuft und wird fast nie müde.

Insgesamt ist es der Schweiz zuzutrauen, eine Überraschung zu realisieren. In der Vorrunde wartet ein spannender Dreikampf mit Frankreich und Ecuador. Und danach kann die Schweiz die Favoriten ärgern.

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