Bereit für den vierten Stern?

Von Cihan Acar
Dirk Kuyt will mit Fenerbahce den nächsten Titel holen
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Trabzonspor

Der erste Auftritt: Bei Kayseri Erciyesspor, Sonntag, 17:30 Uhr.

Die Ziele: Trabzon träumt seit Jahren davon, die Phalanx der Istanbuler Großvereine endlich zu brechen, doch der letzte Titel liegt dreißig Jahre zurück. Auch in der vergangenen Saison konnte man im Rennen um die Meisterschaft keine Rolle spielen. Damit soll nun Schluss sein. Schon bevor die letzte Saison zu Ende war, richtete Trabzon-Klubchef Ibrahim Haciosmanoglu den Blick auf die kommende Spielzeit: "Unser Ziel ist es, den Kader so zusammenzustellen, dass wir um die Meisterschaft spielen können."

Das Personal: Um die großen Ziele angehen zu können, nahm man im Sommer Geld in die Hand. Stolze 20 neue Spieler fanden den Weg ans Schwarzmeer, der Königstransfer ist der von Benfica Lissabon geholte Stürmer Oscar Cardozo. Der Paraguayer ist der große Hoffnungsträger, doch auch von weiteren Neuzugängen wie Kevin Constant (AC Mailand), Mehmet Ekici (Werder Bremen) oder Ishak Dogan (Karabükspor) verspricht man sich viel. Und damit nicht genug: Auch mit Rafael van der Vaart vom Hamburger SV soll es erste Gespräche gegeben haben.

Der X-Faktor: Vahid Halilhodzic. Der exzentrische Coach, der in der Saison 2005/2006 bereits in Trabzon arbeitete, sorgte bereits kurz nach seinem Amtsantritt für Aufregung. Nach dem dritten Testspiel legte er sich öffentlich mit dem Vorstand an und drohte mit Rücktritt, falls seine Transferwünsche nicht erfüllt würden. Später kam es nach einer Meinungsverschiedenheit mit dem inzwischen suspendierten Florent Malouda fast zur Schlägerei zwischen Trainer und Spieler. Nach den erfolgreichen Auftritten mit Algerien bei der WM sind die Hoffnungen um den neuen Trainer trotzdem groß. Schafft es der charismatische Bosnier in seiner neu zusammengewürfelten Truppe für ein Wir-Gefühl zu sorgen, oder schlägt er zu oft über die Stränge?

Fünf weitere Fakten zum Saisonstart

Fakt 1: Sercan Yildirim galt einst als das Wunderkind des türkischen Fußballs, inzwischen ist seine Karriere aber ins Stocken geraten. Bei Gala hat es der Stürmer nicht gepackt, eine Rückkehr zu Bursaspor blieb erfolglos, nun ist er beim Aufsteiger Balikesirspor gelandet. Der ist zum ersten Mal nach vierzig Jahren wieder in der Süper Lig, hat sich mit einigen erfahrenen Spielern verstärkt und gibt sich sehr selbstbewusst: "In drei Jahren wollen wir international spielen", sagt Präsident Tuna Aktürk.

Fakt 2: Der frühere türkische Nationaltrainer Abdullah Avci ist zu seinem Ex-Klub zurückgekehrt, der unter neuem Namen spielt: Aus Istanbul Büyüksehir Belediyespor, der Stadtverwaltungsmannschaft, ist nun ein eigener Verein geworden, der sich Istanbul Basaksehir nennt. Avcis Mannschaft spielt in einem neuen Stadion, das nach seinem Nachfolger als Nationaltrainer benannt ist: das Fatih-Terim-Stadion.

Fakt 3:Das größte Streitthema der Liga hört auf den Namen "Passolig". So nennt sich das neue E-Ticket-System, für das sich jeder Fan registrieren soll, denn ohne "Passolig" ist der Besuch einer Süper-Lig-Partie nicht mehr möglich. Begründet wird dies unter anderem damit, dass man Unruhestifter schneller identifizieren und somit für mehr Sicherheit in den Stadien sorgen kann. Über 200.000 Karten wurden ligaweit bereits verkauft. Doch nicht jeder ist begeistert, zahlreiche Fangruppen boykottieren das neue System. Bei Bursaspor setzt man deshalb auf Aufklärung. Der Verein baute drei Tage lang Stände quer durch die Stadt auf, um die Anhänger zu informieren und sie mit dem unbeliebten System vertraut zu machen.

Fakt 4:Der Pechvogel der Saison steht bereits jetzt fest. "Ich will bei Kasimpasaspor einen Neuanfang wagen. Es ist ein schönes Projekt", hatte Eren Derdiyok gesagt, nachdem er einen Dreijahresvertrag beim aufstrebenden Klub unterzeichnet hatte. Doch schon im ersten Training verletzte sich der Schweizer schwer, die bittere Diagnose: Kreuzbandriss. "Fußball kann seltsam sein", sagt Kasimpasaspor-Coach Shota Arveladze, "Endlich hatten wir einen guten Stürmer, und dann passiert solch ein Unglück." Mitspieler Orhan Sam zeigt Mitgefühl: "So etwas wünsche ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind."

Fakt 5:Die ewigen Rivalen Fener und Gala werden auch in dieser Saison wohl keine großen Freunde mehr. Das wurde bereits im Duell um den türkischen Supercup deutlich, das Fener nach Elfmeterschießen für sich entscheiden konnte. Nach Felipe Melos verschossenem Elfmeter kam es zum Gerangel zwischen dem Brasilianer und Fener-Keeper Volkan Demirel, und nach dem Spiel ging es munter weiter. Volkan: "Die Gemeinde soll Straßenhunde vergiften, sonst muss ich das übernehmen." Eine Anspielung auf Melo, der seine Tore gerne als eine Art schleichender Kampfhund bejubelt. Dessen Antwort: "Ich mag Pitbulls mehr als Volkan." Bis zum Wiedersehen der Streithähne dauert es nicht lange: Am 6. Spieltag treffen Gala und Fener im ersten Derby der Saison aufeinander.

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