Systemvielfalt auf Italienisch

Von Jannik Schneider
Chelseas Neu-Coach Conte hat nur wenig Zeit, um den Spielern seine Spielidee beizubringen
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Flexibilität war der Schüssel für Juves Durchmarsch im ersten Jahr unter Conte. Bei der alten Dame installierte er in der Saison 2011/2012 zunächst sein schon in Siena funktionierendes 4-3-3-System, bei dem die beiden Außenverteidiger den Angriff mitgestalteten und aus dem deswegen bei Ballbesitz ein 2-5-3 System wurde.

Für die Premier League könnte Conte auf dieses System zurückgreifen. Was zunächst sehr offensiv klingt, ist aber auch defensiv stark - Voraussetzung dafür sind funktionierende Automatismen. Bei Ballverlust wird das defensive Umschaltspiel von Conte gefordert und gefördert. Rasch sollen die Spieler, wie zu jener Zeit bei der alten Dame, in ein stabiles 4-2-3-1 zurückkehren, die Außenverteidiger bewegen sich im Vollsprint in die Abwehrkette.

Links wäre das die Aufgabe für den beidseitig einsetzbaren Cesar Azpilicueta, für die rechte Seite suchen die Blues eine offensivstärkere Variante als Branislav Ivanovic. Noch wichtiger wäre dieser Spielertyp in einem 3-5-2 System, als rechter Part vor der Dreierkette. Kostengünstiger wird es, wenn sich die offensiv talentierten Linksverteidiger Baba oder Kenedy in Contes Augen auch defensiv als fähig erweisen. Dann könnte Azpilicueta auf rechts spielen.

Rechts vor einer Dreierkette kann ebenfalls Juan Cuadrado agieren, den Conte nach der einjährigen Leihe zu Juve wieder im Training erwartet und unlängst Hoffnung auf mehr Spielanteile machte.

Neapels Coulibaly neuer Wunschkandidat

Für die zentrale Verteidigerposition hatte Conte Ziehsohn Leonardo Bonucci vorgesehen, der bei Juve und in der Squadra Azzurra zu einem der besten Verteidiger Europas gereift ist. Doch der 29-Jährige steht kurz vor einer lukrativen Unterschrift bei Manchester City, wo ihm neben einem ähnlichen Gehalt von kolportierten acht Millionen, anders als in London, die Teilnahme in der Champions League winkt.

Deshalb hat sich Chelsea intern auf Kalidou Koulibaly festgelegt. Der 25-jährige Senegalese soll für 36 Millionen vom SSC Neapel losgeeist werden. Er könnte eine Schlüsselrolle in den Defensivplänen Contes einnehmen.

Bis dahin erhebt Kurt Zouma, der bis zu seiner schweren Knieverletzung mit guten Leistungen zu überzeugen wusste, den Anspruch auf einen Stammplatz. Völlig offen erscheint derzeit noch, welche Rolle Gary Cahill und Vereinslegende John Terry, der nochmals ein Jahr dranhängt, unter Conte einnehmen können und werden. "Terry ist der Kapitän dieses Klubs, ob er spielt oder nicht", sagte Conte bei seiner Vorstellung. Unumstrittene Stammkraft klingt anders.