Zurück zu Glanz und Gloria

Von SPOX
Jose Mourinho trifft zum ersten Mal in einem Pflichtspiel auf seinen ehemaligen Verein Real Madrid
© getty

Beim Duell um den europäischen Supercup trifft Jose Mourinho mit Manchester United auf seinen ehemaligen Verein Real Madrid (20.45 Uhr im LIVETICKER). Nach einer durchwachsenen Ligasaison mit dem sechsten Platz in der Endabrechnung soll das Treffen mit dem Champions-League-Sieger der nächste Schritt für Manchester United zurück zum Glanz vergangener Tage darstellen.

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Die Zuschauer im kalifornischen Santa Clara staunten nicht schlecht, als sich die hochbezahlten Stars von zwei der größten Fußballvereine der Welt sieben Fehlversuche vom Elfmeterpunkt leisteten. Am Ende siegte Manchester United im Rahmen des International Champions Cup mit 2:1 im Elfmeterschießen gegen Real Madrid, nach der regulären Spielzeit hatte es 1:1 gestanden.

Mittlerweile sind beide Welt-Klubs von der US-Reise wieder in heimische Gefilde zurückgekehrt, am Dienstag treffen die amtierenden Sieger der Champions und Europa League in Skopje erneut aufeinander. Für Jose Mourinho ist das Aufeinandertreffen gegen Real das erste Wiedersehen mit seinem Ex-Verein in einem Pflichtspiel seit seiner von Misstönen begleiteten Demission 2013.

Gemischte Bilanz nach Mourinhos erstem Jahr bei Manchester United

Nach der mit dem Abgang von Sir Alex Ferguson verbundenen Tristesse beim englischen Rekordmeister und den erfolglosen Engagements von David Moyes und Louis van Gaal wurde Mourinho zu Manchester United geholt, um den Verein wieder zurück an die nationale Spitze zu führen. Dorthin, wo die Red Devils dem eigenen Selbstverständnis nach hingehören.

Zwar holte der Portugiese in seinem ersten Jahr in Manchester auf Anhieb drei Titel, jedoch können die in der letzten Saison errungenen Triumphe im Community Shield, Ligapokal sowie der Europa League nicht über die durchwachsene Ligasaison hinwegtäuschen. Zugegebenermaßen stellte ManUnited die zweitbeste Defensive der Liga, leistete sich aber auch die meisten Unentschieden aller Teams und erzielte 31 Tore weniger als Meister Chelsea.

Die drei Titel verhinderten eine allzu kritische Bewertung von Mourinhos Debütsaison, langfristig soll der 54-jährige die Red Devils aber wieder in höhere Tabellenregionen führen. Auf seinen letzten Trainerstationen stand der Startrainer jedoch eher für kurzfristigen Erfolg als für Nachhaltigkeit.

Mourinho spaltete Real Madrid in zwei Lager

So kann unter sportlichen Aspekten Mourinhos Amtszeit bei den Königlichen nicht als erfolglos bezeichnet werden. Nach jahrelanger Dominanz des FC Barcelona stellte Real unter dem Portugiesen in der Saison 2011/12 einen neuen Punkte- (100) sowie Torrekord (121) auf und holte sich wieder die nationale Krone. Desweiteren stehen während Mourinhos Engagement auch ein spanischer Pokalsieg (2010/11) sowie ein Gewinn des spanischen Superpokals zu Buche (2012/13).

Die errungenen Titel konnten jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass der Führungsstil des Portugiesen im Laufe der Zeit für immer tiefere Gräben bei den Königlichen sorgte. Durch stete Verschwörungstheorien, Streitigkeiten mit Vereinsverantwortlichen, Schiedsrichtern und eigenen Spielern sowie nicht zuletzt der schleichenden Degradierung von Vereinsdenkmal Iker Casillas spaltete Mourinho den Verein zunehmend in zwei Lager. Nach drei Jahren voller Reibereien gaben schließlich Verein und Trainer im Sommer 2013 die einvernehmliche Trennung bekannt.

Im Interview mit der Zeitung Record unterstrich Mourinho zuletzt auffällig deutlich, dass die Trennung auf seine Initiative hin erfolgte: "Um ehrlich zu sein, in der Struktur von Real Madrid wollten sie nicht, dass ich gehe." Alle Vereinsverantwortlichen hätten eine weitere Zusammenarbeit befürwortet. "Ich musste fast darum betteln, dass sie mich gehen lassen", erklärte der Portugiese.

