Farbenlehre mit Niang und Stoch

Von Cihan Acar
Da noch in den richtigen Farben: Mamadou Niang bei seiner Ankunft in Istanbul
© Imago

Der erste Spieltag in der Süper Lig brachte viel Neues für die Beteiligten: Markus Merk ist jetzt ein Fernsehstar, Mamadou Niang muss sich noch an die Gepflogenheiten seines neuen Vereins gewöhnen und Bernd Schuster sorgt für neue Gerüchte. Alles beim Alten hingegen für Frank Rijkaard: Der wird mit einer bestimmten türkischen Stadt einfach nicht warm.

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Gemeinsamkeiten I: Was haben Miroslav Stoch und Mamadou Niang gemeinsam? Klar, beide sind neuestens Fenerbahce-Spieler, doch die Antwort wäre ein wenig zu einfach. Die Auflösung folgt am Ende.

Rijkaard vs. Sivas: Sivas ist einfach kein gutes Pflaster für Galatasaray-Coach Frank Rijkaard. 5. April 2010: 28. Spieltag, in letzter Minute den Ausgleich kassiert und damit die Meisterschaft vermasselt, Gerangel mit Sivas-Assistenztrainer Hayati Soydas. 13. August 2010: 1. Spieltag, 1:2 verloren und den Saisonstart vermasselt, erneutes Gerangel mit Erzfeind Soydas.

Nach dem Spiel ging es dann ebenso ärgerlich weiter: Als Rijkaard sich zur obligatorischen Pressekonferenz begab, saß gerade Sivas-Spieler und Mann des Tages Ceyhun Eris an den Mikrofonen und sinnierte über seine Fabelleistung. Rijkaard hatte auf dessen Erzählungen keine große Lust, versuchte es fünf Minuten später wieder, sah diesmal einen Funktionär am Pult sitzen, und marschierte erneut genervt ab. Im dritten Versuch klappte es dann endlich. Während der Übersetzer noch Rijkaards letzten Satz wiedergab, stand der schon auf und verließ den Raum: Nichts wie raus aus Sivas.

Markus Merk goes Fernsehexperte: Schon mal gefragt, was Markus Merk eigentlich so treibt? Den Ex-Schiedsrichter hat es in die Türkei verschlagen, besser gesagt ins türkische Fernsehen: Über die gesamte Saison wird Merk in der bekannten TV-Sendung "Maraton" Spiele und Schiedsrichterentscheidungen kommentieren und soll dafür 100.000 Euro bekommen. Die Verpflichtung Merks hat in der Türkei ziemlich hohe Wellen geschlagen, die Reaktionen reichen von "gut für die Entwicklung des türkischen Fußballs" bis hin zu "viel zu ruhig und objektiv, der Deutsche". In der Tat stellt der besonnene Merk einen ziemlichen Kontrast zu den türkischen TV-Experten dar, die ab und an schon mal versprechen, in der nächsten Sendung einen Bikini anzuziehen, falls ein von ihnen prognostiziertes Ergebnis nicht stimmen sollte.

Am ersten Spieltag lief das Experiment dann auch noch nicht so ganz unfallfrei: Merk redete drauflos, ein zugeschalteter Übersetzer tat währenddessen das Gleiche, und heraus kam ein deutsch-türkisches Kauderwelsch, das nur schwer zu verstehen war. Merk wird sich außerdem gut über die Süper Lig informieren müssen, denn vom neuen Experten werden nicht nur Einschätzungen zu den Schiedsrichterleistungen verlangt. So lautete beispielsweise die Frage eines Zuschauers: "Herr Merk, wie bewerten Sie die Leistung des Aufsteigers Karabükspor?"

"Wir sind am A...": Bleiben wir bei den Unparteiischen. Was kommt dabei heraus, wenn die vier Schiedsrichter einer Süper Lig-Partie (Sivas vs. Galatasaray) in einer Hotel-Lobby eine kurze Besprechung über das geleitete Spiel halten und ein findiger Journalist in der Nähe sitzt? Antwort: Tagelange Schlagzeilen und viel Aufruhr. Vor allem bei einem solchen Inhalt der Besprechung: "Die Situation mit Emre Colak war ein Elfmeter." - "Jetzt sind wir am A..." Ein kleiner Trost blieb dem Quartett aber: "Markus Merk hat gesagt, dass ihm unsere Leistung ganz gut gefallen hat." Na dann.

Schuster kocht in der Gerüchteküche: Besiktas zeigte beim 1:0-Sieg bei Bucaspor eine reife Leistung, doch eine Baustelle bleibt: der Sturm. Hier soll möglichst noch nachgelegt werden. Seit Wochen geistern daher große Namen durch die Zeitungen. Bernd Schuster wurde nach dem Spiel in Buca nach seiner Meinung und seinen Erwartungen bezüglich eines Transfers gefragt. Wer nun das übliche Dementi erwartete, wurde überrascht, denn Schuster kommentierte die Gerüchte auf seine Art: "Wenn ich Ronaldinho oder Robinho bekomme, sind die bei mir natürlich gesetzt. Ich sehe dauernd Bilder und Berichte über sie in den Zeitungen, also werde ich wohl einen von ihnen bekommen." Ob die anwesenden Journalisten die Ironie Schusters als solche aufgenommen haben, bleibt abzuwarten, ist aber unwahrscheinlich.

Gemeinsamkeiten II: Kommen wir zurück zur Quizfrage vom Anfang. Stoch und Niang ist bei ihrem ersten Training bei Fener jeweils das gleiche Missgeschick passiert: beide sind in gelben Fussballschuhen mit roten Schuhbändern aufgelaufen. Kenner der türkischen Derby-Konstellationen fällt das "No-Go" natürlich sofort auf: die Vereinsfarben Feners sind Blau-Gelb, Erzfeind Gala läuft in Rot-Gelb auf.

Es gibt ein schönes Foto vom Trainingsauftakt bei Fener, auf dem Stoch nichtsahnend und gutgelaunt in seinen in feindlichen Farben gehaltenen Tretern joggt und der neben ihm joggende Emre Belözoglu irritiert auf die Schuhe seines Kollegen hinunterstarrt. Danach soll Emre, früher selber Gala-Spieler, dem slowakischen Neuzugang die Sachlage erklärt haben. Jetzt unterlief dem aus Marseille gekommenen Niang bei seiner ersten Trainingseinheit derselbe Fehler. Ob Niang bereits über die Sache mit den Farben aufgeklärt wurde, ist nicht bekannt. Emre wird aber wohl zur Stelle gewesen sein.

Der erste Spieltag in der Süper Lig zum Nachlesen