Italiens Fußball unter Sparzwang

SID
Zlatan Ibrahimovic könnte das nächste "Opfer" des neuen Sparkurs werden
© Getty

Dem italienischen Fußball geht die Luft aus. Immer mehr Klubs der Serie A melden Verluste. In den vergangenen Jahren summierten sich die roten Zahlen auf jährlich rund 200 Millionen Euro.

Cookie-Einstellungen

So verschlang der Calcio seit Beginn des neuen Jahrtausends rund zwei Milliarden Euro. Weil das Geld fehlt, verliert die italienische Liga ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Top-Ligen wie in Spanien und England.

Darunter leidet auch die Nationalmannschaft des Weltmeisters. Erfolge bleiben aus, wie die Blamage der Squadra Azzurra gegen Brasilien im Confederation Cup bezeugt.

"In der globalen Rezession müssen die großen Unternehmer den Gürtel enger schnallen, weil die Gewinne stark rückgängig sind. Das betrifft leider auch die Welt des Fußballs", sagte AC Milans Geschäftsführer Adriano Galliani laut "Gazzetta dello sport".

Weltstars verlässen die Serie A

Abwanderung der Weltstars und Riesenverluste für die Spitzenvereine sind das Resultat. Kein Wunder, dass immer mehr italienische Klubs auf Sparkurs setzen.

Nach dem Verkauf des brasilianischen Stars Kaka für 65 Millionen Euro an Real Madrid will der AC Milan jetzt die Gehaltsausgaben um 30 Prozent reduzieren.

Dadurch sollen jährlich 45 Millionen Euro eingespart werden. Die hohen Spielerausgaben und ein belastendes Steuersystem drohen die Klubs zu erdrosseln.

355 Millionen Euro Verlust in zwei Jahren

Auch Meister Inter Mailand, der innerhalb von zwei Jahren (2006 bis 2008) Verluste von 355 Millionen Euro ansammelte, hat den Rotstift gezückt.

Inter-Chef Massimo Moratti, der Verluste seines Klubs zuletzt noch mit den Dividenden seiner reichen Erdölgesellschaft Saras eindämmen konnte, verordnete einen dreijährigen Sparkurs.

Um die Spielergehälter zu reduzieren, erwägt Moratti unter anderem den Verkauf von Superstar Zlatan Ibrahimovic. Statt auf Stars will er künftig stärker auf junge Spieler wie das 18 Jare alte Talent Mario Balotelli setzen.

Juve mit neuem Stadion

Zudem verlangt Inter Steuererleichterungen von der Regierung. "In Italien verschlingt der Fiskus 50 Prozent der Klubeinnahmen, in anderen Ländern beträgt die Besteuerung 24 Prozent. Derartige Unterschiede belasten uns enorm", sagte Geschäftsführer Ernsto Paolillo.

Auf mehr Geld durch zusätzliche Einnahmequellen setzt dagegen Rekordmeister Juventus Turin. Dafür soll ein neues Stadions sorgen. Die Fertigstellung des Stadio delle Alpi für 40.000 Zuschauer ist bis 2011 vorgesehen.

Die Mehrzweck-Arena soll in ein reines Fußball-Stadion umgebaut werden, in dem Restaurants, Geschäfte und Kinos auch außerhalb der Spieltage Tausende Besucher an den Turiner Stadtrand ziehen sollen.

Krise als Chance

Juve-Geschäftsführer Jean-Claude Blanc sieht die Krise als Chance für den italienischen Fußball: "Endlich können wir unser Fußball-Modell überdenken. Die Klubs müssen stärker auf italienische Talente setzen. Dies wird uns auch ermöglichen, eine stärkere Nationalmannschaft aufzubauen."

Gemeinsam hoffen die Klubs darüber hinaus auf einen neuen Fernsehvertrag. Eine Milliarde Euro soll er ab 2010 jährlich bringen. Das sind immerhin 200 Millionen Euro mehr als bisher.

Inter Mailand möchte Ibrahimovic verkaufen