Erstaunliche Parallelen zu Mourinhos Amtszeit bei den Königlichen weist dessen zweites Engagement beim FC Chelsea auf, wo der Portugiese nicht dauerhaft glücklich wurde und viel verbrannte Erde hinterließ. Nach der Meisterschaft 2014/15 folgte ein beispielloser Absturz in der Folgesaison, begleitet von steten Querelen mit Spielern sowie Vereins- und Verbandsverantwortlichen. Im Dezember 2015 gaben die Blues schließlich die Trennung bekannt.

Kritische Stimmen bei Real Madrid über Mourinho

Dass zu Mourinhos Zeit bei den Königlichen viel Geschirr zu Bruch ging, unterstrichen nicht zuletzt Pepes Äußerungen im September 2016 gegenüber dem Radiosender Cadena Ser. "Wenn wir mit ihm auswärts gespielt haben, haben uns die Leute gehasst. Es waren drei Jahre und ich danke Gott, dass sie schnell vergangen sind", blickte der Innenverteidiger auf die drei Jahre zurück.

Ähnlich unterkühlt äußerte sich zuletzt auch Zidane über die Zusammenarbeit mit dem Portugiesen. Der Franzose agierte ab 2011 zunächst als Sportdirektor bei den Königlichen, ehe er im September 2012 die zweite Mannschaft Reals übernahm: "Er kennt sich sehr gut im Fußball aus und weiß definitiv, wie man eine Gruppe führt. Die Erfahrungen, die ich während dieser Zeit gemacht habe, waren interessant", richtete der ehemalige Weltmeister im Rahmen von Madrids US-Tour aus.

Vor allem Mourinho selbst ist vor dem Aufeinandertreffen mit seinem ehemaligen Verein darum bemüht, dem Spiel aufgrund der Voraussetzungen keine besondere Bedeutung beizumessen: "Ich betrachte sie nicht als meine ehemalige Mannschaft. Das habe ich schon viele Male erlebt." Sowohl gegen Porto als auch gegen Chelsea habe er kurz nach den jeweiligen Trennungen direkt wieder gespielt. "Ich betrachte es nicht auf der Ebene, dass es mein ehemaliger Verein ist", spielte der Startrainer das Aufeinandertreffen im Gespräch mit UEFA.com hinunter.

Mourinhos Kampfansage auf dem Transfermarkt

Nachdem Manchester United aber in den Jahren nach Titelhamster Ferguson nur noch für wenige Ausrufezeichen auf internationalem Parkett sorgte, sehnen sich die Fans und das Umfeld nach regelmäßigen Vergleichen mit den besten Teams der Welt und der Rückkehr in die europäische Spitze. Die Ambitionen der Red Devils werden nicht zuletzt von Mourinhos Aktivitäten auf dem Transfermarkt untermauert.

Nachdem im letzten Jahr die Verpflichtungen von Zlatan Ibrahimovic, Henrik Mkhitaryan und Paul Pogba europaweit für Aufsehen sorgten, wurde in diesem Sommer bislang für Romelu Lukaku, Nemanja Matic und Victor Lindelöf viel Geld in die Hand genommen.

Vor allem die Transfers der beiden Erstgenannten können durchaus als Kampfansage an die nationale Konkurrenz verstanden werden, schnappte Mourinho den Torjäger und den Mittelfeldabräumer doch seinem Ex-Verein Chelsea vor der Nase weg. Seit seinem Amtsantritt im Sommer 2016 gab der Portugiese bislang knapp 350 Millionen Euro für neue Spieler aus.

Mourinho konnte europäischen Supercup noch nie gewinnen

Nach der zweiten kompletten Transferperiode und den fortgeschrittenen Umbauarbeiten am Kader nach den Vorstellungen des Trainers wird sich das erfolgsverwöhnte Umfeld des englischen Rekordmeisters nicht mehr mit nationalem Mittelmaß zufriedengeben. Immerhin wurde der Startrainer doch geholt, um nach den Missverständnissen mit Louis van Gaal und David Moyes eine neue Ära bei den Red Devils einzuläuten und wieder die Spitze der Premier League zu erobern. Auf all seinen bisherigen Stationen konnte der Portugiese auch mindestens eine nationale Meisterschaft erringen.

Der europäische Supercup ist hingegen einer der wenigen Titel, die dem portugiesischen Startrainer noch fehlen in seiner Sammlung. Zweimal zog er bislang in diesem Spiel den Kürzeren, 2003/04 mit dem FC Porto gegen Milan und 2013/14 mit dem FC Chelsea gegen den FC Bayern.

Gegen den Ex-Klub soll der persönliche Trophäenschrank nun auch um diesen Titel erweitert werden. Ein Sieg im Supercup gegen den Champions-League-Sieger wäre für Mourinho zudem der nächste Schritt auf dem Weg, die Red Devils wieder zum Glanz früherer Zeiten zurückzuführen.

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