Real-Präsident Calderon schmeißt hin

SID
Roman Calderon nimmt laut "Marca" am Freitag seinen Hut bei Real Madrid
© Getty

Jetzt ist es amtlich: Präsident Ramon Calderon von Spaniens Rekordmeister Real Madrid ist nach schweren Betrugsvorwürfen am Freitag zurückgetreten.

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Real Madrids Präsident Ramon Calderon hat wie erwartet die Konsequenzen aus den Betrugsvorwürfen gezogen und seinen Rücktritt erklärt.

"Ich habe Irrtümer begangen, aber nichts Irreguläres getan. Ich gehe reinen Gewissens" erklärte Calderon auf einer Pressekonferenz am Freitagabend.

Kommissarisch wird wohl der bisherige Vizepräsident Vicente Boluda Fox den Vorstand übernehmen. Für Sommer 2009 sind Neuwahlen geplant.

Krisensitzung in Calderons Villa

Der Kampf um die Nachfolge ist eröffnet. Zuletzt hatten zahlreiche Prominente wie Calderon-Vorgänger Florentino Perez oder Rallye-Fahrer Carlos Sainz ihr Interesse am Amt des Real-Präsidenten bekundet.

Calderon hatte bis zuletzt versucht, seine Haut doch noch zu retten. Nach einem Krisentreffen am Donnerstag in seiner Villa mit engen Vertrauten des Vorstands und Sportdirektor Predrag Mijatovic habe er vorgezogene Neuwahlen anstreben und bis mindestens dahin im Amt bleiben wollen, berichteten spanische Medien.

Einen freiwilligen Rücktritt hatte Calderon nach der Veröffentlichung des Skandals eigentlich ausgeschlossen. "Aufgeben ist etwas für Feiglinge", hatte der Rechtsanwalt noch am Mittwoch erklärt.

Der Druck von Seiten der Medien sowie der Fans, die sich nahezu komplett gegen den Klub-Boss stellten, wurde aber offenbar zu groß.

Manipulation bei Abstimmung

Calderon war in den vergangenen Tagen unter Beschuss geraten, nachdem die Sportzeitung "Marca" handfeste Beweise für angebliche Manipulationen geliefert hatte.

Demnach soll der Spanier zur Generalversammlung am 7. Dezember Personen unerlaubt Zutritt und Abstimmungsrechte verschafft haben, um wichtige Finanz-Entscheidungen durchzubringen. So wurde beispielsweise der Etat der Saison 2008/2009 mit 564 Ja-Stimmen bei 517 Gegenstimmen knapp angenommen.

Die Zeitung veröffentlichte auch Fotos von zehn namentlich nicht genannten Personen, die nicht stimmberechtigt ihren Stimmzettel in die Höhe hielten und damit ein Votum abgaben. Dabei soll es sich um fünf Nicht-Mitglieder sowie um fünf nicht zur Wahl zugelassene Klub-Mitglieder handeln.

Calderon soll schon einmal "geschummelt" haben

Bereits im vergangenen Jahr stand Calderons Amtszeit bei den Königlichen auf der Kippe, als seine Kritiker wegen angeblicher
Ungereimtheiten bei der Präsidentschafts-Wahl im Juli 2006 vor Gericht gezogen waren. Die Klage wurde jedoch abgewiesen und Calderon im Amt bestätigt.

Die anfänglichen Vorbehalte gegen seine Person konnte Calderon durch die Verpflichtungen von Star-Trainer Fabio Capello und Top-Spieler wie Fabio Cannavaro und Ruud van Nistelrooy sowie durch den Meistertitel 2007 zunächst zerstreuen.

Auch in der vergangenen Saison wurde Real unter dem Mitte Dezember entlassenen Trainer Bernd Schuster spanischer Champion, hat in dieser Spielzeit jedoch bereits zwölf Punkte Rückstand auf Tabellenführer und Erzrivale FC Barcelona.

Calderon lehnte Rücktritt zunächst ab